Mehr als 2500 Teilnehmer nahmen am vergangenen Samstag am Marsch fürs Leben in Wien teil. Sie setzten ein starkes Zeichen für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder, aber auch der Alten und Kranken – in Corona-Zeiten von besonderer Bedeutung, da zwar der Schutz der Schwächsten behauptet wird, doch die Wirklichkeit diesbezüglich einige Zweifel aufwirft.
Zahlreiche Familien und Menschen aller Altersgruppen gingen am 16. Oktober gemeinsam auf die Straße, um ein Ende der Abtreibung, Unterstützung für schwangere Frauen in Notsituationen und – angesichts aktueller Entwicklungen – den Schutz der Alten und Kranken vor der Einführung der Euthanasie zu fordern.
Vor Beginn der Kundgebung wurden für die verschiedenen Teilnehmer ein evangelischer Gottesdienst, die orthodoxe Göttliche Liturgie und die heilige Messe im überlieferten Ritus und im Novus Ordo gefeiert. Zahlreiche Teilnehmer des Marsches nahmen dieses Angebot an. In der Peterskirche zelebrierte Wiens Weihbischof Franz Scharl die Messe für die Ungeborenen.
In seiner Predigt verwies er auf die Konzilskonstitution Gaudium et spes, in der betont wird, daß jeder Mensch als ein „anderes Ich“ gesehen werden soll, woraus sich von selbst ergebe, daß er nicht durch Abtreibung oder Euthanasie geschädigt werden darf. In der hl. Messe in der Karlskirche predigte Kaplan Manfred Müller von den Priestern für das Leben über das biblische Aufbrechen, das einerseits ein Aufbrechen aus dem bequemen Alltag ist und bedeutet, bei Unrecht nicht tatenlos zuzusehen, sondern für das Kind, die Mutter, die Eltern und alle anderen Beteiligten aktiv zu werden. Für das Aktivwerden gebe es viele Möglichkeiten vom Gebet bis zum persönlichen Gespräch.
Um 13:30 Uhr begann die eigentliche Kundgebung, die nach allerlei Schwierigkeiten ihren Ausgangspunkt wieder vom Stephansplatz im Herzen Wiens nehmen konnte. Unter den zahlreichen Teilnehmern waren auch Weihbischof Scharl und die Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler sowie weitere Politiker.
„Die Heiligkeit des Lebens genießt bedingungslose Gültigkeit“
Im Anschluß an den Marsch folgten auf dem Stephansplatz Reden des Kalasantinerpaters und Eisenstädter Domvikars Bruno Meusburger von den Priestern für das Leben, Belinda Schmölzer von Prolife Europe und Stefan Groicher von Jugend für das Leben. Sie betonten gleichsam, wie wichtig es ist, den durch Abtreibung verletzten Frauen mit Liebe zu begegnen und ihnen Hoffnung auf Heilung von den Wunden der Abtreibung zu bieten und gleichzeitig für das Ende der Abtreibung einzutreten.
Durch Erzpriester Alexander Lapin ließ der orthodoxe Metropolit Arsenius eine Grußbotschaft zukommen:
„Die grundsätzliche Heiligkeit des Lebens gehört zu den Fundamenten unseres Glaubens und ist nach unserer christlichen Überzeugung unantastbar und genießt Gültigkeit – bedingungslos.“
Der freikirchliche Pastor Raimund Harta betonte in Bezug auf Euthanasie, die durch ein Urteil des österreichischen Verfassungsgerichtshofs bald legalisiert werden könnte:
„Ich will nicht in einer Gesellschaft leben, die Menschen nahelegt, von ihrer „Autonomie“ Gebrauch zu machen, indem sie sich selber mit Hilfe anderer umbringen, sondern in einer Gesellschaft, die ihnen Mut macht, Nähe und Zuwendung schenkt. Alte und kranke Menschen sollen nicht das Gefühl haben, eine Last und überflüssig zu sein!“
Gemeint ist derselbe Verfassungsgerichtshof, der seit 19 Monaten den grundrechtseinschränkenden Corona-Maßnahmen untätig zuschaut, an einer funktionierenden Gewaltenteilung zweifeln läßt und dadurch die verfassungsmäßige Ordnung schwer schädigt.
Aus Italien war Anna Bonetti zum Marsch angereist, um über ihre Lebensgeschichte zu sprechen. Sie wurde aufgrund eines genetischen Defekts gehörlos geboren. Vor vier Jahren entdeckte sie den Lebensschutz, den sie zu ihrem Anliegen machte:
„Abtreibungsbefürworter verkünden, daß wir eine Schwangerschaft abbrechen können und später versuchen können Kinder zu bekommen. Aber eine Schwangerschaft ist nicht etwas, was wir einfach unterbrechen können. Ein durch Abtreibung verlorenes Kind, ist für immer weg! Jeden Tag verlieren wir tausende Kinder, die nie die Chance bekommen unsere Freunde, Partner oder Schulkameraden unserer Kinder zu sein“
Anschließend zog der Marsch fürs Leben von Stephansplatz durch die Altstadt und über den Ring wieder zurück zum Stephanplatz, was aggressive Linksextreme mehrfach zu verhindern versuchten. Stimmung und Athmosphäre waren ungebrochen gut. Die Teilnehmer bedankten sich mit einem kräftigen Applaus bei der Polizei, daß der Marsch trotz der Gegenangriffe ordnungsgemäß durchgeführt werden konnte.
Bei der Schlußkundgebung forderte die junge Prinzessin Erzherzogin Theresa von Habsburg-Lothringen den österreichischen Gesetzgeber auf, alles zu unternehmen, um die Einführung der sogenannten „Sterbehilfe“ in Österreich zu verhindern und endlich für einen wirksamen Schutz der ungeborenen Kinder und ihrer Mütter zu sorgen.
40 Tage für das Leben und Christian Fiala
Beim Marsch fürs Leben wurde auch auf eine weitere Lebensrechtsinitiative hingewiesen, die „40 Tage für das Leben“. Seit September wird durchgehend 40 Tage lang am Wiener Fleischmarkt, vor einer der größten Abtreibungskliniken Österreichs, für ein Ende der Tötung ungeborener Kinder durch Abtreibung gebetet. Die Aktion läuft noch bis zum 31. Oktober 2022 Mitternacht. Wer daran teilnehmen möchte, kann sich an Gabriela Huber +43 664 3420804 wenden.
Eine andere große Abtreibungsklinik in Wien wird vom Gynäkologen Christian Fiala betrieben, der durch das Töten von ungeborenen Kindern nicht nur seine Brötchen verdient, sondern auch als internationaler Abtreibungslobbyist aktiv ist. Fiala zählt seit dem Frühjahr 2020 zu Österreichs bekanntesten Corona-Maßnahmenkritikern. So klar Fiala in der Corona-Frage sieht und wichtige Aufklärungsarbeit leistet, so blind ist er in der Abtreibungsfrage. Vielleicht löst das eine jedoch einen Umdenkprozeß beim anderen aus. Derzeit ist einiges im Umbruch. Ein kleiner Schritt macht den großen Unterschied von der Kultur des Todes zur Kultur des Lebens.
Der nächste Marsch fürs Leben findet am 15. Oktober 2022 statt. Organisator ist der Trägerverein Marsch fürs Leben.
Text: Martha Burger
Bild: Marsch fürs Leben