Der nächste Papst und der Fortbestand der Kirche

Die Piusbruderschaft und neue Bischofsweihen


Priesterweihen der Piusbruderschaft 2024 in Ecône
Priesterweihen der Piusbruderschaft 2024 in Ecône

Aktu­el­le Über­le­gun­gen von Giu­sep­pe Nardi

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Ein Pon­ti­fi­kat ist zu Ende. Heu­te wur­de Fran­zis­kus, der als 266. Papst in der Kir­chen­ge­schich­te ver­zeich­net ist, in der päpst­li­chen Mari­en­ba­si­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re in Rom bei­gesetzt. Das näch­ste Kir­chen­ober­haupt wird vie­le Bau­stel­len vor­fin­den. Eine davon betrifft die Tra­di­ti­on und die Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. (FSSPX).

Heu­te hat die neun­tä­gi­ge Trau­er­zeit begon­nen, an die das Kon­kla­ve zur Wahl eines neu­en Pap­stes anschlie­ßen wird. Fran­zis­kus tat sein Bestes, um die im Zuge des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils auf­ge­ris­se­nen Bau­stel­len nicht zu schlie­ßen, son­dern neue aufzutun.

Eine offe­ne Bau­stel­le, die direkt auf den Kon­zils­geist zurück­geht, ist die Tra­di­ti­on, die ver­sto­ße­ne, besten­falls gedul­de­te Stief­toch­ter. Die Pius­bru­der­schaft, die das Erst­ge­burts­recht aller Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on inne­hat, ver­fügt nur mehr über zwei Bischö­fe, und die­se üben ihr Amt bereits seit 37 Jah­ren aus.

Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re, der Grün­der der Pius­bru­der­schaft, hat­te sich 1988 dafür ent­schie­den, vier Bischö­fe zu wei­hen, um auf­grund des herr­schen­den „Not­stan­des“, wie er es begrün­de­te, den Fort­be­stand sei­nes Werks zu sichern.

Wenn Erz­bi­schof Lefeb­v­re vor bald 40 Jah­ren der Über­zeu­gung war, daß es damals min­de­stens vier Bischö­fe brauch­te, um alle Auf­ga­ben erfül­len zu kön­nen, wie könn­ten dann 2025 nur mehr zwei Bischö­fe aus­rei­chend sein? Da das Werk von Erz­bi­schof Lefeb­v­re heu­te deut­lich grö­ßer und umfas­sen­der ist als 1988, erscheint es rea­li­sti­scher, wie man­che sagen, daß die Pius­bru­der­schaft heu­te wohl eher zwölf Bischö­fe benö­tigt. Im Umkehr­schluß macht sich unglaub­wür­dig, wer dar­auf beharrt, daß zwei Bischö­fe aus­rei­chen wür­den, wo Lefeb­v­re schon damals vier für not­wen­dig erachtete.

An Arbeits­fel­dern fehlt es nicht. Man den­ke an die Lage der katho­li­schen Kir­che im deut­schen Sprach­raum, ins­be­son­de­re in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, wo die offi­zi­el­le Hier­ar­chie die Kir­che in eine ein­sei­ti­ge poli­ti­sche Rich­tung drängt, ver­po­li­ti­siert, ideo­lo­gi­siert, kurz­um, zu einem ver­län­ger­ten Arm und Hilfs­werk welt­li­cher Macht­eli­ten umbaut. Der Tra­di­ti­on kommt es zu, die Kir­che als Kir­che wie­der sicht­bar zu machen, denn allein danach seh­nen sich die Gläu­bi­gen. Und allein eine sol­che Kir­che ist ein Stein des Ansto­ßes und for­dert her­aus, was wie­der­um die Vor­aus­set­zung für Mis­si­on und Bekeh­rung ist.

Die Eng­päs­se in der Pius­bru­der­schaft wer­den vor die­sem Hin­ter­grund noch offen­sicht­li­cher. Jüngst muß­ten aus gesund­heit­li­chen Grün­den Wei­hen von Zaitz­kofen nach Ecô­ne ver­legt wer­den. Von man­chen wur­de das als Alarm­si­gnal wahr­ge­nom­men. Schon län­ger gibt es Stim­men in der Pius­bru­der­schaft, die es für unzu­rei­chend hal­ten, daß zwei Bischö­fe alle Auf­ga­ben bewäl­ti­gen müs­sen. Man­che spre­chen sogar von einer „pre­kä­ren Situa­ti­on“, die durch den Tod von Bischof Ber­nard Tis­sier de Mal­ler­ais im Okto­ber 2024 ent­stan­den ist, nach­dem bereits 2012 Bischof Richard Wil­liam­son (+ 2025) aus der Pius­bru­der­schaft aus­ge­schlos­sen wor­den war.

Es gibt jene in der Pius­bru­der­schaft, die in neu­en Bischofs­wei­hen vor allem auch einen neu­en Impuls sehen. Das Risi­ko, sich auf dem Erreich­ten aus­zu­ru­hen, ist grund­sätz­lich eine nicht zu unter­schät­zen­de Gefahr. Neue Bischö­fe könn­ten die not­wen­di­gen neu­en Impul­se set­zen. Vor allem, so wird argu­men­tiert, könn­ten sie jun­ge Män­ner moti­vie­ren, in die Semi­na­re ein­zu­tre­ten und sich auf das Prie­ster­tum vor­zu­be­rei­ten, denn jene Gemein­schaf­ten zie­hen Beru­fun­gen an, deren Fort­be­stand gesi­chert ist. Man­che bekla­gen auch, daß es Tei­le der Pius­bru­der­schaft gibt, in denen ein gewis­ser Still­stand herr­sche und auch hier wer­den neue Bischofs­wei­hen als das geeig­ne­te Instru­ment gese­hen, die­sen zu überwinden.

