
(Florenz) 130 Priester und mehr als 100 Seminaristen zählt das 1990 gegründete Institut Christus König und Hohepriester (ICRSS). Es verfügt über 51 Häuser und einen weiblichen Zweig, die Anbetungsschwestern des königlichen Herzens Jesu. Sie alle sind der überlieferten Form des Römischen Ritus und der Tradition verpflichtet. Gründer und Generaloberer ist der aus Troyes in der Champagne stammende Priester Msgr. Gilles Wach.
Auf die Frage, warum das institutseigene Priesterseminar St. Philipp Neri in Gricigliano (Toskana) so viele Berufungen anzieht, während andere Priesterseminare zusperren müssen, sagte Msgr. Wach vor kurzem in einem Interview von Simone Ortolani für Il Pensiero Cattolico:
„Heute haben wir mehr als hundert Seminaristen in Ausbildung. Wir sind der göttlichen Vorsehung sehr dankbar, daß sie uns so viele Berufungen geschenkt hat. In diesem Jahr sind es 23 für Gricigliano, und fast 40 Kandidaten bereiten sich in unseren Häusern in verschiedenen Ländern auf den Eintritt in das Seminar vor. Ich denke, es ist immer gut, sich an die Worte unseres Herrn zu erinnern: ‚Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt‘. Es ist Gott, der ruft, und auch heute, in unserer Zeit, hört Er nie auf zu rufen.
Darüber hinaus schafft es die Spiritualität unserer Schutzpatrone, dank ihrer Schönheit und Stärke, junge Menschen anzuziehen.Das gilt zunächst für den heiligen Benedikt durch seine Regel, die ein Fundament des Christentums ist, und in dessen Schule wir die grundlegende Bedeutung des Gottesdienstes betonen, aus der die Kultur hervorgeht. An erster Stelle stehen der Kultus, die Anbetung, die Wiedergutmachung und die Danksagung. Kurz und knapp würde ich sagen, daß es das Praktizieren der ersten drei Gebote Gottes ist.
Es folgt der heilige Thomas von Aquin, der mit seiner unübertroffenen Theologie und seiner leidenschaftlichen Liebe zur Wahrheit den Glauben der Kirche auf eine so klare und eindeutige Weise erklärt, daß es uns möglich ist, die großen geoffenbarten Wahrheiten wirklich zu betrachten und zu verehren.
Und schließlich der große Lehrer der Liebe Gottes, der heilige Franz von Sales, der den Seelen sein Gleichgewicht, seine Güte und seinen apostolischen Eifer vermittelt, der im Vorrang für die Nächstenliebe verwurzelt ist. In einer vom Subjektivismus getränkten Welt, in der jede objektive Form des richtigen Lebens abgelehnt wird, ermöglicht es das Vorbild der großen Aufmerksamkeit, die der heilige Bischof von Genf den Seelen entgegenbrachte, uns allen Seelen zu nähern und allen, im Einklang mit den jeweiligen Kräften, die Objektivität der Wahrheit und des Guten zu bringen.“
Zur Gründung des Instituts Christus König und Hohepriester kam es aufgrund der Anfrage mehrerer junger Männer, die Msgr. Wach und Abbé Mora, den Mitgründer und heutigen Regens des Priesterseminars, „wegen des theologischen und moralischen Verfalls in vielen Seminaren um Hilfe baten, um Priester nach dem Herzen Jesu und der immerwährenden Lehre unserer heiligen Mutter Kirche zu werden“. Mit dem Rat und der Unterstützung „der großen Kardinäle Mayer, Palazzini, Oddi und Stickler haben wir dieses große Abenteuer begonnen“.
„Unsere Berufung ist, der Kirche zu dienen und sie zu lieben. Unser Leitspruch mag helfen, zu verstehen, wer wir sind: Veritatem facientes in caritate“ [Die Wahrheit in Liebe tun, Eph 4,15].
Heute sei eine „falsche Seelsorge“ verbreitet, eine „Philanthropie der Praxis“. Manche würden darauf mit dem Versuch reagieren, die Wahrheit verteidigen zu wollen. Doch das gelinge nur in Kombination mit der Nächstenliebe. Ohne sie habe die Verteidigung der Wahrheit nur den Schein eines tugendhaften Werkes und könne sogar zum „diabolischen Götzen“ werden.
„Wir müssen daher beides bewahren: Wahrheit und Nächstenliebe stehen sich in keiner Weise entgegen, im Gegenteil, sie vereinen sich in der göttlichen Person unseres Herrn Jesus Christus, König und Hohepriester, wie der heilige Antonius von Padua schreibt: ‚Wer die Wahrheit mit Liebe predigt, bekennt sich zu Christus. Aber wer schweigt über die Wahrheit beim Predigen, leugnet Christus’.“
Das Institut sei Benedikt XVI. für das Motu proprio Summorum Pontificum sehr dankbar, so Msgr. Wach.
„Dieses Motu proprio war mehr als notwendig in einer Zeit, in der im kirchlichen Bereich, in dem mit dem Pluralismus und dem Dialog experimentiert wird, einem dummen liturgischen Krieg ein Ende gesetzt werden mußte; in einer Zeit, in der die Mehrheit der Leute nicht mehr in die Kirche geht.“
Ein Erbe von Kardinal Giuseppe Siri, dem Erzbischof von Genua, in dessen Priesterseminar er als junger Student der Theologie eingetreten ist und von dem Msgr. Wach zum Priester geweiht wurde, sei es, „daß wir keine Revolutionäre sind“.
„Wir lehnen eine überzogene politische, man könnte sagen, manichäische Sicht der heiligen Kirche ab. Das traurige Spektakel zu wiederholen, rechte Revolutionäre zu sehen, die sich linken Revolutionären widersetzen, kommt uns nicht einmal in den Sinn. Ganz im Gegenteil: Wir sind Konterrevolutionäre und ‚unnütze Knechte‘ (Lk 17,10). Wir nehmen unseren Auftrag ernst, aber wir nehmen uns nicht so wichtig.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: ICRSS (Screenshots)