
(Rom) Im November wird in einem Gebäude des Vatikans, wenige Meter vom Petersplatz entfernt, ein neues Luxus-Einkaufszentrum eröffnet, das Vatican Mall heißen wird. Steht das im Widerspruch zur „armen Kirche für die Armen“, von der Papst Franziskus spricht?
Das Gelände des künftigen Einkaufszentrums an der Südostseite des Vatikans bei der Päpstlichen Universität Urbaniana gehört laut Angaben des Vatikans der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, wird aber von der italienischen Firma Terminal Vaticano verwaltet, die darauf ein fünfstöckiges Parkhaus betreibt, das über 800 Autos und fast 100 Bussen Platz bietet.
Ein Teil des Geländes ist inzwischen an das Unternehmen Gasak übergegangen, das dort das Einkaufszentrum eröffnet. Dafür wurden 15 Millionen Euro investiert. Einzigartig komfortabel ist dabei nicht nur die Lage, sondern auch der Rechtsstatus, der den Unternehmern zugute kommt.
„Unser Unternehmen, die Gasak Srl, steht nicht in direkter Verbindung mit dem Immobilieneigentümer (dem Vatikan), sondern mit der Terminal Vaticano Srl, die ihrerseits das gesamte mehrstöckige Gebäude im Namen des Immobilieneigners verwaltet“, erklärte das Betreiberunternehmen der Vatican Mall gegenüber der Presseagentur EFE. Aus der ehemaligen Krankenpflegeschule des Kinderkrankenhauses Bambino Gesù wird ein Konsumtempel.
An der Konstruktion ist rechtlich nichts auszusetzen, dennoch gefällt sie nicht allen innerhalb der vatikanischen Mauern. Dort bekommt man auf Nachfrage vielfach ein eher peinlich berührtes „Das sind nicht wir“, „Wir haben damit nichts zu tun“ zu hören. Kritiker stören sich daran, daß so nahe am Petersplatz, wo jede Nacht Dutzende von Obdachlosen schlafen, ein Luxus-Einkaufszentrum entsteht, in dem laut Internetseite von Vatican Mall „nur die besten nationalen und internationalen Marken“ angeboten werden und die Produkte für Nicht-EU-Bürger „steuerfrei“ sein werden. Die Tageszeitung der italienischen Bischöfe Avvenire sah sich am 4. Oktober genötigt, einen Artikel zur Verteidigung des Vatikans zu veröffentlichen. Darin wird unter Verweis auf die Betreibergesellschaft Gasak beteuert, daß das Luxuseinkaufszentrum in Wirklichkeit gar kein Luxuseinkaufszentrum sein werde, und wenn doch, dann nur ein kleines bißchen.
Den Kritikern geht es auch um die „Verbindung“ zum Vatikan, die beim Projekt nicht nur der Name des Einkaufszentrums herstellt, sondern auch das Logo, das Petersdom und Petersplatz zeigt. Das sei zuviel „Vatikan“, sagen Kritiker. Es werde eine Nähe vermittelt und damit geworben, die in Wirklichkeit gar nicht existiert. Die beiden beteiligten Unternehmen sind italienische und nicht vatikanische Firmen. Die Gasak zahle ihre Miete der Vatican Terminal. So ganz stimmt das mit den Verbindungen allerdings nicht.

Das Projekt kam durch Unterstützung von Kardinal Luis Antonio Tagle zustande. Der emeritierte Erzbischof von Manila wurde von Papst Franziskus 2019 als Kardinalpräfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, dem nunmehrigen Dikasterium für die Evangelisierung, an die Römische Kurie berufen. Laut der jüngsten Kurienreform, die Franziskus am 5. Juni in Kraft setzte, soll der Papst selbst die Leitung dieses Dikasteriums übernehmen, dem zwei Pro-Präfekten zur Seite stehen. Bisher wurde dieser Teil der Reform aber nicht umgesetzt. Der „Rote Papst“, wie der Präfekt dieses Dikasteriums auch genannt wird, habe sich für das Projekt der Gasak entschieden, wegen seiner „technologischen und Nachhaltigkeitsmerkmale“. Die grüne Etikette ist gerade in Mode.
Tagle, der Papst Franziskus nahesteht, ist seit 2015 auch Vorsitzender der Caritas Internationalis, des Dachverbandes aller nationalen Caritasverbände.
Im Pontifikat von Franziskus gab es bereits vor wenigen Jahren ähnliche Kritik und Diskussionen, als im Herbst 2016 in einer Immobilie des Vatikans ein Hard Rock Cafe und Anfang 2017 eine Filiale von McDonald’s eröffnet wurde.
Das Unternehmen Gasak erklärt, daß die Eröffnung des neuen Einkaufszentrums für November geplant ist: Vatican Mall werde „eine der Touristenattraktionen für das Heilige Jahr 2025 sein“, gibt man sich selbstbewußt, wenn Millionen von Pilgern in Rom erwartet werden. Das Einkaufszentrum wird 57 Geschäfte „von Kleidung bis zu Accessoires und Schuhen, Schmuck, Haushaltswaren, Kosmetika und sogar Essen und Wein im gastronomischen Pavillon“ umfassen. Für ausreichend Parkmöglichkeit sei gesorgt, da dem Einkaufszentrum „tausend Parkplätze“ zur Verfügung stehen.
Das Betreiberunternehmen betont, daß es nicht an wohltätigen Aktivitäten mangeln werde. Im Bereich „Social Glamour“ des Internetauftritts von Vatican Mall wird angekündigt, daß beabsichtigt sei, „soziale Kampagnen zur Unterstützung der Menschenrechte zu starten“, indem Produkte und Dienstleistungen „als Social Glamour ausgewählt und qualifiziert“ werden.
„Der Ansatz von Vatican Mall verkörpert den Geist, eine Brücke zu anderen zu bauen, mit konkreter und kontinuierlicher Unterstützung für humanitäre und Gesundheitsorganisationen und einem besonderen Fokus auf soziale Probleme.“
Gasak beansprucht jedoch Unabhängigkeit, denn es heißt auch, daß diese Aktivitäten nicht unbedingt mit dem Vatikan abgesprochen sein müssen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Mall (Screenshot)
In der Luxusmöbelausstellung findet sich ein auserlesenes Assortiment von Luxusdoppelbetten der italienischen Firma Poltrone Frau; und bei den Schuhen natürlich viel Gucci. Alles mit Ratschlägen von Cecilia Moragna, der „Geheimagentin des Vatikans“ alias der guten Bekannten von Kardinal Becciu („The sardinian connection“).
Es wird wegen grüner Nachhaltigkeit auch „faires“ Luxusobst geben, und wohl Passionsfrüchte aus der Zentralafrikanischen Republik. Das wird extra besorgt von der Caritas Internationalis, die dort mit dem flämischen Salesianerpater Luc Delft und unter „commanding authority“ von Kardinal Tagle massiv in Kindersexmißbrauch verwickelt war.