Am vergangenen Samstag, dem 3. Februar, veröffentlichte das römische Glaubensdikasterium unter der Federführung von Kardinal Victor Manuel „Tucho“ Fernández, neuerdings nicht nur bekannt als Ghostwriter von Papst Franziskus, sondern auch als „Pornopräfekt“, die Note Gestis verbisque über die korrekte und gültige Sakramentenspendung. Der argentinische Blogger Caminante Wanderer kann sich nach der Lektüre der Note nicht der Ironie erwehren. Hier sein Kommentar:
Von Caminante Wanderer
Am vergangenen Samstag hat Tucho, der Präfekt für die Glaubenslehre, ein neues Dokument veröffentlicht, und in diesem Fall besteht die große lehrmäßige Neuerung, die er verkündet, darin, daß der Priester bei der Sakramentenspendung die von der Kirche festgelegten Formeln einhalten muß, da er sonst Gefahr läuft, diese Sakramente ungültig zu machen. Die katholische Welt ist von der theologischen Schärfe einer solchen Erklärung verblüfft, und die neokonservativen Kreise atmen auf: Der Heilige Stuhl mag einige beunruhigende Spielereien in bezug auf neuartige pastorale Segnungen für irreguläre Paare fördern, aber er ist auch in der Lage, Dokumente herauszugeben, die die doctrina perennis so klar wie Gestis verbisque darstellen. Die Kirche bleibt in guten Händen. Wie Pech und Schwefel.
Seine Eminenz kommt jedoch mit seiner Selbstdarstellung nicht zurecht und hat dem Dokument eine Einleitung vorangestellt, die in der ihm eigenen Mittelmäßigkeit verfaßt ist. Darin schreibt er Absätze wie den folgenden, um den ihn die päpstliche Kanzlei von Benedikt XIV. bis heute beneidet: „Wir Amtsträger müssen daher der Versuchung widerstehen, uns als Herren der Kirche zu fühlen. Wir müssen im Gegenteil besonders empfänglich werden für ein Geschenk, das vor uns steht: nicht nur das Geschenk des Lebens oder der Gnade, sondern auch die Schätze der Sakramente, die uns die Mutter Kirche anvertraut hat. Sie gehören nicht uns!“ Marcus Tullius hätte es nicht besser sagen können.
Um peinliche Mißverständnisse zu vermeiden, die den Geist der Offenheit und Lockerheit dieses Pontifikats verfälschen würden, beendet Kardinal Víctor Fernández seine Einleitung mit der Klarstellung: „Die Note, die wir hier vorlegen, befaßt sich also nicht mit einer rein technischen oder gar ‚rigoristischen‘ Frage“. Das fehlt noch gerade, daß sie uns in diesen Zeiten mit Formalitäten und Strenge kommen und uns vorschreiben wollen, wie wir diese und jene Worte sagen sollen.
Abgesehen von der Ironie, der einzigen Art und Weise, wie man auf solche Minimalcharaktere manchmal reagieren kann, ist es merkwürdig, daß ausgerechnet im Pontifikat von Franziskus, der sich in den letzten Jahren so sehr darum bemüht hat, vor den Indietristen zu warnen, jenen Bösen, die nicht einmal in die Kategorien „todos, todos, todos“, „alle, alle, alle“ fallen, eine Note von undenkbarem Indietrismus veröffentlicht wird.
Schauen wir uns das näher an: Um die Mitte des 8. Jahrhunderts verließ ein Mönch namens Feirgil, latinisiert als Virgil, Irland mit der Absicht, zu den heiligen Stätten zu pilgern, wie es viele seiner Landsleute taten. Doch er blieb unterwegs stecken und wurde zum Bischof von Salzburg ernannt. Während seiner Amtszeit kam es zu einem Konflikt mit einem anderen Mönch und Bischof, dem heiligen Bonifatius, einem Sachsen aus England und großen Apostel der germanischen Völker. Tatsache ist, daß ein Priester der Diözese von St. Virgil – denn auch Feirgil ist ein Heiliger – aufgrund seiner Unkenntnis der lateinischen Sprache Taufen mit dieser oder einer ähnlichen Formel gefeiert hatte: „Baptizo te in nomine patria et filia et spiritu sancta“. Der heilige Bonifatius war der Ansicht, daß diese Gläubigen erneut getauft werden sollten. Virgil hingegen bekräftigte, daß die Taufe gültig gewesen sei. Um die Frage zu klären, wandten sie sich an den Papst in Rom, der zu jener Zeit Zacharias hieß, ein Pontifex, der sich noch die Zeit nahm, um die von seinen Bischöfen an ihn gerichteten Dubia (Zweifel) zu beantworten. Und er schickte ihnen die folgende kurze Note, der allerdings keine pfauenhafte Einleitung vorangestellt war:
Zacharias, Diener der Diener Gottes, an seinen hochwürdigen und heiligen Bruder und Bischof Bonifatius.
Wir haben von Virgil und Sedonius, Ordensmännern in Baiern, gehört, daß Du ihnen befohlen hast, einigen Christen die Taufe ein zweites Mal zu spenden. Dieser Bericht hat uns beunruhigt und, wenn die Fakten stimmen, sehr überrascht. Man hat uns erzählt, daß es in dieser Provinz einen Priester gab, der kein Latein konnte und daß er bei der Taufzeremonie aus Unkenntnis der lateinischen Grammatik den Fehler machte, zu sagen: „Baptizo te in nomine patria et filia et spiritus Sancti“, und daß Du deshalb eine zweite Taufe für notwendig hieltest. Aber, ehrwürdiger Bruder, wenn der Pfarrer nicht die Absicht hatte, irgendeinen Irrtum oder eine Häresie zu bekräftigen, sondern sich einfach aus Unwissenheit im Lateinischen versprochen hat, können wir einer Wiederholung des Taufritus nicht zustimmen. Denn Du weißt ja, daß auch jemand, der von einem Ketzer auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft worden ist, nicht noch einmal getauft werden muß, sondern einfach durch Handauflegung losgesprochen wird. Wenn es also wirklich so ist, wie es in dem Bericht steht, solltest Du keine entsprechenden Anweisungen mehr erteilen. Du mußt Dich bemühen, Dich der Lehre und Verkündigung der Kirchenväter anzupassen (Brief VII des Papstes Zacharias, PL 89, 929).
Wie schlimm muß es um die Kirche bestellt sein, daß man fast 1300 Jahre nach diesem Ereignis und nach dem großen Ereignis des Zweiten Vatikanischen Konzils, das das ganze Volk Gottes zu solcher Reife gebracht hat, auf dieses Thema zurückkommen muß! Indietrismus in Reinkultur.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons