Caritas Internationalis unter kommissarische Verwaltung gestellt

Papst entmachtet Kardinal Tagle als Caritas-Präsidenten


Papst Franziskus ernannte heute einen Kommissar, der die volle Entscheidungsbefugnis für die Caritas Internationalis übernimmt.
Papst Franziskus ernannte heute einen Kommissar, der die volle Entscheidungsbefugnis für die Caritas Internationalis übernimmt.

(Rom) Unter Papst Fran­zis­kus geht der Kom­mis­sar um, weiß man in Rom. Jüng­stes Bei­spiel ist die heu­te erfolg­te Ernen­nung eines Kom­mis­sars für die Cari­tas Inter­na­tio­na­lis, ein Instru­ment, das Fran­zis­kus beson­ders wert­voll ist.

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Die Cari­tas Inter­na­tio­na­lis ist der Dach­ver­band der 162 natio­na­len Cari­tas-Orga­ni­sa­tio­nen. Der Ein­griff erfolg­te, nach­dem „Män­gel in den Manage­ment­ver­fah­ren“ mit Fol­gen für die Mit­ar­bei­ter bekannt wurden.

In einer Erklä­rung gab das römi­sche Dik­aste­ri­um für die ganz­heit­li­che Ent­wick­lung des Men­schen bekannt, dem die Cari­tas Inter­na­tio­na­lis unter­steht, daß Anfang die­ses Jah­res eine erstaun­li­che Stu­die in Auf­trag gege­ben wur­de, näm­lich „eine Bewer­tung des Arbeits­um­felds im Cari­tas-Inter­na­tio­na­lis-Gene­ral­se­kre­ta­ri­at im Ein­klang mit den katho­li­schen Wer­ten der Men­schen­wür­de und der Ach­tung vor jeder Person“.

Die Bewer­tung wur­de von einem exter­nen Exper­ten­gre­mi­um, dar­un­ter auch Psy­cho­lo­gen, durch­ge­führt und habe „kei­ne Bewei­se für finan­zi­el­les Miß­ma­nage­ment oder sexu­el­les Fehl­ver­hal­ten“ erbracht, „wies aber auf ande­re wich­ti­ge Pro­ble­me und Berei­che hin, die drin­gend behan­delt wer­den müssen“.

„Es wur­den Män­gel bei den Ver­wal­tungs­ver­fah­ren fest­ge­stellt, die sich auch nega­tiv auf den Team­geist und die Arbeits­mo­ral aus­wirk­ten“, heißt es in dem Bericht, ohne näher dar­auf einzugehen.

Und des­halb ernennt der Papst einen Kommissar?

In der Tat. In einem vom Vati­kan erlas­se­nen Dekret heißt es, daß es zur bes­se­ren Erfül­lung des Auf­trags der Cari­tas an den Ärm­sten und Bedürf­tig­sten „not­wen­dig ist, den der­zei­ti­gen recht­li­chen Rah­men zu über­prü­fen, um ihn bes­ser an die sat­zungs­ge­mä­ßen Auf­ga­ben der Orga­ni­sa­ti­on anzu­pas­sen und ihn auf die Wah­len vor­zu­be­rei­ten, die bei der näch­sten Gene­ral­ver­samm­lung abge­hal­ten wer­den sollen“.

Netplan Manager ersetzt Kardinal Luis Antonio Tagle

Daher wur­de Pier Fran­ces­co Pinel­li von Net­plan Manage­ment Con­sul­ting heu­te zum außer­or­dent­li­chen Kom­mis­sar ernannt, „um die Orga­ni­sa­ti­on vor­über­ge­hend und mit allen Ent­schei­dungs­be­fug­nis­sen zu lei­ten, in Über­ein­stim­mung mit dem Gewohn­heits­recht und den Sta­tu­ten und Ver­ord­nun­gen der Insti­tu­ti­on und mit der vol­len Befug­nis, die­se auf­zu­he­ben, wenn er es für ange­bracht oder not­wen­dig hält“.

Mit dem Inkraft­tre­ten die­ser Maß­nah­me wur­den alle Lei­tungs­gre­mi­en ein­schließ­lich Prä­si­dent, Vize­prä­si­den­ten, Gene­ral­se­kre­tär, Schatz­mei­ster sowie der geist­li­che Assi­stent ihrer Ämter enthoben.

