Horror missae: Schokoriegel-Zelebration in Auckland

Die einzige Ausdrucksform der Lex orandi des Römischen Ritus?


Snickers-Bischof von Auckland zelebriert die Messe in seiner Kathedrale. Auch seine Konzelebranten sind mit Schokoriegeln dekoriert.
Snickers-Bischof von Auckland zelebriert die Messe in seiner Kathedrale. Auch seine Konzelebranten sind mit Schokoriegeln dekoriert.

„Es war toll, gestern mit den jun­gen Leu­ten des Liston Col­lege zusam­men zu sein“, schreibt Msgr. Ste­phen Lowe, der Bischof von Auck­land in Neu­see­land, auf sei­ner Face­book-Sei­te. Den Hor­ror Mis­sae ver­gaß er dabei zu erwähnen.

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Das Liston Col­lege war zur Zeit sei­ner Grün­dung in den 70er Jah­ren die ein­zi­ge katho­li­sche Schu­le im Westen Auck­lands. An der Schu­le wer­den Jun­gen im Alter von sie­ben bis drei­zehn Jah­ren aus­ge­bil­det. Das Ein­zugs­ge­biet umfaßt die Süd­see mit Ton­ga und Samoa und reicht bis Süd­asi­en (Sri Lan­ka und Indi­en) und Süd­ost­asi­en. Auch die Mao­ri, Neu­see­lands Urein­woh­ner, sind an der Schu­le dop­pelt so stark ver­tre­ten wie in der Gesamt­be­völ­ke­rung. Die 1974 gegrün­de­te Schu­le wird vom katho­li­schen Orden der Chri­sti­an Brot­hers geführt, aller­dings gilt das nur mehr juri­stisch für die Trä­ger­schaft. Die Lei­tung der Schu­le und der Lehr­kör­per bestehen aus Laien.

Die Con­gre­ga­tio Fra­trum Chri­stia­n­o­rum (CFC) ist eine 1802 in Irland gegrün­de­te Ordens­ge­mein­schaft, die sich vor allem der Jugend­für­sor­ge und Schul­aus­bil­dung wid­met. Anlaß für die Grün­dung war die pre­kä­re Bil­dungs­si­tua­ti­on im Irland des spä­ten 18. Jahr­hun­derts, als die Katho­li­ken des Lan­des durch Groß­bri­tan­ni­en schwer­sten Dis­kri­mi­nie­run­gen aus­ge­setzt waren. An den Schu­len der Christ­li­chen Brü­der wur­den iri­sche Kul­tur, Spra­che und Iden­ti­tät geför­dert. Der Orden lei­ste­te damit einen nicht unwe­sent­li­chen Bei­trag zum erstark­ten Selbst­be­wußt­sein der Iren, das schließ­lich nach dem Ersten Welt­krieg in die Wie­der­erlan­gung der Unab­hän­gig­keit mündete.

Der Ordens­grün­der Edmund Igna­ti­us Rice (1762–1844) wid­me­te sich nach dem frü­hen Tod sei­ner Frau ganz der Wohl­tä­tig­keit. Er ver­kauf­te sein Geschäft und errich­te­te mit dem Erlös die erste Schu­le und bezahl­te die Leh­rer. Dar­aus ent­stand mit Unter­stüt­zung des Orts­bi­schofs die geist­li­che Kon­gre­ga­ti­on, die 1820 als Gemein­schaft päpst­li­chen Rechts aner­kannt wur­de. 1996 wur­de Rice von Papst Johan­nes Paul II. seliggesprochen.

Der Orden brei­te­te sich rasch aus, zunächst in Eng­land, dann in Austra­li­en, Neu­see­land, Gibral­tar, Rom, in den USA, schließ­lich in zahl­rei­chen Staa­ten Afri­kas und Latein­ame­ri­kas. Über­all errich­te­te er eige­ne Schu­len oder über­nahm bereits bestehen­de. Zur Zeit des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils erreich­te er sei­nen Höhe­punkt mit 5000 Ordens­an­ge­hö­ri­gen an mehr als 600 Schulen.

Heu­te zählt der Orden noch etwa 750 Ange­hö­ri­ge und ist Trä­ger von 170 Schu­len. In meh­re­ren Län­dern wur­den Christ­li­che Brü­der wegen sexu­el­len Miß­brauchs von Min­der­jäh­ri­gen an ordens­ei­ge­nen Schu­len und Wai­sen­häu­sern ver­ur­teilt. Der Orden zahl­te hohe Mil­lio­nen­be­trä­ge als Opferentschädigung.

Bischof Ste­phen Lowe, der zustän­di­ge Orts­bi­schof des Liston Col­lege, ver­link­te in sei­nem Face­book-Ein­trag auf die Inter­net­auf­trit­te der Schu­le, dar­un­ter eine Insta­gram-Sei­te, wo meh­re­re Fotos der Begeg­nung zu fin­den sind. Die Schu­le hat­te mit ihren Zög­lin­gen am ver­gan­ge­nen 19. Mai die Kathe­dra­le von Auck­land auf­ge­sucht. Dort tauf­te und firm­te Bischof Lowe etli­che der Schüler.

Auf den bei Insta­gram ver­öf­fent­li­chen Fotos ist Bischof Lowe bei der Zele­bra­ti­on der Mes­se in sei­ner Bischofs­kir­che mit einer Art Hals­ket­te oder Pal­li­um zu sehen, das er auf den Schul­tern trägt – ein ganz spe­zi­el­les „Pal­li­um“. Die Diö­ze­se Auck­land ist kein Metro­po­li­ten­sitz. Bischof Sto­we ist ein Suf­fra­gan des Erz­bi­schof-Metro­po­li­ten von Wellington.

Das spe­zi­el­le „Pal­li­um“ bestand, kein Scherz und kei­ne Foto­mon­ta­ge, aus Scho­ko­rie­geln der Mar­ke Snickers, ein­ge­rahmt – lit­ur­gisch völ­lig unpas­send – mit vio­let­ten Schlei­fen. Sei­ne Kon­ze­le­bran­ten waren eben­falls mit den selt­sa­men Scho­ko­rie­gel-Ket­ten deko­riert, aller­dings einer ande­ren Marke.

Die Bil­der sind beglei­tet von einem enthu­sia­sti­schen Text des Schul­di­rek­tors. Die läp­pisch unlit­ur­gi­sche Adju­stie­rung erwähnt er nicht.

Ist das die „in Über­ein­stim­mung mit den Dekre­ten des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils“ pro­mul­gier­te „ein­zi­ge Aus­drucks­form der Lex oran­di des Römi­schen Ritus“, wie Papst Fran­zis­kus in sei­nem Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des, Art. 1, schreibt?

Bischof Lowe von Auck­land mit Kon­ze­le­bran­ten, alle mit Scho­ko­rie­geln schwer behan­gen, zele­brier­te am 19. Mai die Mes­se in sei­ner Bischofskirche

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Insta­gram (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Viel­leicht hat der Bischof einen Wer­be­ver­trag mit Mars Incor­po­ra­ted. Tri­kot­wer­bung ken­nen wir ja schon aus ande­ren Bereichen …

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