Rom will die Petrusbruderschaft „kennenlernen“

Von beliebtem und weniger beliebtem Besuch


Die Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) untersteht seit 2020 dem Ordensdikasterium. Nun entsendet dieses erstmals Visitatoren, "um die Gemeinschaft kennenzulernen".
Die Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) untersteht seit 2020 dem Ordensdikasterium. Nun entsendet dieses erstmals Visitatoren, "um die Gemeinschaft kennenzulernen".

Die alt­ri­tu­el­le Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus (FSSP) ver­öf­fent­lich­te eine Mit­tei­lung, mit der sie die Öffent­lich­keit infor­miert, daß der Hei­li­ge Stuhl eine Visi­ta­ti­on die­ser tra­di­tio­na­li­sti­schen Gesell­schaft apo­sto­li­schen Lebens von Kle­ri­kern päpst­li­chen Rechts durch­füh­ren wird. Hier der Wort­laut der Mitteilung:

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„Kom­mu­ni­qué der Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus
Frei­burg, 26. Sep­tem­ber 2024

Die Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus (FSSP) wur­de kürz­lich vom Dik­aste­ri­um für die Insti­tu­te des geweih­ten Lebens und die Gesell­schaf­ten des apo­sto­li­schen Lebens über die Eröff­nung einer Apo­sto­li­schen Visi­ta­ti­on der Bru­der­schaft infor­miert. Wie der Prä­fekt die­ses Dik­aste­ri­ums dem Gene­ral­obe­ren und sei­nen Assi­sten­ten bei einem Tref­fen in Rom selbst ver­deut­licht hat, ist die­se Visi­ta­ti­on nicht etwa in Pro­ble­men bei der Bru­der­schaft begrün­det, son­dern soll dazu die­nen, dem Dik­aste­ri­um zu ermög­li­chen, zu erfah­ren, wer wir sind, wie es uns geht und wie wir leben, um uns bei Bedarf die nöti­ge Hil­fe zukom­men zu lassen.

Die letz­te ordent­li­che Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on der Bru­der­schaft wur­de 2014 von der Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei durch­ge­führt. Da das Dik­aste­ri­um für die Insti­tu­te des geweih­ten Lebens und die Gesell­schaf­ten des apo­sto­li­schen Lebens seit drei Jah­ren für die FSSP und ande­re ehe­ma­li­ge Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten zustän­dig ist, liegt es nun in der Kom­pe­tenz die­ses Dik­aste­ri­ums, sich um die FSSP zu kümmern.“

Visi­ta­tio­nen durch die kirch­li­che Obrig­keit gehö­ren zum ordent­li­chen Ablauf und die­nen der Bestands­auf­nah­me einer bestimm­ten Rea­li­tät. Soweit die Theo­rie. Aller­dings bekam das Stich­wort „Visi­ta­ti­on“ unter Papst Fran­zis­kus eine bedroh­li­che Note. Im der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kat ent­wickel­te sich beim Ordens­dik­aste­ri­um ein Mecha­nis­mus, bei dem Rom zunächst Visi­ta­to­ren schickt und anschlie­ßend den Kommissar. 

2019 löste Fran­zis­kus die Päpst­li­che Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei auf, die seit 1988 Kon­trol­le, aber auch Schutz­schild der alt­ri­tu­el­len Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten war. Ihre Auf­ga­ben wur­den der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on über­tra­gen. Das war jedoch nur die erste Etap­pe. Bereits 2020 folg­te der näch­ste Schritt, indem die Eccle­sia-Dei-Gemein­schaft wie alle Orden und Insti­tu­te der Ordens­kon­gre­ga­ti­on, nun­mehr Ordens­dik­aste­ri­um, unter­ge­ord­net wur­den. Ob die­se Kon­gre­ga­ti­on die nöti­ge Sen­si­bi­li­tät für die Tra­di­ti­on und den über­lie­fer­ten Ritus hat, muß sich erst zei­gen. Die Begeg­nung der Petrus­bru­der­schaft mit der Ordens­kon­gre­ga­ti­on ist auf Visi­ta­ti­ons­ebe­ne völ­lig neu. 

