
Die altrituelle Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) veröffentlichte eine Mitteilung, mit der sie die Öffentlichkeit informiert, daß der Heilige Stuhl eine Visitation dieser traditionalistischen Gesellschaft apostolischen Lebens von Klerikern päpstlichen Rechts durchführen wird. Hier der Wortlaut der Mitteilung:
„Kommuniqué der Priesterbruderschaft St. Petrus
Freiburg, 26. September 2024
Die Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) wurde kürzlich vom Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens über die Eröffnung einer Apostolischen Visitation der Bruderschaft informiert. Wie der Präfekt dieses Dikasteriums dem Generaloberen und seinen Assistenten bei einem Treffen in Rom selbst verdeutlicht hat, ist diese Visitation nicht etwa in Problemen bei der Bruderschaft begründet, sondern soll dazu dienen, dem Dikasterium zu ermöglichen, zu erfahren, wer wir sind, wie es uns geht und wie wir leben, um uns bei Bedarf die nötige Hilfe zukommen zu lassen.Die letzte ordentliche Apostolische Visitation der Bruderschaft wurde 2014 von der Kommission Ecclesia Dei durchgeführt. Da das Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens seit drei Jahren für die FSSP und andere ehemalige Ecclesia-Dei-Gemeinschaften zuständig ist, liegt es nun in der Kompetenz dieses Dikasteriums, sich um die FSSP zu kümmern.“
Visitationen durch die kirchliche Obrigkeit gehören zum ordentlichen Ablauf und dienen der Bestandsaufnahme einer bestimmten Realität. Soweit die Theorie. Allerdings bekam das Stichwort „Visitation“ unter Papst Franziskus eine bedrohliche Note. Im derzeitigen Pontifikat entwickelte sich beim Ordensdikasterium ein Mechanismus, bei dem Rom zunächst Visitatoren schickt und anschließend den Kommissar.
2019 löste Franziskus die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei auf, die seit 1988 Kontrolle, aber auch Schutzschild der altrituellen Ecclesia-Dei-Gemeinschaften war. Ihre Aufgaben wurden der Glaubenskongregation übertragen. Das war jedoch nur die erste Etappe. Bereits 2020 folgte der nächste Schritt, indem die Ecclesia-Dei-Gemeinschaft wie alle Orden und Institute der Ordenskongregation, nunmehr Ordensdikasterium, untergeordnet wurden. Ob diese Kongregation die nötige Sensibilität für die Tradition und den überlieferten Ritus hat, muß sich erst zeigen. Die Begegnung der Petrusbruderschaft mit der Ordenskongregation ist auf Visitationsebene völlig neu.

Damit ist nicht gesagt, daß es der Petrusbruderschaft auch so ergehen muß, daß auf den Visitator der Kommissar folgt. Gar nicht wenige traditionalistische oder konservative Orden und Gemeinschaften mußten allerdings unliebsame Bekanntschaft mit Visitatoren und Kommissaren machen.
Einige dieser Orden und Gemeinschaften existieren heute nicht mehr, wie die Priesterbruderschaft der heiligen Apostel, die Priestergemeinschaft St. Johannes und die Priesterbruderschaft Familia Christi, weil sie von Franziskus aufgelöst wurden. Andere sind durch Franziskus in ihrer Entwicklung blockiert und dadurch längerfristig auch ohne Auflösung existentiell bedroht wie die Missionare der Göttlichen Barmherzigkeit. Wieder andere sind nicht wiederzuerkennen, wie die Franziskaner der Immakulata. Wieviel Papier und Tinte wurden seit Juli 2013 verbraucht, um den Handstreich, mit dem Franziskus die Franziskaner der Immakulata diktatorisch ihrer Ordensleitung beraubte, den Ordensgründer ohne Nennung von Gründen unter Hausarrest stellte und den überlieferten Ritus abwürgte, schönzureden. In Wirklichkeit stellten sich diese Bemühungen als Illusion und naiver Selbstbetrug heraus.
Im Gesamtkontext ist auch das Motu proprio Authenticum charismatis von 2020 zu sehen, mit dem Franziskus die Bischöfe entrechtete und verordnete, daß neue Orden nur mehr mit Erlaubnis des Papstes kanonisch errichtet werden dürfen.
Diese Situation erklärt, warum die Nachricht von der Apostolischen Visitation der Petrusbrüder unter Klerikern und Gläubigen einige Unruhe auslöste.
Es wurden bereits Gebetsinitiativen ins Leben gerufen, um die Visitation der Petrusbruderschaft im Gebet zu begleiten.
