(Menzingen/Kiew) Die Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) ruft Priester und Gläubige auf, für die Ukraine zu beten. Mit dem Aufruf kommt der Generalobere der Piusbruderschaft Pater Davide Pagliarani einer Bitte des Oberen der mit ihr befreundeten ukrainischen Priesterbruderschaft St. Josaphat nach.
„Bitten wir Gott auf die Fürsprache der Jungfrau Maria, die in der Ukraine besonders wegen ihrer glorreichen Aufnahme in den Himmel verehrt wird, um geistlichen Beistand für die ukrainischen Gläubigen und um den Schutz der Gotteshäuser, Kirchen und Kapellen, vor allem im Osten des Landes“, so Pater Pagliarani. „Pater Basil und die Priester der Bruderschaft St. Josaphat danken Ihnen im Voraus für die Nächstenliebe, die Sie zeigen werden, und beten für diejenigen, die sich in der Angst vor dem Krieg und einer ungewissen Zukunft befinden.“
Die Priesterbruderschaft St. Josaphat, deren eigentlicher Name Heilige Bruderschaft des Erzmärtyrers St. Josaphat Kunzewitsch lautet, ist eine Gemeinschaft ukrainischer katholischer Priester des byzantinischen Ritus, die seit ihrer Gründung im Jahr 2000 mit der Piusbruderschaft verbunden ist.
Patron der Bruderschaft ist der heilige Josaphat Kunzewitsch (1580–1623), der mit Rom unierter griechisch-katholischer Erzbischof von Polozk, Witebsk und Mszislau war. Alle drei Städte gehörten damals zur polnisch-litauischen Konföderation und liegen heute in Weißrußland. Der heilige Josaphat, Sohn einer russisch-orthodoxen Familie in Wolodymyr, heute Westukraine, schloß sich der Kirchenunion mit Rom an und wurde deren eiserner Verfechter. Am 12. November 1623 wurde er in Witebsk von aufgebrachten Orthodoxen erschlagen. 1643 wurde er vom Heiligen Stuhl selig- und 1867 heiliggesprochen. Sterbliche Überreste des Märtyrers der Kirchenunion wurden 1963 im Petersdom bestattet.
Die Priesterbruderschaft St. Josaphat wurde 2000 von Pater Basil Kovpak gegründet, der auch ihr Oberer ist. Das Ziel der Bruderschaft entspricht dem der Piusbruderschaft, allerdings bezogen auf den griechisch-katholischen Raum: die Ausbildung von Priestern und das Apostolat in der Gemeinde. Die Gemeinschaft verfügt über ein eigenes Priesterseminar, das Seminar des Unbefleckten Herzens Unserer Lieben Frau von Fatima in Lemberg, an dem etwa 30 Seminaristen studieren, und einen weiblichen Ordenszweig der Basilianerinnen. Die Bruderschaft wehrt sich gegen die Aufgabe des Kirchenslawischen in der Liturgie zugunsten der modernen ukrainischen Volkssprache. Ebenso lehnt sie die „Entlatinisierung“ ab, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil dazu führt, daß bestimmte lateinische Frömmigkeitsformen, die von den Unierten im Laufe der Geschichte übernommen wurden wie Kreuzweg, Rosenkranz und eucharistische Anbetung, wieder abgeschafft oder zurückgedrängt werden.
Pater Kovpak wurde 2003 wegen der Annäherung der Bruderschaft an die Piusbruderschaft von der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche exkommuniziert. Die Exkommunikation wurde von der Glaubenskongregation kassiert, allerdings von Kardinal Husar 2007 erneut ausgesprochen, als jener an der von diesem nicht erlaubten Priesterweihe von zwei Diakonen im überlieferten Ritus durch einen Bischof der Piusbruderschaft teilnahm.
Die Priesterbruderschaft St. Josaphat ist die offizielle Vertretung der Piusbruderschaft in der Ukraine. Sie betreut in Lemberg und Umgebung etwa 20 Meßorte mit 20.000 Gläubigen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Bruderschaft St. Josaphat (Screenshots)
Der im Artikel genannte Kardinal Husar war gemäß Wikipedia https://en.wikipedia.org/wiki/Saint_Gallen_Group Mitglied der St. Gallen-Gruppe.
Als ich 2009 in Lemberg war, erhielt ich ein Buch über Großerzbischof Husar zum Geschenk. Ich las es auch, fühlte mich aber bei der Lektüre etwas verwirrt. Mir war nicht ganz klar, worauf seine Vorschläge hinauslaufen sollten. Meiner Erinnerung nach trat er für eine völlig unabhängige ukrainische Kirche des byzantinischen Ritus ein, die aus (ehemaligen?) Katholiken und Orthodoxen bestehen sollte.
Klarerweise ist das Gift des Relativismus auch in die Griechisch-katholische Kirche der Ukraine eingedrungen. Abgesehen von der naiven Westorientierung.
Von daher ist die Existenz der Priesterbruderschaft St. Josaphat zu begrüßen. Es bleibt nur zu hoffen, daß diese sich nicht wie die offizielle UGKK in heillosen und blinden Nationalismus verrennt.