Es stimmt, daß der ver­stor­be­ne Fran­zis­kus die Prie­ster der Bru­der­schaft und ihren prie­ster­li­chen Dienst impli­zit aner­kann­te, indem er ihnen im Hei­li­gen Jahr der Barm­her­zig­keit die Beich­t­er­laub­nis erteil­te und eben­so die Erlaub­nis, Braut­paa­re zu trau­en. Aller­dings bestün­de, wie Mah­ner anfü­gen, kein Grund, sich auf die­sen „Lor­bee­ren“ aus­zu­ru­hen. Das sei eine wich­ti­ge Etap­pe, so wie die Auf­he­bung der Exkom­mu­ni­ka­ti­on durch Bene­dikt XVI. eine wich­ti­ge Etap­pe war. Der zu gehen­de Weg zur Erneue­rung der Kir­che sei aber noch weit.

Die Fra­ge steht jeden­falls im Raum, wann es zu neu­en Bischofs­wei­hen für die Pius­bru­der­schaft kom­men wird. In Rom wird sich über­näch­ste Woche das Kon­kla­ve ver­sam­meln, um einen neu­en Papst zu wäh­len. Wann wird die Pius­bru­der­schaft dem neu­ge­wähl­ten 267. Papst die Not­wen­dig­keit von Bischofs­wei­hen unter­brei­ten? Nichts spricht dage­gen, sagen man­che, dies gleich am Tag nach der Neu­wahl zu tun. Es spre­che viel­mehr alles dafür, wie eini­ge sagen, denn wor­auf soll­te noch län­ger gewar­tet wer­den? Die Not­wen­dig­keit von neu­en Bischofs­wei­hen ist objek­tiv gege­ben. Daher soll­te die Anfra­ge an den neu­en Papst, wie es heißt, auch gleich mit der Vor­la­ge einer kon­kre­ten Namens­li­ste der Bischofs­kan­di­da­ten gekop­pelt werden.

Trotz des genann­ten Signals der Aner­ken­nung ist bekannt, daß Fran­zis­kus kein Freund des über­lie­fer­ten Ritus und der Tra­di­ti­on war. Die Pius­bru­der­schaft beruft sich mit Recht dar­auf, daß fak­tisch alle Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on direkt oder indi­rekt aus ihr her­vor­ge­gan­gen sind. Die­ser Vor­rang wird von den soge­nann­ten ehe­ma­li­gen Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten auch aner­kannt, wenn auch nicht offi­zi­ell. Die­ser Vor­rang bedeu­tet für die Pius­bru­der­schaft aber auch eine Ver­pflich­tung. Der Not­stand, auf den sich Erz­bi­schof Lefeb­v­re berief, ist, dar­in scheint in der gesam­ten Tra­di­ti­on Ein­hel­lig­keit zu bestehen, nicht gerin­ger gewor­den, viel­mehr in man­chen Berei­chen sogar grö­ßer. Das zu Ende gegan­ge­ne Pon­ti­fi­kat hat dazu, mit den ein­gangs erwähn­ten neu­en Bau­stel­len, erheb­lich beigetragen.

Fran­zis­kus ist tot, aber sein Umfeld ist durch ihn stark gewor­den. Die Tra­di­ti­on wur­de vom argen­ti­ni­schen Papst aus­ge­grenzt und dis­kre­di­tiert. Das Hin­ein­wir­ken in den gro­ßen Bereich des Novus Ordo, das von Bene­dikt XVI. gewünscht und ange­sto­ßen wor­den war, wur­de von Fran­zis­kus aus­ge­merzt. Der Rechts­sta­tus der Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten wur­de geschwächt und die­se in das eng umgrenz­te Gehe­ge zurück­ge­drängt, in dem man sie seit 1970 hält. Die Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten, wie das jüng­ste Pon­ti­fi­kat zeig­te, sind schutz­los den Lau­nen Roms aus­ge­lie­fert. Kei­ne von ihnen ver­fügt über einen Bischof. Auch mit Blick auf die­se Gemein­schaf­ten trägt die Pius­bru­der­schaft Ver­ant­wor­tung, ihren Fort­be­stand abzu­si­chern, um das Über­le­ben der Tra­di­ti­on sicher­zu­stel­len. Ohne Bischö­fe gibt es kei­ne gesi­cher­ten Wei­hen und ohne Prie­ster kei­ne Sakramentenspendung.

Die Zukunft der Tra­di­ti­on, so sagen es mah­nen­de Stim­men, kann nicht an zwei Bischö­fen allein hän­gen. 37 Jah­re nach den Bischofs­wei­hen von 1988 sind neue Bischofs­wei­hen nicht nur not­wen­dig, son­dern über­fäl­lig. Die Pius­bru­der­schaft wird ihr Zögern, das unter Fran­zis­kus ver­ständ­lich war, nun so oder so über­win­den müs­sen, wer auch immer zum Papst gewählt wer­den soll­te, denn die bio­lo­gi­sche Uhr tickt. Dem näch­sten Nach­fol­ger des Petrus soll­te, wie man­che beto­nen, gleich nach der Inthro­ni­sa­ti­on eine Namens­li­ste mit Wei­he­kan­di­da­ten unter­brei­tet wer­den. Es wird dann an ihm lie­gen, dar­über zu ent­schei­den, so wie es an den Obe­ren der Pius­bru­der­schaft lie­gen wird, je nach Aus­gang der päpst­li­chen Ent­schei­dung ihrer­seits die not­wen­di­gen Schrit­te zu set­zen, um den Fort­be­stand der Tra­di­ti­on, der letzt­lich der Fort­be­stand der Kir­che ist, zu garantieren.

Bild: FSSPX (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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