(Rom) Vor kurzem nahm die Polizei einen bewaffneten, in den USA gesuchten Straftäter auf dem Petersplatz fest, der von der Ukraine-Front zurückgekehrt war. Gestern stieß die Polizei auf dem Petersplatz auf einen bewaffneten Priester.
Ein 1964 in der Tschechoslowakei (heute Tschechische Republik) geborener und dort ansässiger Priester wurde gestern vormittag von der italienischen Staatspolizei an einem Kontrollpunkt beim Zugang zum Petersplatz im Besitz eines kleinen Waffenarsenals angetroffen. Bei der Durchsuchung der Tasche, die der Priester mit sich führte, stießen die Beamten auf eine Luftdruckpistole ohne Sicherheitsstopfen, zwei Messer, ein Cuttermesser und einen Schraubenzieher.
Der Priester rechtfertigte sich damit, daß die Tasche nicht ihm, sondern einem anderen tschechischen Priester gehöre, einem Reisegefährten, der mit derselben Pilgergruppe gestern am Regina Caeli mit Papst Franziskus teilnehmen wollte. Tatsächlich hatten die Beamten zuvor, laut Polizeiangaben, beobachtet, wie ein anderer Priester ihm kurz vor dem Kontrollpunkt die Tasche gegeben hatte. Dadurch waren die Beamten besonders aufmerksam.
Beide Priester wurden von der italienischen Polizei auf die Polizeistation des Borgo gebracht, des Stadtviertels, das zwischen dem Tiber und dem Vatikan liegt. Dort würde überprüft, ob es sich bei den beiden Männern tatsächlich um Priester handelt, was sich bestätigte.
Bei dem zweiten Mann handelt es sich um den 59jährigen Priester Milan Palkovič, Pfarrer im nordmährischen Velké Losiny (dt. Groß Ullersdorf), Loučná nad Desnou (Wiesenberg) und Sobotín (Zöptau), alle im Erzbistum Olmütz. Palkovič ist in Tschechien aus dem Fernsehen bekannt, da er im öffentlich-rechtlichen Sender ČT bereits zum Sonntagsevangelium sprach und auch das Internet als Kommunikationsmittel nützt.
Palkovič, dem die Tasche gehörte, gab gegenüber der Polizei an, er habe die Waffen zur Selbstverteidigung mitgebracht. Er wurde wegen Verstoßes gegen das sehr strenge italienische Waffengesetz angezeigt. Nicht nur der Waffenbesitz wird bestraft. Auch die Tatsache, daß die Waffen ohne Erlaubnis an einem öffentlichen Ort mitgeführt wurden, wird gesondert mit bis zu 18 Monaten Haft geahndet, der Besitz eines Messers mit sechs bis 18 Monaten und einer Geldstrafe von 2.000 bis 20.000 Euro. Die Luftdruckpistole ist, je nach Druckstärke, ein eigenes Kapitel.
Aufgrund der Typologie der beschlagnahmten Gegenstände als Blankwaffen hängt für das weitere Verfahren ab, was die Überprüfung der Luftdruckpistole ergibt und wie Pfarrer Palkovič die Mitführung der Waffen zur Selbstverteidigung rechtfertigen kann.
Am kommenden Samstag besucht Kardinal Dominik Duka, der emeritierte Erzbischof von Prag, die Pfarrei von Milan Palkovič. Für Gesprächsstoff dürfte gesorgt sein.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
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