„Dein Glaube hat Dir geholfen!“

Gedanken zu den Corona-Maßnahmen und dem Vertrauen auf Gott


Auf was haben sich unsere Glaubenskraft und Vernunft zu beziehen: auf das Vertrauen in unsere eigenen Massnahmen oder auf die übernatürliche Hilfe Gottes?
Auf was haben sich unsere Glaubenskraft und Vernunft zu beziehen: auf das Vertrauen in unsere eigenen Maßnahmen oder auf die übernatürliche Hilfe Gottes?

Von Weih­bi­schof em. Mari­an Ele­gan­ti OSB*

Anzei­ge

Was wür­de wohl der HERR zum uni­ver­sal­kirch­li­chen sakra­men­ta­len Shut­down sagen, der flä­chen­deckend die Gläu­bi­gen – unter ihnen vie­le alte und ster­ben­de Men­schen – der Sakra­men­te beraubt hat? So etwas hat es in der zwei­tau­send­jäh­ri­gen Geschich­te der Kir­che nie gege­ben, auch nicht in den här­te­sten Kriegs‑, Pest- und Verfolgungszeiten.

Was wäre gesche­hen, wenn die Kir­che ihr sakra­men­ta­les Leben inten­si­viert hät­te? Statt­des­sen han­del­te sie nach der all­ge­mei­nen, säku­la­ren Logik, wel­che kei­nen Glau­ben kennt und den Shut­down der Sakra­men­te und die Ver­ödung der Pil­ger­stät­ten u. a. m. (vgl. den lee­ren Peters­platz) anord­ne­te. Trotz­dem for­der­te uns Papst Fran­zis­kus am 25. März des ver­gan­ge­nen Jah­res auf, welt­weit das Ende der Epi­de­mie von Gott zu erbit­ten. Auf was haben sich unse­re Glau­bens­kraft und Ver­nunft also zu bezie­hen: auf das Ver­trau­en in unse­re eige­nen Maß­nah­men, wel­che die erwünsch­te Wir­kung nicht erziel­ten, aber enor­men Scha­den anrich­te­ten, oder auf die über­na­tür­li­che Hil­fe Gottes?

War es für Isra­el ver­nünf­tig, in der Wüste (vgl. Num 21,4–9) auf die von Moses erhöh­te Kup­fer­schlan­ge zu blicken, um nach dem töd­li­chen Schlan­gen­biss mit dem Leben davon­zu­kom­men? War es ver­nünf­tig, zu glau­ben, es könn­te mit fünf Ger­sten­bro­ten und zwei Fischen (vgl. Joh 6,9) eine rie­si­ge Men­ge Men­schen genährt wer­den, damit sie auf dem Heim­weg nicht vor Aus­zeh­rung zusam­men­bre­chen? War es ver­nünf­tig, den Saum des Gewan­des Jesu zu berüh­ren, um geheilt zu wer­den (Mt 9,21)? Ist es ver­nünf­tig, täg­lich an die Wesens­ver­wand­lung von Brot und Wein in den Leib Chri­sti zu glau­ben, die eine Inter­ven­ti­on GOTTES im Hier und Jetzt vor­aus­setzt? Bei Mk 16,18 lesen wir sogar, dass selbst das Trin­ken von töd­li­chem Gift den Jün­gern nicht scha­den wird. Das heisst nicht, dass wir es mut­wil­lig tun sol­len, wo es ande­re Lösun­gen gibt. Es bedeu­tet nur, dass die säku­la­re Ver­nunft, nicht der Glau­be, im Umgang mit GOTT ab einem bestimm­ten Punkt unver­nünf­tig han­delt. Ich ken­ne die dies­be­züg­li­che Stel­le beim hl. Tho­mas von Aquin. Es geht in unse­rem Kon­text um etwas ande­res. Bei vie­len Wun­der­hei­lun­gen hat Jesus als deren Vor­aus­set­zung den Glau­ben des Betref­fen­den gelobt. „Dein Glau­be hat Dir gehol­fen!“ Die bibli­schen Bei­spie­le lie­ssen sich belie­big vermehren. 

