Weitere Priester von Ortega-Regime verhaftet

"Wir wissen, daß es jeden Moment auch uns treffen kann"


Don Álvaro Toledo wurde am vergangenen Donnerstag verhaftet, am Samstag dann Don Yesner Pineda, beide sind Pfarrer im nicaraguanischen Ocotal
Don Álvaro Toledo wurde am vergangenen Donnerstag verhaftet, am Samstag dann Don Yesner Pineda, beide sind Pfarrer im nicaraguanischen Ocotal

Der nica­ra­gua­ni­sche Prie­ster Yes­ner Cipria­no Pine­da Mene­ses wur­de am Sams­tag von Beam­ten der Natio­nal­po­li­zei ver­haf­tet. Damit ist er der fünf­te Pfar­rer, der in den ver­gan­ge­nen sie­ben Tagen ver­haf­tet wurde.

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„Die san­di­ni­sti­sche Poli­zei hat Don Yes­ner Pine­da ent­führt. Es gibt immer noch Prie­ster, gegen die ein Haft­be­fehl vor­liegt und die das Land nicht ver­las­sen konn­ten“, schreibt die nica­ra­gua­ni­sche Rechts­an­wäl­tin und Men­schen­rechts­ak­ti­vi­stin Mar­tha Patri­cia Moli­na, Autorin der Stu­die „Nica­ra­gua: Eine ver­folg­te Kir­che?“, auf X (vor­mals Twitter).

Don Pine­da Mene­ses ist Pfar­rer der Pfar­rei Nue­stra Seño­ra de Lour­des in Oco­tal im Depar­te­ment Nue­va Sego­via der Diö­ze­se Estelí im Nor­den Nicaraguas.

Der Prie­ster wur­de in Estelí im Zuge einer Zele­bra­ti­on zum Rosen­kranz­fest verhaftet.

Mar­tha Patri­cia Moli­na, die wegen der poli­ti­schen Repres­si­on durch das san­di­ni­sti­sche Orte­ga-Regime ins Exil gehen muß­te, beklagt, daß die inter­na­tio­na­le Staa­ten­ge­mein­schaft trotz der „lan­gen, schreck­li­chen Nacht“ für die Kir­che Nica­ra­gu­as „wei­ter­hin untä­tig ist“.

Moli­na stell­te am ver­gan­ge­nen Mitt­woch den vier­ten Teil ihrer Stu­die vor, in dem sie den Justiz­skan­dal doku­men­tiert, daß 14 nica­ra­gua­ni­schen Prie­stern, zwei Bischö­fen, dem Bischof Rolan­do Álva­rez und dem im Exil leben­den Bischof Sil­vio Báez, einem Dia­kon und zwei Semi­na­ri­sten als angeb­li­chen „Vater­lands­ver­rä­tern“ die Staats­bür­ger­schaft aberkannt wurde.

Am Don­ners­tag­abend war der Prie­ster Álva­ro Tole­do ver­haf­tet wor­den. Er ist Pfar­rer der Pfar­rei Nue­stra Seño­ra de La Asun­ción in Oco­tal (Bis­tum Estelí). Auf einer Face­book-Sei­te gaben Gläu­bi­ge der Pfar­rei bekannt: „Wir müs­sen die trau­ri­ge Nach­richt mit­tei­len, daß die Natio­nal­po­li­zei in das Pfarr­haus gekom­men und unse­ren Pfar­rer ver­haf­tet hat“.

In einer Pre­digt, die auch im Inter­net über­tra­gen wur­de, hat­te Don Tole­do kurz vor sei­ner Ver­haf­tung geklagt, daß „die Diö­ze­se ohne Prie­ster“ blei­be, wenn die Ver­haf­tun­gen andauern. 

„Wir wis­sen, daß es jeden Moment auch uns tref­fen kann, aber wir haben ein rei­nes Gewis­sen und Frie­den im Herzen“.

Neben den Ver­haf­tun­gen nica­ra­gua­ni­scher Prie­ster wur­den von den San­di­ni­sten bis­her 68 aus­län­di­sche Prie­ster und 83 Ordens­frau­en des Lan­des ver­wie­sen und ausgeschafft.

Drei wei­te­re Prie­ster waren bereits am Sonn­tag der Vor­wo­che ver­haf­tet wor­den, sodaß inner­halb von nur einer Woche fünf Prie­ster zu poli­ti­schen Gefan­ge­nen gemacht wurden.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL/​Facebook (Screen­shot)

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