
Jüngst wurde auf Katholisches.info das Thema Fatima und Papst Leo XIV. behandelt. Unterdessen scheinen die Vorbereitungen für einen Besuch des Papstes im portugiesischen Wallfahrtsort weiter fortgeschritten zu sein als bislang angenommen. Leo XIV. plant bei seinem ersten Pastoralbesuch auf der Iberischen Halbinsel gleich zwei bedeutende Wallfahrtsorte zu besuchen: Fatima in Portugal und Santiago de Compostela im nördlich angrenzenden Galicien, das zu Spanien gehört.
Secundino Cunha schrieb dazu im portugiesischen Correio da Manhã: „Der Papst besucht Portugal im Juli 2027 – ein Pastoralbesuch auf der Iberischen Halbinsel, im Jakobusjahr und zum 110. Jahrestag der Erscheinungen von Fátima. Papst Leo XIV. soll unser Land im Rahmen einer apostolischen Reise besuchen, die vom Staatssekretariat des Vatikans vorbereitet wird.“
Derzeit befindet sich die Pastoralreise in der sogenannten Prüfungsphase. Laut der portugiesischen Tageszeitung werden hierzu bereits Noten zwischen den diplomatischen Vertretungen des Heiligen Stuhls, Spaniens und Portugals ausgetauscht.
„Vor etwa drei Wochen, nachdem er sein diplomatisches Amt wegen Erreichens der Altersgrenze niedergelegt hatte, wurde der portugiesische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Domingos Fezas Vital, vom Papst empfangen. Nach dem Treffen erklärte der Diplomat gegenüber der Nachrichtenagentur Ecclesia, daß Leo XIV. Portugal so bald wie möglich besuchen wolle. ‚Er sagte mir wörtlich, es sei sein Wunsch, Portugal so bald wie möglich zu besuchen. Das war alles, was ich hören wollte‘, berichtete der Botschafter.“
Papst Leo XIV. ist für seine Marienfrömmigkeit bekannt. Der Bischof von Leiria-Fatima, Msgr. José Ornelas, hatte Kardinal Robert Prevost einige Monate vor seiner Wahl zum Papst nach Fatima eingeladen. Dieser hatte die Einladung angenommen, um am 13. Oktober den letzten der großen Pilgertage des Jahres zu leiten.
Die Wahl zum Papst hinderte das neue Kirchenoberhaupt jedoch daran, den als Kardinal zugesagten Termin wahrzunehmen. Leo XIV. möchte aber künftig die Cova da Iria aufsuchen. Die Vorbereitungen – vor allem die Klärung des Besuchs auf diplomatischer Ebene, da der Papst ja auch Staatsoberhaupt ist – sind im Gange.
Der für 2027 geplante Besuch auf der Iberischen Halbinsel soll Ende Juli stattfinden, da der Papst am Sonntag, dem 25. Juli, dem Tag des Jakobusfestes im Jakobusjahr, in Santiago de Compostela die Feierlichkeiten leiten will. Das eigentliche Ziel der Reise ist also Santiago de Compostela.
Am Tag zuvor, am Samstag, wird Leo XIV. auch Fatima besuchen, um dort – wenn auch nicht zeitgleich mit der großen Gedenkwallfahrt – den 110. Jahrestag der Erscheinungen zu begehen.
Es wird der achte Papstbesuch in Portugal innerhalb der letzten 75 Jahre sein. Paul VI. war der erste Papst, der Portugal besuchte: 1967 zum 50jährigen Jubiläum des berühmten Marienwallfahrtsortes. Johannes Paul II. setzte dreimal seinen Fuß auf portugiesischen Boden (1982, 1991 und 2000), darunter zweimal in Fatima. Benedikt XVI. besuchte Unsere Liebe Frau von Fatima 2010, und Franziskus tat dies zum 100jährigen Jubiläum 2017. Portugal besuchte er zudem nochmals 2023 zum Weltjugendtag in Lissabon. Im vergangenen Jahr zählte die portugiesische Wallfahrtsstätte 6,2 Millionen Pilger – an jenem Ort, an dem 1917 die Gottesmutter Maria drei Hirtenkindern erschienen ist.
Santiago de Compostela, obwohl ein viel älterer und in der Geschichte der Christenheit nicht minder bedeutender Wallfahrtsort, wurde bisher erst von zwei Päpsten besucht, da vor den 1960er Jahren Papstreisen kaum üblich waren. Das Jakobsheiligtum ist mit dem Jakobsweg verbunden – einem durch ganz Europa führenden Pilgerweg, auf dem seit Jahrhunderten Gläubige dem Gnadenort zustreben. Die Zahl der Pilger auf dem Jakobsweg wird für das vergangene Jahr auf 1,5 Millionen geschätzt. Etwa 500.000 offiziell registrierte Pilger erreichten das Heiligtum. Nach allgemeiner Erfahrung registriert sich nur jeder dritte Pilger. Im Jakobusjahr 2004 pilgerten gar zwölf Millionen Menschen zur Kathedrale. Ein Jakobusjahr wird immer dann begangen, wenn der 25. Juli, das Jakobusfest, auf einen Sonntag fällt, was unregelmäßig der Fall ist. Es kann manchmal fünf Jahre, manchmal elf Jahre dauern bis zum nächsten Jakobusjahr. Zuletzt fiel das Fest 2021 auf einen Sonntag, war aber wegen der Corona-Pseudopandemie von kirchlichen und weltlichen Behörden eingeschränkt worden. Papst Leo XIV. wird Santiago de Compostela zum nächsten Jakobusjahr 2027 besuchen.
Im Gegensatz zu Fatima gehörte Santiago de Compostela nie zu den 711 vom Islam eroberten Gebieten. Im gebirgigen Norden Spaniens gelang es den Westgoten, den Widerstand zu organisieren und das Vorrücken der islamischen Streitmacht zu stoppen. Von hier begann die Reconquista, die Rückeroberung der Iberischen Halbinsel. Das Bistum Iria Flavia, das heutige Santiago de Compostela, blieb erhalten und wurde zu einem wichtigen kulturellen und religiösen Zentrum des Widerstands gegen die islamische Expansion.
Theodemir, Bischof von Iria Flavia und wahrscheinlich Westgote, fand um das Jahr 820 das Grab des Apostels Jakobus, nachdem ein Eremit namens Pelayo auf einem Feld ein geheimnisvolles Licht gesehen hatte. Deshalb nannte man den Ort Campus Stellae – Sternfeld.
Die Gegend gehörte seit dem 8. Jahrhundert zum christlichen Königreich Asturien. König Alfons II., genannt „der Fromme“ und ebenfalls westgotischer Abstammung, ließ eine erste Kirche erbauen, die zum Ursprung des heutigen Heiligtums wurde. Der Großvater von Alfons II., Pelayo, der Gründer des Königreichs Asturien, hatte 722 in die Schlacht von Covadonga geführt, die zum Beginn der Reconquista gegen die muslimischen Eroberer wurde. Der heilige Jakobus wurde zum Schutzpatron Spaniens. Seine Verehrung und die Wallfahrt nach Santiago de Compostela wurden zu einem starken Symbol für den Verteidigungswillen und die Entschlossenheit, mit himmlischem Beistand die Iberische Halbinsel von den islamischen Eindringlingen zu befreien.
Mit dem Besuch in Fatima werden zahlreiche Blicke auf Leo XIV. gerichtet sein, wie er es mit den Botschaften halten wird, die Sr. Lucia seit 1917 den kirchlichen Autoritäten mitgeteilt hatte.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Correio da Manhã (Screenshot)