Statt­des­sen hat alle Welt gese­hen, dass gro­sse Tei­le der Kir­che mehr­heit­lich ziem­lich säku­lar den­ken und han­deln, als hät­ten sie kei­nen Glau­ben in die Wirk­sam­keit und Gegen­wart Got­tes, z. B. im sakra­men­ta­len Kon­text. Es wur­de ihr sogar von unver­däch­ti­ger, welt­li­cher Sei­te spöt­tisch vor­ge­wor­fen, GOTT („ihr Kern­ge­schäft“) zu wenig ins Spiel gebracht zu haben bei der Über­win­dung der Kri­se. Das hat Fol­gen. In Naza­reth konn­te JESUS nur weni­ge Wun­der tun, weil er dort nicht den Glau­ben fand, den ER such­te und für Sein über­na­tür­li­ches Wir­ken vor­aus­setz­te. Ich sage nicht, dass wir auf unver­nünf­ti­ge Wei­se GOTT her­aus­for­dern sol­len, die Natur­ge­set­ze auf­zu­he­ben. Was uns aber die säku­la­re oder poli­ti­sche «Ver­nunft» auf­er­legt hat, ist weit­ge­hend auch nicht ver­nünf­tig: z. B. Zah­len, die nicht in die rich­ti­gen Rela­tio­nen gestellt und belie­big mani­pu­liert wur­den, um rigo­ro­se Mass­nah­men zu recht­fer­ti­gen, oder Schutz­wir­kun­gen zu behaup­ten, die schlicht­weg nicht gege­ben sind. Sämt­li­che Coro­na-Mass­nah­men kön­nen mit guten Grün­den in Bezug auf ihre tat­säch­li­che Schutz­wir­kung und in Bezug auf ihre nega­ti­ven bis ver­hee­ren­den, exi­stenz­ge­fähr­den­den und exi­stenz­ver­nich­ten­den Wir­kun­gen (wer wird es bezah­len?) hin­ter­fragt wer­den. Das besor­gen ande­re. Es wird jeden­falls noch lan­ge zu reden geben. 

Um was es mir geht, ist, dass das Ver­trau­en auf GOTT und das Rech­nen mit Sei­ner Hil­fe und Sei­nem Schutz in unse­rem Kon­text kei­nes­wegs unver­nünf­tig ist. Jeder ent­schei­det selbst, wie weit er damit geht und wie unver­nünf­tig er dabei ande­ren erschei­nen will. Ich emp­feh­le dies­be­züg­lich allen den Psalm 91, der sich in unse­rem Kon­text ziem­lich unver­nünf­tig anhört, aber im Mund eines gläu­bi­gen Beters ganz und gar nicht unver­nünf­tig ist. Er setzt nur ande­re Prioritäten.

*Bischof Mari­an Ele­gan­ti, Stu­di­um an der Päpst­li­chen Late­ran­uni­ver­si­tät, Ein­tritt in die Bene­dik­ti­ner­ab­tei St. Otmars­berg in Uznach (Kan­ton Sankt Gal­len, Schweiz), von 1999 bis 2009 Abt von St. Otmars­berg, seit 2009 Titu­lar­bi­schof von Lam­dia, von 2009 bis 2021 Weih­bi­schof des Bis­tums Chur, übte deut­li­che Kri­tik an der Erklä­rung von Abu Dha­bi, die im Febru­ar 2019 von Papst Fran­zis­kus und dem Groß­i­mam von Al-Azhar unter­zeich­net wurde.

Bild: Jüng­stes Gericht (1260–1275), Bap­ti­ste­ri­um des Doms von Florenz/​MiL

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

3 Kommentare

  1. ein Vier­tel der Bischö­fe wären gläu­big sagt der Kar­di­nal Brand­mül­ler. hof­fent­lich! aber Weih­bi­schof Ele­gan­ti gehört offen­sicht­lich dazu

  2. Der Bischof bringt es auf den Punkt. Wür­den wir wirk­lich an die Real­prä­senz Chri­sti in der hl. Kom­mu­ni­on glau­ben, wür­den wir uns die­ses Geschenks nie­mals frei­wil­lig ent­zie­hen. Ganz beson­ders nicht in die­sen schwe­ren Zei­ten wo wir der Hil­fe Got­tes beson­ders bedür­fen. Nicht ver­ges­sen: Wir leben in der Welt aber sind nicht von die­ser Welt. Wer an sei­nem Leben fest­hält, wird es ver­lie­ren… Das hl. Mess­op­fer, Jesus Chri­stus, ist es was die Men­schen mit Gott ver­söhnt. Er ist unser Anwalt vor Gott. Ohne die Eucha­ri­stie wird uns Men­schen die Gerech­tig­keit Got­tes hart tref­fen. Beten wir für unse­ren Papst und die Prie­ster. Der Hei­li­ge Geist möge uns leiten.

  3. Hier steht:„Es bedeu­tet nur, dass die säku­la­re Ver­nunft, nicht der Glau­be, im Umgang mit Gott ab einem bestimm­ten Punkt unver­nünf­tig handelt.“ 

    Das wur­de mir auch in den letz­ten Tagen klar. Es gibt einen Punkt. Haben wir die­sen Punkt zeit­lich überschritten? 

