In den einschlägigen Dokumenten der Päpste und der Römischen Kurie werden Exerzitien empfohlen, insbesondere den Priestern als Ausdruck ihrer ständigen Formung. Dabei wird ausdrücklich auf die Notwendigkeit hingewiesen, sich aus dem Alltag zurückzuziehen und in die Stille zu gehen. So findet es sich im Rundschreiben der Heiligen Kongregation für das katholische Bildungswesen von 1980, im Kanonischen Recht (cann. 232–264 und 1039), in der Ratio fundamentalis Institutionis Sacerdotalis, in Pastores vobis und im Direktorium für das Amt und das Leben der Priester.
Papst Franziskus änderte die Exerzitienpraxis seiner Vorgänger. Die Fastenexerzitien für sich und die Führungsebene der Römischen Kurie wurden nicht mehr im Apostolischen Palast abgehalten, sondern in das Exerzitienhaus Casa Divin Maestro in Ariccia, außerhalb von Rom, verlegt. Als Grund wurde genannt, daß dieser Ortswechsel aus dem Alltag herausführen solle. Unverändert blieb, daß die Fastenexerzitien als Ignatianische Exerzitien gehalten wurden.
Dann kam die Pseudopandemie namens Corona und wurde zum Anlaß, ganz auf die Exerzitien zu verzichten. 2020 wurden sie noch gepredigt, bis einen Tag bevor Italien als erstes Land der Welt einen Lockdown verhängte, aber bis heute unter Verschluß hält, aufgrund welcher Faktenlage und welcher Empfehlungen von wem dieser Schritt gesetzt wurde. Papst Franziskus nahm damals schon nicht mehr daran teil wegen eines Schnupfens, wie es hieß.
Franziskus war damals auch im übertragenen Sinn verschnupft. Die Tage vor den Exerzitien waren sehr dramatisch. Die Buchveröffentlichung von Robert Kardinal Sarah, damals noch Präfekt der Gottesdienstkongregation, und von Benedikt XVI. über das Priestertum verhinderte in extremis eine bereits angepeilte Aufweichung des priesterlichen Zölibats. Die Stimmung war schlecht, auf allen Seiten.
In den folgenden drei Jahren (2021–2023) fielen die Fastenexerzitien wegen Corona aus, obwohl Franziskus alle seine Mitarbeiter zur dreifachen Impfung verpflichtet hatte, die in Wirklichkeit eine Gentherapie ist. Ein Eingeständnis, daß man in Santa Marta bereits wußte, daß das Genpräparat weder vor Ansteckung noch vor Übertragung schützt?
Und da es schon drei bzw. vier Jahre ohne Exerzitien ging, sagte Franziskus auch jene für 2024 ab. Corona konnte zur Begründung nicht mehr herangezogen werden, weshalb die Absage grundlos erfolgte. Die Kurienoberen sollten sich selbst, so die Aufforderung des Papstes, um Exerzitien kümmern. Er, Franziskus, werde es jedenfalls so halten. Lassen wir einmal den Aspekt beiseite, welches „Beispiel“ bzw. „Vorbild“ Franziskus seinen Mitarbeitern an der Kurie und insgesamt den Bischöfen und Priestern weltweit gibt.
Die Frage ist, warum Franziskus die vom Papst organisierten Fastenexerzitien für sich und die Kurie, für die er jedes Jahr einen Exerzitienmeister bestimmte, abschaffte? Dabei ist er als Jesuit mit den Ignatianischen Exerzitien, der Krone der Exerzitien, wie sie der Gründer des Jesuitenordens, der hl. Ignatius von Loyola, entwickelte, besonders vertraut.
In Rom heißt es, Corona sei ein Vorwand gewesen, der nützlich zur theatralischen Inszenierung der „Pandemie“ war. In Wirklichkeit war Franziskus in den dramatischen Tagen Anfang 2020, als es im Zuge des nachsynodalen Schreibens zur Amazonassynode um das Priestertum ging, auf sichtbare Distanz zu seiner Kurie gegangen. Diese Distanzierung habe seither, da der Faden nun einmal durchtrennt ist, noch zugenommen, folgt man römischen Stimmen. Franziskus sieht offenbar, was gemeinsame Exerzitien in Ariccia betrifft, weder einen Wiederanknüpfungspunkt, noch strebt er einen solchen an.
Der letztliche Grund, weshalb der Verzicht auf die Fastenexerzitien auch über den Corona-Vorwand hinaus verlängert wurde, sind die Unstimmigkeiten, die an der Römische Kurie auf die Veröffentlichung der neuen Konstitution Praedicate Evangelium folgten. Mit diesem Grundgesetz ordnete Franziskus im Frühjahr 2022 die Römische Kurie neu. Eine der sichtbarsten Neuerungen war die Umbenennung der bisherigen Kongregationen, Sekretariate und Räte in Dikasterien. Für die Kurie selbst war eine Reihe anderer Änderungen einschneidender.
Seither denke Franziskus nicht mehr daran, nach Ariccia zurückzukehren. Über drei Etappen wurde somit die gute Praxis der gemeinsamen Fastenexerzitien von Papst und Kurienoberen entsorgt. Jede Etappe war ein Einzelgang von Franziskus.
Die Einladung, die Präfekte und Sekretäre der Dikasterien mögen sich selber nach Exerzitien umschauen, verflüchtigt das Anliegen, daß das Kirchenoberhaupt und seine engsten Mitarbeiter zumindest einmal im Jahr einige Tage in gemeinsamer Zurückgezogenheit und geistlicher Führung verbringen. Franziskus erklärte, er selbst werde die Tage der geistlichen Einkehr halten bzw. sich von einem Exerzitienmeister persönlich predigen lassen. Was hat man sich, ginge es die Katholiken oder sonst wen etwas an, darunter vorzustellen?
Da die Fastenexerzitien immer am Beginn der Fastenzeit gehalten wurden, läßt sich die Frage bereits beantworten. Man weiß, daß man nicht weiß, wie von Franziskus die Ankündigung persönlicher Fastenexerzitien umgesetzt wurde. Man weiß, daß er keinen Fastenprediger zu sich rief, sich nicht zurückzog und den Tagesrhythmus und das Tagespensum nicht änderte. Es hieß, es würden weniger Audienzen stattfinden. Der Strom von allerlei Personen, die es seit dem Aschermittwoch nach Santa Marta zog, ist bisher nicht abgebrochen.
Die Fastenzeit hat erst vor einer Woche begonnen. Vielleicht beabsichtigt Franziskus die Exerzitien näher an die Kar- und Ostertage zu legen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL