Patriarchen von Jerusalem prangern das internationale Schweigen nach ihrem Besuch in Gaza an

"Man sah die Menschen völlig ausgehungert"


Kardinal Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, und der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. prangerten heute im Rahmen einer Pressekonferenz das internationale Schweigen, von Medien und Politik, an zu ihrem mutigen Besuch im zerstörten Gaza-Stadt.
Kardinal Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, und der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. prangerten heute im Rahmen einer Pressekonferenz das internationale Schweigen, von Medien und Politik, an zu ihrem mutigen Besuch im zerstörten Gaza-Stadt.

Kar­di­nal Pier­bat­ti­sta Piz­za­bal­la, der latei­ni­sche Patri­arch von Jeru­sa­lem, und Teo­phi­los III., der grie­chisch-ortho­do­xe Patri­arch von Jeru­sa­lem, hiel­ten heu­te nach ihrer Rück­kehr aus Gaza eine Pres­se­kon­fe­renz. Ein dabei gezeig­tes Video ver­mit­tel­te einen Ein­druck von der gegen­wär­ti­gen Zer­stö­rung in Gaza.

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Die bei­den füh­ren­den christ­li­chen Ver­tre­ter im Hei­li­gen Land, Kar­di­nal Pier­bat­ti­sta Piz­za­bal­la für die katho­li­schen und Teo­phi­los III. für die ortho­do­xen Chri­sten, ver­ur­teil­ten am Diens­tag das inter­na­tio­na­le Schwei­gen über ihren Besuch am ver­gan­ge­nen Frei­tag in Gaza-Stadt, als Fol­ge des israe­li­schen Angriffs auf die ein­zi­ge katho­li­sche Pfarr­kir­che des Gazastreifens.

„Wir sagen der inter­na­tio­na­len Gemein­schaft: Das Schwei­gen ange­sichts des Lei­dens ist ein Ver­rat an unse­rem Gewis­sen“, pran­ger­te Teo­phi­los III. an, wäh­rend er eine gemein­sa­me Erklä­rung der bei­den Patri­ar­chen bei einer Pres­se­kon­fe­renz in Jeru­sa­lem verlas.

„Wir müs­sen klar und deut­lich sagen, daß die­se (israe­li­sche) Poli­tik im Gaza­strei­fen inak­zep­ta­bel und nicht zu recht­fer­ti­gen ist“, erklär­te Kar­di­nal Piz­za­bal­la. Die­ser erkann­te zwar soli­da­ri­sche Stim­men inner­halb der israe­li­schen Gesell­schaft an, wies jedoch auf die Ver­ant­wor­tung die­ses Staa­tes für die Angrif­fe auf Zivi­li­sten im Gaza­strei­fen hin.

Die Patri­ar­chen rie­fen alle Kon­flikt­par­tei­en dazu auf, das huma­ni­tä­re Recht zu ach­ten und den Schutz zu respek­tie­ren, den die­ses für die Zivil­be­völ­ke­rung fordert.

„Es ist höch­ste Zeit, die­sen Wahn­sinn und den Krieg zu been­den und das Gemein­wohl der Men­schen an erste Stel­le zu set­zen. Wir beten für die Befrei­ung aller Gefan­ge­nen, die Rück­kehr der Ver­schwun­de­nen und der Gei­seln“, erklär­te Teo­phi­los III.

Zu die­sem Zweck appel­lier­ten sie an die zustän­di­gen Füh­rer, eine Frie­dens­ver­ein­ba­rung zu tref­fen, ohne dabei jedoch kon­kre­te Behör­den oder Maß­nah­men zu benennen.

Die bei­den christ­li­chen Füh­rer hiel­ten die Pres­se­kon­fe­renz nach ihrer Visi­te im Gaza­strei­fen am ver­gan­ge­nen Frei­tag ab, nach­dem ein israe­li­scher Angriff auf die Kir­che zur Hei­li­gen Fami­lie in Gaza-Stadt drei Todes­op­fer und meh­re­re Schwer­ver­letz­te gefor­dert hatte.

Zum Zeit­punkt des Angriffs, gegen 10:20 Uhr (Orts­zeit) am Don­ners­tag­mor­gen, befan­den sich mehr als 400 Aus­ge­bomb­te in der Kir­che, dar­un­ter Frau­en, Kin­der und Men­schen mit beson­de­ren Bedürfnissen.

Das israe­li­sche Mili­tär behaup­te­te, das „Frag­ment“ eines Geschos­ses habe ver­se­hent­lich die Kir­che getroffen.

„Es war immer ein Feh­ler, viel­leicht war es ein Feh­ler“, kom­men­tier­te Kar­di­nal Piz­za­bal­la mit Iro­nie, beton­te jedoch, daß er kein „Exper­te für Mili­tär­ope­ra­tio­nen“ sei. „Die Kir­che wur­de getrof­fen, Men­schen sind gestor­ben – das ist eine Tat­sa­che, die sich nicht leug­nen läßt“, füg­te er hinzu.

Piz­za­bal­la und Teo­phi­los III. beton­ten, daß sie nicht nur die­sen Angriff ver­ur­teil­ten, der drei Men­schen das Leben geko­stet hat, son­dern eine Offen­si­ve, die bereits zehn­tau­sen­de Opfer gefor­dert hat.

Dar­über hin­aus spra­chen die reli­giö­sen Füh­rer die Hun­gers­not im Gaza­strei­fen an, die seit dem Beginn der israe­li­schen Offen­si­ve im Okto­ber 2023, ent­stan­den durch die tota­le oder teil­wei­se Blocka­de des Zugangs zu Lebens­mit­teln und ande­ren Gütern, vie­le Men­schen, über­wie­gend Kin­der, das Leben geko­stet hat.

„Man sah die Men­schen völ­lig aus­ge­hun­gert“, unter­strich der grie­chisch-ortho­do­xe Patri­arch sei­ne Ein­drücke beim Betre­ten des Gebiets.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Latei­ni­sches Patri­ar­chat von Jerusalem 

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