Kar­di­nal Braz de Aviz, der Prä­fekt des Ordensdikasteriums

Damit ist nicht gesagt, daß es der Petrus­bru­der­schaft auch so erge­hen muß, daß auf den Visi­ta­tor der Kom­mis­sar folgt. Gar nicht weni­ge tra­di­tio­na­li­sti­sche oder kon­ser­va­ti­ve Orden und Gemein­schaf­ten muß­ten aller­dings unlieb­sa­me Bekannt­schaft mit Visi­ta­to­ren und Kom­mis­sa­ren machen. 

Eini­ge die­ser Orden und Gemein­schaf­ten exi­stie­ren heu­te nicht mehr, wie die Prie­ster­bru­der­schaft der hei­li­gen Apo­stel, die Prie­ster­ge­mein­schaft St. Johan­nes und die Prie­ster­bru­der­schaft Fami­lia Chri­sti, weil sie von Fran­zis­kus auf­ge­löst wur­den. Ande­re sind durch Fran­zis­kus in ihrer Ent­wick­lung blockiert und dadurch län­ger­fri­stig auch ohne Auf­lö­sung exi­sten­ti­ell bedroht wie die Mis­sio­na­re der Gött­li­chen Barm­her­zig­keit. Wie­der ande­re sind nicht wie­der­zu­er­ken­nen, wie die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta. Wie­viel Papier und Tin­te wur­den seit Juli 2013 ver­braucht, um den Hand­streich, mit dem Fran­zis­kus die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta dik­ta­to­risch ihrer Ordens­lei­tung beraub­te, den Ordens­grün­der ohne Nen­nung von Grün­den unter Haus­ar­rest stell­te und den über­lie­fer­ten Ritus abwürg­te, schön­zu­re­den. In Wirk­lich­keit stell­ten sich die­se Bemü­hun­gen als Illu­si­on und nai­ver Selbst­be­trug heraus.

Im Gesamt­kon­text ist auch das Motu pro­prio Authen­ti­cum cha­ris­ma­tis von 2020 zu sehen, mit dem Fran­zis­kus die Bischö­fe ent­rech­te­te und ver­ord­ne­te, daß neue Orden nur mehr mit Erlaub­nis des Pap­stes kano­nisch errich­tet wer­den dürfen.

Die­se Situa­ti­on erklärt, war­um die Nach­richt von der Apo­sto­li­schen Visi­ta­ti­on der Petrus­brü­der unter Kle­ri­kern und Gläu­bi­gen eini­ge Unru­he auslöste.

Es wur­den bereits Gebets­in­itia­ti­ven ins Leben geru­fen, um die Visi­ta­ti­on der Petrus­bru­der­schaft im Gebet zu begleiten.

Weder die Namen des oder der Visi­ta­to­ren noch der Zeit­punkt der Visi­ta­ti­on sind bis­her bekannt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Youtube/​Salesiani/​MiL (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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2 Kommentare

  1. Es ist offen­sicht­lich, wozu die­se Visi­ta­ti­on dient. Und wenn die Bru­der­schaft mit einem blaue Auge davon­kommt, wird man sie (auch) zur neu­en Mes­se ver­pflich­ten. Ich den­ke aber schon, dass man die Bru­der­schaft sub­stan­ti­ell zer­stö­ren möch­te, weil nur so der Schlag gegen die „alte“ Mes­se gelin­gen kann. Das ist trau­rig, aber kein Grund zur Resi­gna­ti­on. Ich kann allen mei­nen Mit­brü­dern, egal ob in- oder außer­halb irgend­ei­ner Ver­ei­ni­gung, immer und immer wie­der nur emp­feh­len: Zele­briert die „alte“ Mes­se, nie­mand kann es Euch ver­bie­ten, und bie­tet dem Papst und sei­nen Leu­ten hier tap­fer die Stirn. Sonst wird das nix, und es geht hier bit­te nicht dar­um, wie die Läm­mer zur Schlacht­bank zu gehen und das Gan­ze irgend­wie zu spi­ri­tua­li­sie­ren, wie man das in katho­li­schen Krei­sen ja lei­der all­zu gern macht. Nein! Hier geht es um Wider­stand in der Sache Chri­sti, der Wahr­heit und der Hei­li­gen Eucha­ri­stie. Das wird nicht ohne Bles­su­ren abge­hen, aber was tut das schon? Ent­we­der ist man von der „alten“ Mes­se über­zeugt oder nicht, aber dann muss man sie auch ver­tei­di­gen. Ich habe aller­dings nicht den Ein­druck, dass die Bru­der­schaft das wünscht. Man hofft auf eine „fried­li­che“ Lösung, aber an die habe ich schon damals nicht geglaubt, als der Papst eine „Son­der­re­ge­lung“ bil­lig­te. Das war nur Spiegelfechterei.…und weil man die dama­li­ge päpst­li­che „Emp­feh­lung“ mit der gele­gent­li­chen Zele­bra­ti­on der „neu­en“ Mes­se sicher nicht (??) umge­setzt hat, kommt jetzt das dicke Ende – aber: Es liegt immer in der Hand der Betrof­fe­nen, ob ein „Ende“ auch wirk­lich das Ende sein muss. Rom wür­de ich die­se Ent­schei­dung jeden­falls nicht über­las­sen, und ich hof­fe, das tun die Brü­der auch nicht.

