Luxuseinkaufszentrum im Vatikan steht vor der Eröffnung

Das Luxuseinkaufszentrum, das keines ist, aber ein bißchen doch...


In einer Immobilie des Vatikans soll in wenigen Wochen ein Luxuseinkaufszentrum eröffnen. Was als "Attraktion" für das Heilige Jahr 2025 gedacht ist, gefällt nicht allen im Vatikan.
In einer Immobilie des Vatikans soll in wenigen Wochen ein Luxuseinkaufszentrum eröffnen. Was als "Attraktion" für das Heilige Jahr 2025 gedacht ist, gefällt nicht allen im Vatikan.

(Rom) Im Novem­ber wird in einem Gebäu­de des Vati­kans, weni­ge Meter vom Peters­platz ent­fernt, ein neu­es Luxus-Ein­kaufs­zen­trum eröff­net, das Vati­can Mall hei­ßen wird. Steht das im Wider­spruch zur „armen Kir­che für die Armen“, von der Papst Fran­zis­kus spricht?

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Das Gelän­de des künf­ti­gen Ein­kaufs­zen­trums an der Süd­ost­sei­te des Vati­kans bei der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Urba­nia­na gehört laut Anga­ben des Vati­kans der Kon­gre­ga­ti­on für die Evan­ge­li­sie­rung der Völ­ker, wird aber von der ita­lie­ni­schen Fir­ma Ter­mi­nal Vati­ca­no ver­wal­tet, die dar­auf ein fünf­stöcki­ges Park­haus betreibt, das über 800 Autos und fast 100 Bus­sen Platz bietet. 

Ein Teil des Gelän­des ist inzwi­schen an das Unter­neh­men Gasak über­ge­gan­gen, das dort das Ein­kaufs­zen­trum eröff­net. Dafür wur­den 15 Mil­lio­nen Euro inve­stiert. Ein­zig­ar­tig kom­for­ta­bel ist dabei nicht nur die Lage, son­dern auch der Rechts­sta­tus, der den Unter­neh­mern zugu­te kommt.

„Unser Unter­neh­men, die Gasak Srl, steht nicht in direk­ter Ver­bin­dung mit dem Immo­bi­li­en­ei­gen­tü­mer (dem Vati­kan), son­dern mit der Ter­mi­nal Vati­ca­no Srl, die ihrer­seits das gesam­te mehr­stöcki­ge Gebäu­de im Namen des Immo­bi­li­en­eig­ners ver­wal­tet“, erklär­te das Betrei­ber­un­ter­neh­men der Vati­can Mall gegen­über der Pres­se­agen­tur EFE. Aus der ehe­ma­li­gen Kran­ken­pfle­ge­schu­le des Kin­der­kran­ken­hau­ses Bam­bi­no Gesù wird ein Konsumtempel.

An der Kon­struk­ti­on ist recht­lich nichts aus­zu­set­zen, den­noch gefällt sie nicht allen inner­halb der vati­ka­ni­schen Mau­ern. Dort bekommt man auf Nach­fra­ge viel­fach ein eher pein­lich berühr­tes „Das sind nicht wir“, „Wir haben damit nichts zu tun“ zu hören. Kri­ti­ker stö­ren sich dar­an, daß so nahe am Peters­platz, wo jede Nacht Dut­zen­de von Obdach­lo­sen schla­fen, ein Luxus-Ein­kaufs­zen­trum ent­steht, in dem laut Inter­net­sei­te von Vati­can Mall „nur die besten natio­na­len und inter­na­tio­na­len Mar­ken“ ange­bo­ten wer­den und die Pro­duk­te für Nicht-EU-Bür­ger „steu­er­frei“ sein wer­den. Die Tages­zei­tung der ita­lie­ni­schen Bischö­fe Avve­ni­re sah sich am 4. Okto­ber genö­tigt, einen Arti­kel zur Ver­tei­di­gung des Vati­kans zu ver­öf­fent­li­chen. Dar­in wird unter Ver­weis auf die Betrei­ber­ge­sell­schaft Gasak beteu­ert, daß das Luxus­ein­kaufs­zen­trum in Wirk­lich­keit gar kein Luxus­ein­kaufs­zen­trum sein wer­de, und wenn doch, dann nur ein klei­nes bißchen. 

