Spaniens neue Botschafterin trat streng nach Protokoll gekleidet vor den Papst – der darauf reagierte

Jesuita nec rubricat, nec cantat


Papst Franziskus mit Spaniens neuer Botschafterin beim Heiligen Stuhl, die gestern ihr Beglaubigungsschreiben überreichte.
Papst Franziskus mit Spaniens neuer Botschafterin beim Heiligen Stuhl, die gestern ihr Beglaubigungsschreiben überreichte.

(Rom) Maria Isa­bel Celaá Dié­guez, die neue Bot­schaf­te­rin Spa­ni­ens beim Hei­li­gen Stuhl, über­reich­te Papst Fran­zis­kus ihr Beglau­bi­gungs­schrei­ben streng nach Pro­to­koll geklei­det. Papst Fran­zis­kus reagier­te auf uner­war­te­te Weise.

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In den Apo­sto­li­schen Palast kehr­te gestern etwas vom Hauch ver­gan­ge­ner Zei­ten zurück, als die neue Geschäfts­trä­ge­rin der diplo­ma­ti­schen Ver­tre­tung des König­rei­ches Spa­ni­en ihren Antritts­be­such beim Papst abstattete.

Isa­bel Celaá ist eine in Bil­bao gebo­re­ne Bas­kin. Sie ver­fügt über ein abge­schlos­se­nes Stu­di­um der Angli­stik und der Rechts­wis­sen­schaf­ten und hat eine lan­ge poli­ti­sche Kar­rie­re in den Rei­hen des Part­ido Socia­li­sta de Eus­ka­di-Eus­ka­di­ko Ezker­ra (PSE-EE) hin­ter sich.

Der PSE-EE ist der bas­ki­sche Able­ger der regie­ren­den Spa­ni­schen Sozia­li­sti­schen Arbei­ter­par­tei (PSOE). Er ging 1993 aus dem Zusam­men­schluß des PSOE-Able­gers Sozia­li­sti­sche Par­tei des Bas­ken­lan­des (PSE) und der links­na­tio­na­li­sti­schen Par­tei Bas­ki­sche Lin­ke (EE) hervor.

1991–1995 war Isa­bel Celaá stell­ver­tre­ten­de Bildungs‑, Uni­ver­si­täts- und For­schungs­mi­ni­ste­rin der Auto­no­men Gemein­schaft Bas­ken­land, von 2009 bis 2012 Mini­ste­rin die­ser Fach­be­rei­che. Von 1998 bis 2016 war sie mit einer Unter­bre­chung Abge­ord­ne­te zum Bas­ki­schen Par­la­ment. Von 2018 bis 2021 gehör­te Celaá als Bil­dungs­mi­ni­ste­rin der spa­ni­schen Regie­rung unter Pedro Sán­chez (PSOE) an und war von 2018 bis 2020 zugleich Regierungssprecherin.

Am ver­gan­ge­nen 26. Janu­ar wur­de die ver­hei­ra­te­te Katho­li­kin und Mut­ter von zwei Kin­dern zur Bot­schaf­te­rin Spa­ni­ens beim Hei­li­gen Stuhl ernannt.

Die neue Ver­tre­te­rin des König­reichs Spa­ni­en war gestern bei ihrem Antritts­be­such streng nach Pro­to­koll geklei­det, ganz in schwarz, mit Schlei­er und Pei­ne­ta. Die Pei­ne­ta ist ein gut sicht­ba­rer, deko­ra­ti­ver Kamm, der spä­te­stens seit dem 18. Jahr­hun­dert am spa­ni­schen Hof üblich war und aus wert­vol­lem Mate­ri­al und auf­wen­dig gear­bei­tet wur­de. Im 19. Jahr­hun­dert setz­te sich die­se Tracht, aus ein­fa­che­ren Mate­ria­li­en gefer­tigt, in brei­te­ren Bevöl­ke­rungs­schich­ten durch. Sie ist in der Frau­en­tracht ein beson­de­res, inter­na­tio­nal bekann­tes Merk­mal der spa­ni­schen Kul­tur und wur­de und wird zu beson­de­ren Anläs­sen getra­gen. Ein sol­cher Anlaß war die Über­rei­chung des Beglau­bi­gungs­schrei­bens an den Papst.

Die­ser reagier­te auf höf­li­che Art nicht nur mit einem Lächeln, son­dern mit einem Satz, der für Auf­se­hen sorg­te. Jesui­ten eilt all­ge­mein der Ruf vor­aus, wenig Sinn für das Pro­to­koll zu haben, nicht ein­mal in der Lit­ur­gie. Jesui­ta nec rubri­cat, nec can­tat. Ein Jesu­it mißt weder dem Gesang noch den lit­ur­gi­schen Rubri­ken beson­de­re Bedeu­tung zu. Das gilt auch für Papst Franziskus.

Am 1. August 2018 sag­te er bei einer Begeg­nung mit jun­gen Jesui­ten, Novi­zen sei­nes Ordens:

„Als ich Stu­dent war, tru­gen wir die Sou­ta­ne und den Umhang, wenn wir zum Gene­ral und mit dem Gene­ral zum Papst gehen muß­ten. Ich sehe, daß die­se Mode nicht mehr exi­stiert, Gott sei Dank.“

Berüch­tig­ter ist eine Epi­so­de vom 2. Novem­ber, Aller­see­len, 2013, als Fran­zis­kus erst­mals als Kir­chen­ober­haupt das Grab des Apo­stels Petrus und sei­ner Vor­gän­ger in der Kryp­ta des Peters­do­mes besuch­te. Ein Kame­ra­team der RAI hielt die Sze­ne fest, als Fran­zis­kus sich den bei­den jun­gen, ihn erwar­ten­den Mini­stran­ten zuwand­te. Einer hielt einen Weih­was­ser­kes­sel mit Asper­gill in der Hand, der ande­re hat­te die Hän­de vor der Brust gefal­tet, was selbst der RAI-Spre­cher als kor­rek­te lit­ur­gi­sche Hal­tung beschrieb. Papst Fran­zis­kus küß­te zunächst bei­de, war aber zu den gefal­te­ten Hän­den ande­rer Mei­nung. Er sag­te zu dem Ministranten:

„Haben sie Dir die Hän­de zusam­men­ge­legt? Mal sehen, mal sehen.“

Er schob des­sen Hän­de aus­ein­an­der, zwang ihn also die lit­ur­gi­sche Hal­tung zu ver­las­sen. Fran­zis­kus kom­men­tier­te zufrieden:

„Ah, ich dach­te, sie hät­ten sie zusammengeklebt.“

Das erklärt, wes­halb die gest­ri­ge päpst­li­che Reak­ti­on für Auf­se­hen sorg­te. Papst Fran­zis­kus sag­te näm­lich zu Doña Isa­bel, der neu­en spa­ni­schen Botschafterin:

„Dan­ke, daß Sie mit der Pei­ne­ta gekom­men sind.“

Ein Jesu­it, der sich für die Ein­hal­tung des Pro­to­kolls bedankt, das habe Rom noch nicht erlebt – heißt es. Rom ist um eine Anek­do­te rei­cher, die man noch in Jahr­hun­der­ten erzäh­len dürfte.

Die Höhe der Pei­ne­ta ist unter dem Schlei­er zu sehen. Die Bot­schaf­te­rin über­reich­te dem Papst neben einem per­sön­li­chen Geschenk auch eine Büste des hei­li­gen Igna­ti­us, des Grün­ders des Jesui­ten­or­dens, der selbst Bas­ke war.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Rome​re​ports​.com (Screen­shots)

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