
(Rom) Die Ermittlungen gegen den Mailänder Pfarrer Mattia Bernasconi, der am 24. Juli des vergangenen Jahres ins Visier der Justiz geraten war, wurden eingestellt – wie es zu erwarten war.
Don Mattia Bernasconi, Pfarrer von San Guigi Gonzaga in Mailand, gelangte im Hochsommer des Vorjahres zu trauriger internationaler Berühmtheit. Mit Jugendlichen befand er sich zu einem Urlaubsaufenthalt in Capo Colonna in Kalabrien. Am Sonntag zelebrierte er im Ionischen Meer in der Badehose eine Messe und benützte dazu eine Luftmatratze als Altar. Da Bilder der Gag-Zelebration im Internet auf Sozialen Medien verbreitet wurden, sorgten sie für Aufsehen und Empörung.
Der Priester entschuldigte sich später etwas halbherzig, aber immerhin. Während mit einer Untersuchung des Falles durch die kirchliche Obrigkeit von Anfang an kaum zu rechnen war, leitete die Staatsanwaltschaft von Crotone Ermittlungen wegen Herabwürdigung eines religiösen Bekenntnisses ein.
Mit dieser Mitteilung an die Öffentlichkeit war der soziale Frieden wiederhergestellt, wobei nicht wirklich davon auszugehen war, daß die weltliche Gerichtsbarkeit sich tatsächlich der Sache annehmen würde. So war es dann auch: Nun ordnete Romina Rizzo, die zuständige Untersuchungsrichterin von Crotone, die Einstellung des Verfahrens an.
Der Erzbischof von Mailand, Mario Delpini, nahm erst einen Monat nach dem Vorfall dazu Stellung:
„Die öffentliche Resonanz, die das Ereignis der von Don Mattia Bernasconi am Meer zelebrierten Heiligen Messe gefunden hat, veranlaßt mich, mein Urteil öffentlich zu machen.
In der Tat sind aufgrund dieses Ereignisses und der medialen Aufmerksamkeit, die es erlangt hat, sowohl beim Dikasterium für den Gottesdienst als auch bei der Erzbischöflichen Kurie von Mailand zahlreiche Nachrichten eingegangen: Einige haben die aufrichtige und tiefe Bestürzung der Gläubigen zum Ausdruck gebracht, andere haben Überlegungen, Theorien und unverhältnismäßige systematische Bewertungen angestellt, wieder andere haben einfach mich und meine Mitarbeiter beleidigt, ganz zu schweigen von den endlosen Debatten, die an verschiedenen Orten stattgefunden haben.
Ich bedauere die Verwirrung und das Leid, die das Empfinden weiser und gläubiger Menschen verletzt haben. Ich bin der Meinung, daß die von Don Matteo gewählte Art der Zelebration eine nicht zu rechtfertigende Dummheit ist. Don Mattia räumt dies auch in seinem Entschuldigungsschreiben ein.
Es wird die Aufgabe von Don Mattia sein, die liturgische Ausbildung ernsthaft wiederaufzunehmen, um zu verstehen, wie dieses Verhalten möglich wurde, und um zu verhindern, daß es sich wiederholt.“
Die nun erfolgte Einstellung des Verfahrens durch die weltliche Justiz war aufgrund der gängigen Praxis vorhersehbar. Der religiös „neutrale“ Staat zeigt grundsätzlich wenig Neigung, sich dieses Bereiches anzunehmen, schon gar nicht, wenn die Kirche selbst kein Interesse an einer Strafverfolgung erkennen läßt oder keine übergeordneten politischen Interessen allgemeiner (sozialer Frieden, öffentliche Ordnung) oder spezieller Natur (Förderung der Einwanderung, Stichwort: Islam) betroffen sind.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)
Mir scheint, seine Eminenz irrt sich in zweifacher Hinsicht.
Zum einen hat es den Anschein, dass die Zelebration im Meer stattfand und nicht am. Zum anderen überfällt einen beim Lesen dieser Notiz die Vermutung, dass sich der oberste Hirte der zuständigen Diözese nur deshalb überhaupt gefordert sieht, Stellung zu nehmen, weil „die öffentliche Resonanz“ ihn dazu genötigt hat. Ein Ärgernis wird im Gegenteil dann umso größer, je selbstverständlicher es erscheint – etwa der deutsche Kommuniongang Wiederverheirateter. Der eigentliche Skandal ist, dass im Umkehrschluss davon auszugehen ist, dass wenn sich niemand beschwert hätte auch der Mailänder Bischof, dessen expliziter Auftrag es ja ist, den Glauben der ihm anvertrauten Gläubigen zu schützen, nichts unternommen hätte.