
(Rom) Steht es um den Gesundheitszustand von Papst Franziskus nicht so gut, wie behauptet? Die Franziskus nahestehende Online-Presseschau Il Sismografo schrieb gestern, die gesundheitliche Lage des Papstes sei „ernst“. Nach seiner Rückkehr aus der Universitätsklinik Agostino Gemelli werde er „nie wieder derselbe sein“. Dem Kirchenoberhaupt sei nicht geholfen, indem man seine Situation „beschönige“.
Il Sismografo wird seit 2011 vom Bergoglianer Luis Badilla Morales als inoffizieller Pressespiegel des vatikanischen Staatssekretariats herausgegeben. So genau kennt den offiziellen Status dieser Internetseite allerdings wohl niemand. Badilla ist ein nach dem Militärputsch von General Augusto Pinochet gegen den damaligen chilenischen Volksfront-Präsidenten Salvador Allende im Jahr 1973 in Rom gestrandeter Exilant. Badilla war damals Vorsitzender der Jugendorganisation der Christdemokratischen Partei (PDC) und ab 1971 einer der Anführer der sozialistisch und befreiungstheologisch geprägten Christlichen Linken (IC), einer Partei, die sich selbst als „revolutionäre Abspaltung christlicher und humanistischer Ausrichtung“ vom PDC bezeichnete und Teil von Allendes Volksfront war. Badillas Ziel war es, durch die Zusammenführung von Sozialismus und Christentum am Aufbau des Sozialismus in Chile mitzuwirken. Er gehörte dem obersten Leitungsgremium der Volksfront (UP) mit Sozialisten und Kommunisten an, bis ihn das Militär ins Exil zwang. In Rom war er viele Jahre Mitarbeiter von Radio Vatikan. Durch Badillas gute Kontakte und teils direkten Zugang zu Informationen gilt der vatikanische Journalist als „gut informiert“.

Mit ernstem Ton tadelte Badilla gestern die Haltung der „Höflinge“, die über die Medien einen geschönten Eindruck vom Gesundheitszustand des Papstes verbreiten würden. Franziskus befinde sich in der Obhut von Ärzten und in einem Krankenhaus, die zu den besten der Welt gehören. Dann schaltet der chilenische Journalist in den ernsten Modus um: Es gebe ein „sehr wichtiges Detail, das viele in diesen Stunden unterschätzen, ignorieren oder manipulieren“.
„Die Krankheit, die Papst Franziskus heimgesucht hat, ist schwer und degenerativ. Sie kann auch chronisch sein.“
Der Papst werde „sicher“ in den Vatikan zurückkehren, „um seine Reise auf den Spuren des Petrus fortzusetzen, „aber er wird nie wieder derselbe sein“.
Die „ganze Rhetorik“ der Hofberichterstatter und der Wortmeldungen der päpstlichen „Höflinge“ über einen „Superman“ Jorge Mario Bergoglio „schadet seinem Image und seiner Ausstrahlung“.
Badilla rekapituliert: Am Sonntagabend wurde Franziskus unter Vollnarkose einer laparoskopischen Operation unterzogen. „Das Laparoskop ist auf unüberwindliche Hindernisse gestoßen und daher sind der Chirurg und sein Team, wie so oft bei dieser Art von Operation, auf eine andere Methode umgestiegen.“ Dabei wurden mehrere Zentimeter des Dickdarms entfernt, die nun strengen histologischen Kontrollen unterzogen werden.
Da gestern vom vatikanischen Presseamt berichtet wurde, daß Franziskus „gefrühstückt“ habe, „kann man ableiten, daß die Operation nicht besonders verheerend war, und das ist eine großartige Nachricht“.
Die „erwachsenen und reifen Gläubigen“ würden verstehen, so Badilla, „wenn auch unter Schmerzen“, daß Papst Franziskus ein Leben mit „Einschränkungen“ und „ständigen, wichtigen klinischen Kontrollen“ werde führen müssen. Diese seien im Vatikan nicht durchführbar, weshalb sich Franziskus immer wieder in die Gemelli-Klinik, die in der Ausstattung zu den modernsten der Welt gehört, begeben und dort auch stationär behandelt werden müsse.

Dann fährt Badilla kryptisch fort:
„Daher ist es gut, mit Zuneigung und Gelassenheit darauf zu warten, was der Heilige Vater tun möchte, damit alles das Ergebnis seiner Entscheidungen und der Ärzte ist, die ihn beraten, ohne Mediendruck erleiden zu müssen.“
Es sei nicht angebracht, irgendetwas „zu erfinden“, um das Ansehen von Franziskus hochhalten zu wollen, schon gar nicht über Papstreisen, „gar interkontinentale“, zu sprechen.
„Es ist klar, daß Franziskus bestrebt ist, zum Abschluß des 52. Internationalen Eucharistischen Kongresses nach Budapest und dann Mitte September in die Slowakei zu reisen, aber heute weiß niemand, ob diese Pilgerreise möglich sein wird. Es bleibt zu hoffen, daß diese Besuche Realität werden, aber mehr kann nicht gesagt werden.“
Der Papst müsse sich „sorgfältig“ um seine Gesundheit kümmern: „Er weiß, daß er sein Leben stark ändern muß: Müdigkeit, Ruhe, Grenzen, Ernährung, rehabilitative Körperübungen.“
Eine „kleine Möglichkeit“, ihn dabei zu unterstützen, bestehe darin, die medialen „Höflichkeiten“ zu unterlassen, die er „nicht braucht“ und seinem Ansehen nicht helfen. Badillas Artikel ist nicht die erste Breitseite gegen eine zu intensive Aufwartung der Höflinge und ihrer Hofberichterstattung. Oder handelt es sich nur um eine Kabale zwischen bergoglianischen Höflingen und Semi-Höflingen?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Punto Final/Youtube/TV2000 (Screenshot)
Der Operationszeitpunkt – Sonntagabend – und einie andere Anzeichen lassen vermuten, dass es sich um einen kurzfristig angesetzten Eingriff gehandelt haben könnte. Vielleicht sogar ein Notfall?
Mit den diversen Prognosen für die weiteren Aktivitäten des amtierenden Papstes dürfte Badilla wohl richtig liegen. Es könnte sich einiges, vielleicht sogar vieles ändern im Vatikan. Möglicherweise ein echtes „Zeichen der Zeit“.
„Oder handelt es sich nur um eine Kabale zwischen bergoglianischen Höflingen und Semi-Höflingen?“
Das trifft es wohl am ehesten. Interessanter ist die Rolle der „Linkskatholiken“, ich mag den Ausdruck nicht, beim Versuch, Chile zu einem sozialistischen Staat umzuwandeln. Die Christdemokraten haben dort versagt (nicht nur dort). Ohne sie, ohne die Badillas, wären Allende und seine Volksfront dort nie an die Macht gekommen. Dann hätte es auch die Militärdiktatur von Pinochet nie gegeben.
Der geistige Gesundheitszustand scheint noch viel viel ernster zu sein.
Wirklich wahrheitsgemäß wird über die körperlichen Probleme wohl nicht berichtet wie es aussieht.
Das erinnert an die Hofberichterstattung der kommunistischen Medien vor 40 Jahren plusminus,
als einige Sowjetführer krank und gebrechlich wurden: es war ein Staatsgeheimnis. So auch hier.