  2. Wohin die Rei­se geht, hat Papst Bene­dikt XVI. doch in sei­nem BRIEF AN DIE BISCHÖFE ANLÄSSLICH DER PUBLIKATION
    DES APOSTOLISCHEN SCHREIBENS „MOTU PROPRIO DATA“ SUMMORUM PONTIFICUM ÜBER DIE RÖMISCHE LITURGIE IN IHRER GESTALT
    VOR DER 1970 DURCHGEFÜHRTEN REFORM schon sehr deut­lich dargelegt:

    „Um die vol­le com­mu­nio zu leben, kön­nen die Prie­ster, die den Gemein­schaf­ten des alten Usus zuge­hö­ren, selbst­ver­ständ­lich die Zele­bra­ti­on nach den neu­en lit­ur­gi­schen Büchern im Prin­zip nicht aus­schlie­ßen. Ein völ­li­ger Aus­schluß wäre näm­lich nicht in Über­ein­stim­mung mit der Aner­ken­nung des Wer­tes und der Hei­lig­keit des Ritus in sei­ner erneu­er­ten Form.“

    Dies gege­be­nen­falls radi­kal durch­zu­set­zen, kann nur Sinn und Zweck der Visi­ta­ti­on der Petrus­bru­der­schaft sein.

    Fazit: Die Petrus­bru­der­schaft wird der Wei­sung Papst Bene­dikts zufol­ge zunächst in eine Misch­ri­tus­ge­sell­schaft umgewandelt
    und in spä­te­ren Zei­ten dann end­gül­tig in eine Novus-Ordo-Gesellschaft.

    Zum Teil zeich­net sich die­se Ent­wick­lung durch die Ver­wen­dung der mit der Ver­ord­nung „Quo Magis“ ein­ge­führ­te neue Präfationen
    für alle sicht­bar ab. Gemäß die­sem Dekret ist es jedem Prie­ster des „alten Usus“ auch gestat­tet, Mess­for­mu­la­ri­en von nach­kon­zi­lia­ren Hei­li­gen in den tra­di­tio­nel­len Mess­ri­tus von 1962 einzubauen. 

    Das geht aber nur mit­tels der Über­nah­me kom­plet­ter Novus-Ordo For­mu­la­re in die „alte Messe“!

    (Anmer­kung am Ran­de: Sogar der Sar­to-Ver­lag der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. bewirbt die Neu­aus­ga­be des Mis­sa­le von 1962 mit den Wor­ten: „Im Anhang des Mess­buchs sind sämt­li­che im Jahr 2020 mit dem Decret „Quo Magis“ ein­ge­führ­te neue Prä­fa­tio­nen enthalten.“
    Und die sind alle­samt dem Novus Ordo Pauls VI. ent­nom­men! So etwas wäre zu Leb­zei­ten Erz­bi­schof Lefeb­v­res völ­lig undenk­bar gewesen.)

    Was dem Vati­kan auch ins Auge ste­chen dürf­te, ist die Tat­sa­che, dass die Petrus­bru­der­schaft enorm viel Prie­ster­nach­wuchs für die tra­di­tio­nel­le Mes­se nach dem Mis­sa­le von 1962 aufweist.

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