    „Sau­lus war ein Albert Ein­stein unter den Geset­zes­ge­lehr­ten.“ hör­te ich in einer Pre­digt. Nun sah sich Sau­lus der Fra­ge aus­ge­setzt, ob die­ser Jesus von Naza­reth wie ein­fa­che Men­schen in Palä­sti­na behaup­te­ten eine Inkar­na­ti­on des höch­sten Got­tes war. Konn­ten die ein­fa­chen Men­schen, Hand­wer­ker, Fischer, Zöll­ner, konn­ten die­se Men­schen wah­re Zeu­gen sein, wäh­rend sich die Gelehr­ten und Macht­ha­ber die­ser Zeit irr­ten? Konn­te das undenk­ba­re gesche­hen sein? Dann kam das Damas­kus­er­leb­nis. Hier teil­te sich ihm der höch­ste Gott mit: Sau­lus, war­um ver­folgst Du mich? Sau­lus ent­schied sich, hier ist der Punkt, wo mei­ne bis­he­ri­ge Ver­nunft an eine Gren­ze kommt. Jesus Chri­stus muss tat­säch­lich der höch­ste Gott sein, wie die ein­fa­chen Men­schen bezeu­gen. Aus dem Erleb­nis und der Erkennt­nis des Sau­lus kam der Namens­wech­sel und eine völ­li­ge Neu­ori­en­tie­rung. Im Moment der Umkehr des Pau­lus wer­den die Vor­aus­sa­gen der hei­li­gen Schrif­ten der Juden erhellt. Auch der heu­ti­ge Leser des alten Testa­men­tes kann wie Pau­lus emp­fin­den und sagen, ja, nach dem Damas­kus­er­leb­nis, nach der Umkehr zum Glau­ben erhellt sich die Schrift. Es ist alles war. Es war alles vor­aus­ge­sagt. Prä­zi­se vor­aus­ge­sagt und für die Ungläu­bi­gen nicht erkenn­bar, weil sie blind sind. Erst die Erhel­lung des Glau­bens hat Pau­lus das Ver­ständ­nis gege­ben. Erst das Ein­las­sen auf die Wahr­heit und den Glau­ben macht alles aus. Der Glau­be ist kei­ne selbst­ge­wähl­te Aus­rich­tung des Men­schen, er ist eine Kraft. 

    Pau­lus legt nun sein Wir­ken kom­plett in die Hand Got­tes. Prak­tisch hat er mit die­ser Radi­ka­li­tät eine histo­ri­sche Durchschlagskraft. 

    Wenn wir die­ses Damas­kus­er­leb­nis betrach­ten, es wird ja immer wie­der gesagt, Pau­lus sei der erste mit einem Damas­kus­er­leb­nis gewe­sen, dann könn­ten wir heu­te in einer gro­ssen Zahl von Men­schen an der glei­chen Schwel­le ste­hen. Dann ste­hen wir viel­leicht an der neu­te­sta­men­ta­li­schen Schwel­le. So wie das jüdi­sche Gelehr­ten­tum an sei­ne Gren­ze kommt, kommt hier die Chri­sten­heit an eine Gren­ze. Unse­re Schrift ist durch das neue Testa­ment erwei­tert wor­den. Kann es sein, dass die­se welt­fer­nen Men­schen Zeug­nis von der Wahr­heit able­gen? Kann es sein, dass die­se unmo­disch Geklei­de­ten das wah­re Zeug­nis geben und die in die­ser Welt Erfolg­rei­chen sich irren? 

    Es gibt in der Gegen­wart eine stei­gen­de Anzahl von Men­schen, die als sol­che Zeu­gen auf­tre­ten. Sie behaup­ten auch, ein Damas­kus­er­leb­nis gehabt zu haben. Etwas, das sie zur Umkehr gebracht hat. Mag es noch so lei­se und sub­til gewe­sen sein. Sie began­nen zu ver­ste­hen. Die Schrif­ten des neu­en Testa­men­tes zeig­ten sich immer mehr als wahr und rich­tig. Alles in der Gegen­wart erscheint dann als ver­irrt. Ver­irr­te Macht­ha­ber, ver­irr­te Prie­ster, ver­irr­te Wer­be­fach­leu­te, ver­irr­te Architekten. 

    Schau­en wir auf die hei­li­gen Schrif­ten, wird uns eine ver­kürz­te Zeit ange­kün­digt. Zuvor muss allen Völ­kern das Evan­ge­li­um ver­kün­det wer­den (das was Sau­lus zunächst ablehn­te). Es ist allen Völ­kern das Evan­ge­li­um ver­kün­det wor­den. Irgend­wann in den letz­ten Jahr­zehn­ten war es voll­stän­dig. Die Hure Baby­lon trägt tat­säch­lich Pur­pur und Schar­lach. Es ist eine böse Zeit wie es noch nie­mals eine gege­ben hat. Es war die Auf­ga­be des Sau­lus, die Ver­kün­di­gung für sei­ne Zeit anzu­neh­men. Es ist unse­re Auf­ga­be, die Ver­kün­di­gung für die­se Zeit anzunehmen. 

    Wir haben alle in die­ser Coro­na­zeit psy­chisch einen an der Waf­fel. Was abläuft, macht uns nie­der­ge­schla­gen und des­ori­en­tiert. Aber wenn wir die Ver­kün­di­gung anneh­men, kön­nen wir sehen, es hat alles sei­nen Sinn. Wir schau­en auf die Mehr­zahl. Alles was sie tun und sagen ist in sich wider­sprüch­lich. Kei­ner sieht klar. Die säku­la­re (=Gott aus­schlie­ssen­de) Ver­nunft han­delt ab einem bestimm­ten Punkt unvernünftig.

Kommentare sind deaktiviert.