Weder die Namen des oder der Visitatoren noch der Zeitpunkt der Visitation sind bisher bekannt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube/Salesiani/MiL (Screenshot)
Es ist offensichtlich, wozu diese Visitation dient. Und wenn die Bruderschaft mit einem blaue Auge davonkommt, wird man sie (auch) zur neuen Messe verpflichten. Ich denke aber schon, dass man die Bruderschaft substantiell zerstören möchte, weil nur so der Schlag gegen die „alte“ Messe gelingen kann. Das ist traurig, aber kein Grund zur Resignation. Ich kann allen meinen Mitbrüdern, egal ob in- oder außerhalb irgendeiner Vereinigung, immer und immer wieder nur empfehlen: Zelebriert die „alte“ Messe, niemand kann es Euch verbieten, und bietet dem Papst und seinen Leuten hier tapfer die Stirn. Sonst wird das nix, und es geht hier bitte nicht darum, wie die Lämmer zur Schlachtbank zu gehen und das Ganze irgendwie zu spiritualisieren, wie man das in katholischen Kreisen ja leider allzu gern macht. Nein! Hier geht es um Widerstand in der Sache Christi, der Wahrheit und der Heiligen Eucharistie. Das wird nicht ohne Blessuren abgehen, aber was tut das schon? Entweder ist man von der „alten“ Messe überzeugt oder nicht, aber dann muss man sie auch verteidigen. Ich habe allerdings nicht den Eindruck, dass die Bruderschaft das wünscht. Man hofft auf eine „friedliche“ Lösung, aber an die habe ich schon damals nicht geglaubt, als der Papst eine „Sonderregelung“ billigte. Das war nur Spiegelfechterei.…und weil man die damalige päpstliche „Empfehlung“ mit der gelegentlichen Zelebration der „neuen“ Messe sicher nicht (??) umgesetzt hat, kommt jetzt das dicke Ende – aber: Es liegt immer in der Hand der Betroffenen, ob ein „Ende“ auch wirklich das Ende sein muss. Rom würde ich diese Entscheidung jedenfalls nicht überlassen, und ich hoffe, das tun die Brüder auch nicht.
Wohin die Reise geht, hat Papst Benedikt XVI. doch in seinem BRIEF AN DIE BISCHÖFE ANLÄSSLICH DER PUBLIKATION
DES APOSTOLISCHEN SCHREIBENS „MOTU PROPRIO DATA“ SUMMORUM PONTIFICUM ÜBER DIE RÖMISCHE LITURGIE IN IHRER GESTALT
VOR DER 1970 DURCHGEFÜHRTEN REFORM schon sehr deutlich dargelegt:
„Um die volle communio zu leben, können die Priester, die den Gemeinschaften des alten Usus zugehören, selbstverständlich die Zelebration nach den neuen liturgischen Büchern im Prinzip nicht ausschließen. Ein völliger Ausschluß wäre nämlich nicht in Übereinstimmung mit der Anerkennung des Wertes und der Heiligkeit des Ritus in seiner erneuerten Form.“
Dies gegebenenfalls radikal durchzusetzen, kann nur Sinn und Zweck der Visitation der Petrusbruderschaft sein.
Fazit: Die Petrusbruderschaft wird der Weisung Papst Benedikts zufolge zunächst in eine Mischritusgesellschaft umgewandelt
und in späteren Zeiten dann endgültig in eine Novus-Ordo-Gesellschaft.
Zum Teil zeichnet sich diese Entwicklung durch die Verwendung der mit der Verordnung „Quo Magis“ eingeführte neue Präfationen
für alle sichtbar ab. Gemäß diesem Dekret ist es jedem Priester des „alten Usus“ auch gestattet, Messformularien von nachkonziliaren Heiligen in den traditionellen Messritus von 1962 einzubauen.
Das geht aber nur mittels der Übernahme kompletter Novus-Ordo Formulare in die „alte Messe“!
(Anmerkung am Rande: Sogar der Sarto-Verlag der Priesterbruderschaft St. Pius X. bewirbt die Neuausgabe des Missale von 1962 mit den Worten: „Im Anhang des Messbuchs sind sämtliche im Jahr 2020 mit dem Decret „Quo Magis“ eingeführte neue Präfationen enthalten.“
Und die sind allesamt dem Novus Ordo Pauls VI. entnommen! So etwas wäre zu Lebzeiten Erzbischof Lefebvres völlig undenkbar gewesen.)
Was dem Vatikan auch ins Auge stechen dürfte, ist die Tatsache, dass die Petrusbruderschaft enorm viel Priesternachwuchs für die traditionelle Messe nach dem Missale von 1962 aufweist.