
(Washington) Michael Voris, der Gründer und Vorsitzende von Church Militant und der Trägergesellschaft St. Michael’s Media, wurde vom Verwaltungsrat zum Rücktritt gedrängt. In einer Erklärung dieser katholischen US-amerikanischen Medienplattform heißt es, Voris habe „gegen den Moralkodex“ des Senders verstoßen.
Die Nachricht vom Rücktritt von Michael Voris hat in konservativen katholischen Kreisen in den USA für großes Aufsehen und Verwunderung gesorgt. Voris ist nicht nur der Gründer und Leiter, sondern auch das wichtigste Aushängeschild der Medienplattform.
Church Militant gehört zu den wichtigen konservativen katholischen Medien in den USA. Allerdings ist der Sender vielen Katholiken auch etwas zu schrill, zu marktschreierisch, zu drastisch und in seiner Darstellung zu schwarz-weiß. Auch dafür stand Michael Voris. Einige der bekanntesten katholischen Stimmen in den USA hielten sich deshalb von Church Militant fern. Kooperationen mit ausländischen katholischen Medien und Journalisten gestalteten sich schwierig, da die spezifisch amerikanische Sicht der Dinge bei Church Militant keine nötige Differenzierung zuließ.
Die Trägergesellschaft St. Michael’s Media mit ihren gut 40 Vollzeitmitarbeitern versucht in diesem Krisenmoment „maximale Transparenz“ zu zeigen. Der Verwaltungsrat hatte Voris zum Rücktritt aufgefordert. Es spricht für Voris, daß er dieser Aufforderung Folge leistete.
Die Medienplattform spricht von einem Verstoß gegen den Moralkodex des Senders, ohne näher darauf einzugehen. Bekannt ist jedoch, daß Voris selbst in einem früheren Video vor einigen Jahren seine homosexuelle Vergangenheit enthüllte. Dabei sprach er auch von einigen „unbesiegten Dämonen“.
Christine Niles, neben Voris das bekannteste Gesicht von Church Militant, war einige Tage vor Voris zurückgetreten. Sie erklärte in einem Video, Voris nicht mehr wiederzuerkennen. Voris sei nicht mehr die Person, die sie kannte. Ihr Rücktritt war offensichtlich der Paukenschlag, der den Verwaltungsrat zum Handeln bewegte.
Church Militant, besonders auch Voris, prangerte in der Vergangenheit sexuelle Fehltritte von Klerikern an. Diese wurden regelrecht an den Pranger gestellt. Die dadurch erzeugte Empörung – Empörung durch die bekanntgewordene Sünde, aber auch durch die reißerische Darstellung – waren zumindest mit ein Markenzeichen des Senders.
Der Widerspruch ist nun offensichtlich.
Ein Katholik ist sich stets bewußt, ein Sünder zu sein. Das sollte sich auch im Ton niederschlagen. Die Enthüllung menschlicher Defizite darf nicht zum Triumphgeheul werden. Schon gar nicht kann das Anprangern der Sünden anderer eine Art Kompensation für eigene Defizite sein. Der Schaden ist dann, wenn diese Defizite bekannt werden, umso größer. Das erlebt nun gerade Church Militant. So kommt es dann auch zu Dilemmata: Michael Voris letzte Sendung seiner Show „The Vortex“ ist ausgerechnet dem Thema „Du Heuchler“ gewidmet.

Voris selbst scheint, vom Verwaltungsrat zur Rede gestellt, das Debakel erkannt und eingesehen zu haben. Die Existenz des Senders stand auf dem Spiel.
Information darf der Aufmerksamkeit oder des Geschäfts wegen nicht zur Verzerrung, zum aufgebauschten Skandal und zum Marktgeschrei werden. Die Versuchung ist im Medienalltag mit seiner Konkurrenz gegeben, sich Gehör durch laute Töne zu verschaffen. Diese Nutzen-Rechnung macht ein solches Vorgehen aber nicht besser und richtiger.
St. Michael’s Media versichert, daß Church Militant ohne Michael Voris seinen Auftrag „mit neuem Eifer“ für die katholische Wahrheit fortsetzen wird. Das Apostolat des Senders werde „in seiner Berichterstattung und seinen Kommentaren standhaft bleiben und die heilige Mutter Kirche gegen Irrtümer von innen wie von außen verteidigen“. Zugleich heißt es zu Michael Voris: „Das Apostolat wird für ihn beten und wir bitten Sie, dasselbe zu tun“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Church Militant (Screenshot)
Danke für diese ausgewogene Berichterstattung.
Church Militant hat sich fraglos durch gute Beiträge, sowohl Glaubensverbreitung als auch Nachrichten und Reportagen, große Verdienste erworben. Rom-Korrespondent Dr. Jules Gomes scheint mir besonders kompetent und ausgewogen (übrigens Ex-„Priester“ der Anglikaner, Konvertit).
Leider habe ich über Jahre hinweg den Eindruck gewonnen, der nun auch von Giuseppe Nardi dargestellt wird: Voris hatte fast Spaß an schlechten Nachrichten über homosexuelle KLeriker. Das ist nicht gut. Übermäßiges Anprangern der Fehler anderer kann selbst zum Fall führen.
Leider hat CM auch eine regelrechte Haßpolitik gegen die Piusbruderschaft betrieben. Man hat dort einige schwere Fälle von Fehlverhalten (sexueller Natur und Vertuschung) aufgedeckt, aber das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und dauernd über deren „Schisma“ gegeifert und nichts gutes an denen gelassen. Sehr schade.
Ich glaube, die Lehren aus diesem Debakel sind für jeden katholischen Publizisten evident.