Maria Miterlöserin – ein Debattenbeitrag

Tagung in Paris


In Paris fand eine Tagung über die Miterlöserschaft Mariens statt.
In Paris fand eine Tagung über die Miterlöserschaft Mariens statt.

Von Che­tro De Carolis

Anzei­ge

In den ver­gan­ge­nen Tagen, vom 23. bis 24. Mai 2025, fand im Hon­no­rat-Saal des Mai­son Inter­na­tio­na­le der Cité Uni­ver­si­taire in Paris vor einem gro­ßen Publi­kum von Gläu­bi­gen, Theo­lo­gen, Ordens­leu­ten und Prie­stern eine Tagung mit dem Titel „La Coré­demp­ti­on de la Sain­te Vier­ge: con­tri­bu­ti­on au débat“ („Die Mit­erlö­ser­schaft der Hei­li­gen Jung­frau: Bei­trag zur Debat­te“) statt, die von der Con­fra­ter­ni­té Marie Coré­demptri­ce (Pfar­rei Saint-Eugè­ne-Sain­te-Céci­le, Paris) orga­ni­siert wur­de. Es war eine sehr frucht­ba­re Ver­an­stal­tung, um in das Geheim­nis der Mit­erlö­ser­schaft ein­zu­drin­gen, auch dank des unge­wöhn­li­chen Arran­ge­ments, bei dem auf jedes wis­sen­schaft­li­che Refe­rat vor schö­nen Bil­dern der Jung­frau Maria in der christ­li­chen Kunst ein Rosen­kranz­ge­bet und ande­re Gebe­te und das Glau­bens­be­kennt­nis folg­ten und jeder Tag mit der Ves­per endete.

Wie die Lei­te­rin der Bru­der­schaft, Karen Daren­tiè­re, zu Beginn der Tagung erin­ner­te, wur­de die­se aus dem Wunsch her­aus orga­ni­siert, das Geheim­nis der Mit­erlö­ser­schaft Mari­ens näher zu erfor­schen. Dabei soll­te ins­be­son­de­re die unauf­lös­li­che Ver­bin­dung zwi­schen die­sem Geheim­nis – ihrer Teil­nah­me am Erwerb der Heils­gna­den in Ein­heit und Unter­ord­nung unter ihren gött­li­chen Sohn – und den vier maria­ni­schen Dog­men auf­ge­zeigt wer­den. An die­se erin­ner­te Abbé Gabri­el Grod­zi­ski, Kaplan der Bru­der­schaft, in sei­ner Ein­füh­rung zur Tagung:

  • das Dog­ma der gött­li­chen Mut­ter­schaft Mari­ens, das auf dem Kon­zil von Ephe­sus im Jahr 431 defi­niert wur­de und die Grund­la­ge der gesam­ten maria­ni­schen Theo­lo­gie bildet;
  • das Pri­vi­leg der immer­wäh­ren­den Jungfräulichkeit;
  • die Unbe­fleck­te Emp­fäng­nis (1854), durch die Maria als ein erha­be­nes Geschöpf über die Engel­welt erho­ben wird, obwohl sie gleich­zei­tig die wun­der­ba­re Frucht der Nach­kom­men­schaft Davids ist;
  • sowie die Him­mel­fahrt Mari­ens mit Leib und See­le (1950), durch die sie in ein­zig­ar­ti­ger Wei­se mit der Herr­lich­keit der Hei­li­gen Drei­fal­tig­keit ver­eint ist.

Auf der Tagung wur­de dar­ge­legt, daß die Mit­er­lö­sung die Krö­nung der maria­ni­schen Dog­men dar­stellt. Maria ist in der Tat Mut­ter Got­tes gewor­den, um in ein­zig­ar­ti­ger Wei­se an unse­rer Erlö­sung mit­zu­wir­ken – als Wie­der­gut­ma­chung für die Sün­de, durch die Ver­dien­ste ihres Mit­lei­dens, das den unend­li­chen Ver­dien­sten der Pas­si­on Chri­sti unter­ge­ord­net bleibt. Der Domi­ni­ka­ner­pa­ter Jean-Chri­sto­phe de Nadaï, ordent­li­ches Mit­glied der Com­mis­sio Leo­ni­na, erläu­ter­te dies in sei­nem Vor­trag „Die Erlö­sung und das Dog­ma der gött­li­chen Mut­ter­schaft“. Gestützt auf die Leh­re des hei­li­gen Tho­mas von Aquin defi­nier­te Pater de Nadaï zunächst die „Corre­demp­tio der Gerech­ten, um davon das eigent­li­che maria­ni­sche Pri­vi­leg abzu­gren­zen, das sich auf das Dog­ma der gött­li­chen Mut­ter­schaft gründet.

„Die Unbe­fleck­te Emp­fäng­nis ist ein Pri­vi­leg, das die seli­ge Jung­frau im Hin­blick auf einen Kampf emp­fan­gen hat, der sei­nen Höhe­punkt auf dem Kal­va­ri­en­berg haben wird“, wie Abbé Patrick Troa­dec, Mit­glied der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X., in sei­nem Bei­trag „Die Mit­erlö­ser­schaft und das Dog­ma der Unbe­fleck­ten Emp­fäng­nis“ ausführte.

Dar­in unter­such­te er den Zusam­men­hang zwi­schen die­sem Pri­vi­leg und der Rol­le Mari­ens als Mit­erlö­se­rin. Er ana­ly­sier­te die von Papst Pius IX. für die Ver­kün­di­gung des Dog­mas gewähl­te Schrift­stel­le sowie Tex­te des Lehr­am­tes, der Kir­chen­vä­ter und der Lit­ur­gie. Dabei nahm er auch Bezug auf eini­ge Vor­le­sun­gen von Mon­si­gno­re Lefeb­v­re, die die­ser vor den Semi­na­ri­sten von Écô­ne gehal­ten hatte.

Mit dem Ziel, die Rol­le der Mut­ter des Erlö­sers wür­dig aus­zu­üben und Gott, dem Vater, ihren Sohn als Opfer für unse­re Erlö­sung dar­zu­brin­gen, blieb die Got­tes­mut­ter gei­stig und leib­lich stets jung­fräu­lich – vor, wäh­rend und nach der Geburt –, wie Pater Ser­a­fi­no Lan­zet­ta, Fran­zis­ka­ner Mari­ens und Dozent für Dog­ma­tik an der Theo­lo­gi­schen Fakul­tät zu Luga­no, in sei­nem Vor­trag „Mit­erlö­ser­schaft und Dog­ma der immer­wäh­ren­den Jung­fräu­lich­keit“ her­vor­hob. Dar­in beton­te er die enge Bezie­hung zwi­schen dem Geheim­nis der Jung­fräu­lich­keit Mari­ens und jenem der Erlö­sung durch das Geheim­nis des Schwer­tes des Mit­leids, das durch­bohrt, indem es die Freu­de ihres unbe­rühr­ten Scho­ßes in unse­re schmerz­haf­te Geburt zur Gna­de und zum ewi­gen Leben verwandelt.

Nach­dem sie ihre mit­erlö­sen­de Mis­si­on auf Erden erfüllt hat­te, wur­de die aller­se­lig­ste Jung­frau und Got­tes­mut­ter schließ­lich mit Leib und See­le in den Him­mel auf­ge­nom­men, von wo aus sie ihre müt­ter­li­che Mitt­ler­schaft fort­setzt. Die­ser Aspekt stand im Mit­tel­punkt des Vor­trags von Prof. Man­fred Hau­ke, Pro­fes­sor für Dog­ma­tik an der Theo­lo­gi­schen Fakul­tät zu Luga­no, der in sei­nem Bei­trag „Die Mit­erlö­ser­schaft und das Dog­ma der leib­li­chen Auf­nah­me Mari­ens in den Him­mel“ die enge Ver­bin­dung zwi­schen der ein­zig­ar­ti­gen Teil­nah­me der ohne Erb­sün­de emp­fan­ge­nen Jung­frau Maria an der Auf­er­ste­hung Chri­sti und ihrer beson­de­ren Mit­wir­kung an der Erlö­sung dar­leg­te. Dabei ver­band er die­se Bezie­hung mit dem „Geheim­nis Chri­sti und der Kir­che auf der Grund­la­ge von bibli­schen und lehr­amt­li­chen Tex­ten von Theo­do­ti­on von Livia (6.–7. Jahr­hun­dert) bis zur Nachkonzilszeit“.