Den Kri­ti­kern geht es auch um die „Ver­bin­dung“ zum Vati­kan, die beim Pro­jekt nicht nur der Name des Ein­kaufs­zen­trums her­stellt, son­dern auch das Logo, das Peters­dom und Peters­platz zeigt. Das sei zuviel „Vati­kan“, sagen Kri­ti­ker. Es wer­de eine Nähe ver­mit­telt und damit gewor­ben, die in Wirk­lich­keit gar nicht exi­stiert. Die bei­den betei­lig­ten Unter­neh­men sind ita­lie­ni­sche und nicht vati­ka­ni­sche Fir­men. Die Gasak zah­le ihre Mie­te der Vati­can Ter­mi­nal. So ganz stimmt das mit den Ver­bin­dun­gen aller­dings nicht.

57 Geschäf­te, Gast­stät­ten, Kunst und Wohltätigkeit

Das Pro­jekt kam durch Unter­stüt­zung von Kar­di­nal Luis Anto­nio Tag­le zustan­de. Der eme­ri­tier­te Erz­bi­schof von Mani­la wur­de von Papst Fran­zis­kus 2019 als Kar­di­nal­prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Evan­ge­li­sie­rung der Völ­ker, dem nun­meh­ri­gen Dik­aste­ri­um für die Evan­ge­li­sie­rung, an die Römi­sche Kurie beru­fen. Laut der jüng­sten Kuri­en­re­form, die Fran­zis­kus am 5. Juni in Kraft setz­te, soll der Papst selbst die Lei­tung die­ses Dik­aste­ri­ums über­neh­men, dem zwei Pro-Prä­fek­ten zur Sei­te ste­hen. Bis­her wur­de die­ser Teil der Reform aber nicht umge­setzt. Der „Rote Papst“, wie der Prä­fekt die­ses Dik­aste­ri­ums auch genannt wird, habe sich für das Pro­jekt der Gasak ent­schie­den, wegen sei­ner „tech­no­lo­gi­schen und Nach­hal­tig­keits­merk­ma­le“. Die grü­ne Eti­ket­te ist gera­de in Mode.

Tag­le, der Papst Fran­zis­kus nahe­steht, ist seit 2015 auch Vor­sit­zen­der der Cari­tas Inter­na­tio­na­lis, des Dach­ver­ban­des aller natio­na­len Caritasverbände.

Im Pon­ti­fi­kat von Fran­zis­kus gab es bereits vor weni­gen Jah­ren ähn­li­che Kri­tik und Dis­kus­sio­nen, als im Herbst 2016 in einer Immo­bi­lie des Vati­kans ein Hard Rock Cafe und Anfang 2017 eine Filia­le von McDonald’s eröff­net wurde.

Das Unter­neh­men Gasak erklärt, daß die Eröff­nung des neu­en Ein­kaufs­zen­trums für Novem­ber geplant ist: Vati­can Mall wer­de „eine der Tou­ri­sten­at­trak­tio­nen für das Hei­li­ge Jahr 2025 sein“, gibt man sich selbst­be­wußt, wenn Mil­lio­nen von Pil­gern in Rom erwar­tet wer­den. Das Ein­kaufs­zen­trum wird 57 Geschäf­te „von Klei­dung bis zu Acces­soires und Schu­hen, Schmuck, Haus­halts­wa­ren, Kos­me­ti­ka und sogar Essen und Wein im gastro­no­mi­schen Pavil­lon“ umfas­sen. Für aus­rei­chend Park­mög­lich­keit sei gesorgt, da dem Ein­kaufs­zen­trum „tau­send Park­plät­ze“ zur Ver­fü­gung stehen.

Das Betrei­ber­un­ter­neh­men betont, daß es nicht an wohl­tä­ti­gen Akti­vi­tä­ten man­geln wer­de. Im Bereich „Social Gla­mour“ des Inter­net­auf­tritts von Vati­can Mall wird ange­kün­digt, daß beab­sich­tigt sei, „sozia­le Kam­pa­gnen zur Unter­stüt­zung der Men­schen­rech­te zu star­ten“, indem Pro­duk­te und Dienst­lei­stun­gen „als Social Gla­mour aus­ge­wählt und qua­li­fi­ziert“ werden.

„Der Ansatz von Vati­can Mall ver­kör­pert den Geist, eine Brücke zu ande­ren zu bau­en, mit kon­kre­ter und kon­ti­nu­ier­li­cher Unter­stüt­zung für huma­ni­tä­re und Gesund­heits­or­ga­ni­sa­tio­nen und einem beson­de­ren Fokus auf sozia­le Probleme.“

Gasak bean­sprucht jedoch Unab­hän­gig­keit, denn es heißt auch, daß die­se Akti­vi­tä­ten nicht unbe­dingt mit dem Vati­kan abge­spro­chen sein müssen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can Mall (Screen­shot)

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