Der phil­ip­pi­ni­sche Kar­di­nal Luis Anto­nio Tag­le, der zugleich Prä­fekt des Dik­aste­ri­ums für die Evan­ge­li­sie­rung der Völ­ker ist, wur­de damit als Prä­si­dent der Cari­tas Inter­na­tio­na­lis vor die Tür gesetzt. Er hat­te das Amt 2015 mit den Wor­ten über­nom­men: „Im Namen der Armen neh­me ich das Amt an.“ Kar­di­nal Tag­le gilt seit Jah­ren als ein mög­li­cher Wunsch­nach­fol­ger von Papst Fran­zis­kus, doch scheint die­ser mit sei­nem „Kron­prin­zen“ nicht zufrie­den zus ein. Wenn „Män­gel bei den Ver­wal­tungs­ver­fah­ren“ für die Ent­sen­dung eines Kom­mis­sars genü­gen, wür­de sich viel­leicht auch Über­prü­fung von Tagles Arbeits­wei­se im Dik­aste­ri­um für die Evan­ge­li­sie­rung der Völ­ker empfehlen.

Pinel­li, der zunächst vie­le Jah­re im Ener­gie­sek­tor tätig war, mach­te sich 2012 mit einem eige­nen Bera­tungs­un­ter­neh­men selb­stän­dig. Er trat seit­her vor allem als „außer­or­dent­li­cher Kom­mis­sar“ auf, ernannt von der ita­lie­ni­schen Regie­rung (Kul­tur­mi­ni­ste­ri­um), um Musik- und Sprech­thea­ter zu reor­ga­ni­sie­ren. In die­ser Funk­ti­on holt ihn nun Papst Fran­zis­kus an die Römi­sche Kurie.

Der päpst­li­che Ein­griff wer­de, wie prä­zi­siert wur­de, „kei­ne Aus­wir­kun­gen auf das Funk­tio­nie­ren der Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen und den von ihnen in der gan­zen Welt gelei­ste­ten Dienst der Näch­sten­lie­be und Soli­da­ri­tät haben“. Sie wer­de „viel­mehr dazu die­nen, die­sen Dienst zu stärken“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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2 Kommentare

  1. Der Kron­prinz wird von einem Kom­mis­sar vor die Tür gesetzt?
    Die Geschich­te lehrt, daß Günst­lin­ge der Herr­scher schnell wech­seln kön­nen. Da reicht es schon, daß die Gefahr besteht, daß die Show gestoh­len wird.
    Als es kürz­lich in mei­ner Gemein­de hieß, der Bischof kom­me zur Visi­ta­ti­on, schreck­te mich das auf, denn in mei­ner Gemein­de geht es gro­ßen­teil noch katho­lisch zu.

  2. Die Cari­tas Inter­na­tio­na­lis steckt in größ­ten Schwierigkeiten.
    Es ist eine gro­ße Orga­ni­sa­ti­on, direkt dem Papst unter­ste­hend, mit gro­ßen Geld­strö­men – und damit dem Vati­kan äußerst wichtig.
    Und dar­über­hin­aus als „wohl­tä­ti­ges Gut­men­schen­schild“ sehr gut ver­netzt mit ande­ren frei­mau­rei­schen und nicht-/an­ders­re­li­giö­sen staat­li­che und nicht­staat­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen ver­bun­den und kommunizierend.
    Und die Cari­tas Inter­na­tio­na­lis steckt bis über die Ohren in orga­ni­sier­tem pädo­phi­len Miß­brauch (Fall Luc Delft aus Gent (B), spä­ter in Zentralafrika.
    Der letz­te Fall lief tat­säch­lich über dem Schreib­tisch von Tag­le, wobei das fun­da­men­ta­le Arbeits­kli­ma bei der CI von Mara­dia­ga gepflegt und beackert wurde.
    Das direk­te Umfeld von Papst Fran­zis­kus und eini­ge Pion­nen von der Cari­tas Inter­na­tio­na­lis lie­gen unter Feu­er und sind lang­fri­stig nicht mehr zu retten.
    Die Geld­strö­me , gera­de aus den USA, ver­sie­gen schnell: die lin­ken Blät­ter und Fern­se­hen, CNN, Fox News und The New York Times haben aus­führ­lich berichtet.
    In die­ser ver­track­ten Lage wird jetzt pero­ni­stisch gehandelt.

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