Bei der abschlie­ßen­den Podi­ums­dis­kus­si­on, die von Jean-Pierre Mau­gend­re, dem Vor­sit­zen­den von Renais­sance Catho­li­que, mode­riert wur­de und an der auch Abbé Nico­las Cadiet (FSSPX) teil­nahm, tra­ten eini­ge Diver­gen­zen zwi­schen den ein­ge­la­de­nen Theo­lo­gen zuta­ge. Die­se betra­fen ins­be­son­de­re die Defi­ni­ti­on des Pri­vi­legs der Mit­erlö­ser­schaft und, all­ge­mei­ner, die Ent­wick­lung der Mario­lo­gie auf der Grund­la­ge der Kon­sti­tu­ti­on Lumen Gen­ti­um. Die Dis­kus­si­on spie­gel­te den Wunsch der Ver­an­stal­ter wider, ver­schie­de­ne Stand­punk­te zu ver­glei­chen, ohne dabei die offen „maxi­ma­li­sti­sche“ Posi­ti­on der Con­fra­ter­ni­té selbst zu ver­ber­gen, für wel­che Karen Daren­tiè­re, die Orga­ni­sa­to­rin des Kol­lo­qui­ums, als Spre­che­rin fungierte.

Die Not­wen­dig­keit, den kon­zi­lia­ren maria­ni­schen Mini­ma­lis­mus abzu­leh­nen und von der vor­her­ge­hen­den Tra­di­ti­on aus­zu­ge­hen, wur­de gleich zu Beginn der Tagung im Vor­trag von Prof. Rober­to de Mat­tei, Autor von „Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil – eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te“, dar­ge­legt. Er wies die Kluft nach zwi­schen dem ursprüng­li­chen Ent­wurf De Bea­ta Maria Vir­gi­ne, der von der vor­be­rei­ten­den theo­lo­gi­schen Kom­mis­si­on aus­ge­ar­bei­tet wor­den war, wel­che mit der Erstel­lung der Ent­wür­fe für die Dis­kus­si­on in der Kon­zil­s­au­la beauf­tragt war, und dem end­gül­ti­gen Text. Letz­te­rer wur­de von allen Aus­drücken über die Got­tes­mut­ter befreit, die den öku­me­ni­schen Dia­log hät­ten behin­dern kön­nen, und zudem in das Sche­ma De Eccle­sia auf­ge­nom­men. Die Annah­me die­ses Ent­wurfs mar­kier­te den Sieg der mini­ma­li­sti­schen Kon­zils­vä­ter sowie pro­gres­si­ver Theo­lo­gen wie Pater Yves-Marie Con­gar und Abbé René Laurentin.

Abbé Clau­de Bar­the, ein bekann­ter Lit­ur­gie­ex­per­te, beton­te eben­falls die Not­wen­dig­keit, sich auf die tra­di­tio­nel­le Leh­re zu stüt­zen, und ana­ly­sier­te die Prä­senz der Leh­re von der Mit­erlö­ser­schaft inner­halb der soge­nann­ten fran­zö­si­schen Schu­le der Spi­ri­tua­li­tät. Deren Autoren – von Bérul­le bis zu dem hei­li­gen Lud­wig Maria Gri­g­nion von Mont­fort – ent­wickel­ten ein schein­bar küh­ne­res The­ma: das „Prie­ster­tum Mari­ens“, das jedoch dem Inhalt nach der Mit­erlö­ser­schaft gleich­wer­tig ist. Maria bringt ihr gan­zes Leben hin­durch, vor allem aber in der Hal­tung der Barm­her­zig­keit, ihren Sohn als Opfer dar und bie­tet sich selbst mit ihm dem Vater als Opfer an.

Sei­ne Exzel­lenz Mon­si­gno­re Atha­na­si­us Schnei­der, der an der gesam­ten Tagung teil­ge­nom­men hat, leg­te in sei­ner Abschluß­re­de sei­ne Leh­re über „Maria Mit­erlö­se­rin, die Zer­stö­re­rin der Häre­si­en“ dar – eine Leh­re, die sich aus jenen Wor­ten ent­wickelt hat, wel­che die hei­li­ge Mut­ter Kir­che seit über einem Jahr­tau­send im Römi­schen Ritus, im gött­li­chen Offi­zi­um und in der Mari­en­mes­se betet.

Wor­te, die wir am Ende die­ses Arti­kels rezi­tie­ren möch­ten, als Vor­be­rei­tung auf ein zukünf­ti­ges maria­ni­sches Dog­ma, auf das wir hof­fen – ein Dog­ma, das Maria als Mit­erlö­se­rin, Mitt­le­rin aller Gna­den und Köni­gin verkündet:

Freue dich, o Jung­frau Maria!
Du allein hast alle Irr­leh­ren besiegt.
Du, die du den Wor­ten des Erz­engels Gabri­el geglaubt hast.
Du, die du, Jung­frau, den Gott­men­schen gebo­ren hast
und nach der Geburt unver­sehrt geblie­ben bist.
O Mut­ter­got­tes, tritt für uns ein!

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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