Don Nicola Bux, der bekannte Liturgiker und Freund von Benedikt XVI., und Prof. Guido Vignelli, ehemaliger Direktor von SOS Kinder und einstiger Assistent des Philosophen und politischen Denkers Augusto Del Noce, veröffentlichten gemeinsam das Buch „Die synodale Kirche. Mißverständnisse und Gefahren eines kirchlichen ‚Great Reset‘“1. Bereits 2019 hatte sich Don Bux über den „neuen Turmbau zu Babel und die Synodalität, die zerstören kann“, geäußert. Prof. Vignelli gehörte zu den Erstunterzeichnern, die sich 2016 mit einem internationalen Treuebekenntnis zur unveränderlichen Lehre der Kirche über die Ehe und die Familie gegen das umstrittene nachsynodale Schreiben Amoris laetitia wandten. Das Buch ist gerade für den deutschen Sprachraum von besonderem Interesse, wo das Phänomen, im Neusprech „Synodalität“ genannt, wenn nicht ihren Ursprung, so doch die radikalste Ausformung hat. Fabio Mirino, Herausgeber des Blogs Il pensiero cattolico (Das katholische Denken), verfaßte eine Besprechung:
Rezension des Buches „Die synodale Kirche“
von Fabio Mirino
Die synodale Kirche. Mißverständnisse und Gefahren eines kirchlichen ‚Great Reset‘, geschrieben im ersten Teil von Don Nicola Bux und im zweiten Teil von Guido Vignelli, herausgegeben von Fede & Cultura, ist ein Text, der die Frage der Synodalität in den Mittelpunkt des aktuellen kirchlichen Panoramas stellt, und zwar mit jenem kritischen Geist, der typisch ist für jene, die den Worten ein Gewicht geben, für jene, die wissen, daß Worte eine illokutionäre und perlokutionäre Kraft haben, wie der Sprachphilosoph John Landshaw Austin feststellte.
Der erste Teil des Textes ist ein dogmatischer Exkurs mit einigen historischen Hinweisen, während der zweite Teil eher historisch ist und einige dogmatische Anfangshinweise enthält, die als Scharnier zum ersten Teil des Textes dienen. Ein Autor ist Priester, der andere Laie, so, als wollte man auch dadurch zeigen, daß die Synodalität ein Miteinander-Gehen ist, ohne jedoch die Rollen zu vertauschen, da die Kirche hierarchisch und nicht synodal ist. Aus diesem Grund ist der Beitrag von Prof. Vignelli in dem von Don Nicola Bux verankert und folgt diesem, indem er die von diesem geäußerten doktrinären Angaben bestätigt.
Wenn die Synodalität ein Vorstoß sein will, der darauf abzielt, das Verständnis einer hierarchischen Kirche zu überwinden, dann fragt man sich, so Don Bux, wie das eine Garantie sein kann für die Mission der Kirche, die darin besteht, den Glauben zu wecken und das Volk Gottes zur endgültigen Begegnung mit Christus zu führen. Wenn die Kirche, wie es in Lumen Gentium 18 heißt, die Aufgabe hat, zu lehren, zu heiligen und zu leiten, wie kann sie das tun, wenn es niemanden mehr gibt, der dazu berufen ist? Wenn es keine Unterscheidung mehr gibt zwischen Lehrenden und Lernenden? Zwischen Hirten und Schafen? Babel war genau das: die Abwesenheit der Hierarchie. Es gab keine Planer und Architekten, keine Bauleiter und Verantwortlichen, sondern nur einen Haufen stolzer und geschickter Männer, von denen jeder am liebsten alles selber machte.
Die Hierarchie der Kirche, so will uns der Autor sagen, ist von Gott gewollt, weil sie für die menschliche Natur notwendig ist, die, verdorben durch die Sünde, immer dazu neigt, sich durchsetzen zu wollen und so ihre Talente und Energien zu vergeuden, anstatt sich weise in den Dienst eines Leibes zu stellen, der durch sein weises Haupt, das Christus selbst ist, die Talente und Energien organisiert und kanalisiert, damit der Leib gesund und schön wächst, bereit für die endgültige Hochzeit, bei der zu erscheinen der Bräutigam nicht zögern wird, sobald seine Braut bereit ist. Es ist daher notwendig, zwischen Hirten und Schafen zu unterscheiden, die jeweils ihre eigenen Aufgaben haben.
Dieser Linie folgt auch Guido Vignelli, der beim Blick in die Geschichte einige Ähnlichkeiten mit dem heutigen Geschehen feststellt, besonders zur Phraseologie, die verwendet wird, wenn von „Synodalität“ die Rede ist, und er stellt kritische Überlegungen an, mit denen er Kirchenvertretern vorwirft, den Schmeicheleien der modernen Welt nachzugeben, daß sie sich sozusagen langsam an die Parlamente anpassen wollen und darauf verzichten, eine hierarchische Gesellschaft zu sein. So schreibt der Autor:
„Bis vor einigen Jahrzehnten wurde die kämpfende Kirche immer als Magistra, Mater et Domina gentium [Lehrerin, Mutter und Herrin der Völker] bezeichnet, d. h. als eine Autorität, die von Gott dazu bestimmt ist, die geoffenbarte Wahrheit zu lehren, christliche Völker hervorzubringen, Gesellschaften anzuleiten und sie zur Erfüllung ihrer sittlichen und religiösen Berufung zu führen. Nach der neuen Ekklesiologie hingegen wird die Kirche der Zukunft eine ernsthafte Zurückstufung erfahren: Sie wird nicht mehr Magistra, sondern bestenfalls „sachkundige Beraterin“ der Weltgremien sein; nicht mehr Mater, sondern nur mehr „ältere Schwester“ der anderen Kirchen; nicht mehr Domina im Sinne von Anführerin, sondern Angestellte des Volkes und Gefährtin der Irrenden.“
Kurzum, man will die Kirche von einer Gesellschaft der Heiligung und des Heils zu einer Gemeinschaft von „Förderern der Menschenwürde“ reduzieren.
Das Buch ist ein Text, der dem Katholiken von heute, der verwirrt ist von dem riesigen soziokulturellen Panorama, das heute den Anspruch erhebt, die eine Wahrheit zu relativieren, um alles und jeden Vorschlag als „gottgewollte Wahrheit“ durchzusetzen, aus dem Herzen spricht.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: sinodo.va (Screenshot)
1 Originaltitel: Don Nicola Bux, Guido Vignelli: La Chiesa sinodale. Malintesi e pericoli di un „gran reset“ ecclesiastico, Verlag Fede & Cultura, Verona 2023, 128 Seiten.