Der Fall Giusy und die fehlerhafte Zählweise der Corona-Toten

„Vorrangig war, sie vor dem programmierten Tod zu schützen“


Euthanasie in Corona-Zeiten: Giusy, 79 Jahre alt, entkam dem "Corona-Ausnahmezustand, der im Krankenhaus für sie den programmierten Tod bedeutet hätte.
Euthanasie in Corona-Zeiten: Giusy, 79 Jahre alt, entkam dem „Corona-Ausnahmezustand" der im Krankenhaus für sie den programmierten Tod bedeutet hätte.

(Rom) Nach der Kri­tik an der Zähl­wei­se der soge­nann­ten „Coro­na-Toten“ durch die Rechts­me­di­zin Ham­burg wer­den auch Zwei­fel an der Zähl­wei­se in Ita­li­en laut. Die Ham­bur­ger Rechts­me­di­zin führ­te an den Coro­na-Toten in der Han­se­stadt Aut­op­sien durch und kam damit zu gesi­cher­ten und erstaun­li­chen Ergeb­nis­sen zur Todes­ur­sa­che. Sie kor­ri­gier­te die Zahl der Coro­na-Toten um mehr als 40 Pro­zent nach unten. In Ita­li­en wur­de nun der Fall Giu­sy mit gutem Aus­gang bekannt. Wie vie­le enden aber der­zeit töd­lich und wer­den dann als Coro­na-Tote gezählt?

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Prof. Klaus Püschel, der Lei­ter der Ham­bur­ger Rechts­me­di­zin, ging noch wei­ter und erklär­te: „In Ham­burg ist nie­mand ohne Vor­er­kran­kung an Coro­na gestor­ben“. Womit er sagt, daß Men­schen zwar mit, aber nicht am Coro­na­vi­rus ster­ben. Die Fra­ge ist kei­ne Haar­spal­te­rei, als die sie im ersten Augen­blick erschei­nen mag, wenn sich dar­an die Exi­stenz von Mil­lio­nen von Men­schen ent­schei­det, die in ihren Grund­rech­ten mas­siv ein­ge­schränkt wer­den, wenn restrik­ti­ve Maß­nah­men auf zwei­fel­haf­ter Rechts­grund­la­ge getrof­fen und gan­ze Volks­wirt­schaf­ten bedroht werden.

Die Ham­bur­ger Rechts­me­di­zin for­dert vom Robert-Koch-Insti­tut, das in Sachen Coro­na­vi­rus zusam­men mit dem Ber­li­ner Viro­lo­gen Chri­sti­an Dro­sten ein Bera­tungs­mo­no­pol bei der Bun­des­re­gie­rung hat, eine Über­prü­fung sei­ner Zählweise.

Was für Ham­burg gilt, gilt für das gan­ze Bun­des­ge­biet und eben­so für Öster­reich oder Ita­li­en. Die Zahl der Coro­na-Toten ist um 40–45 Pro­zent gerin­ger anzu­set­zen, als es über die Johns Hop­kins Health Cor­po­ra­ti­on als „offi­zi­el­le Zah­len“ in die gan­ze Welt ver­brei­tet wird.

Das ist nicht die ein­zi­ge Kri­tik an der Zähl­wei­se der Coro­na-Toten. Das Unbe­ha­gen wird dar­über lau­ter, daß die nor­ma­le Gesund­heits­ver­sor­gung von Pati­en­ten, auch von Akut­fäl­len, nicht mehr aus­rei­chend gewähr­lei­stet ist, weil das gesam­te Gesund­heits­we­sen von den zustän­di­gen Mini­stern zur Abwehr des Coro­na­vi­rus kon­zen­triert wird. Wer in die­sen Tagen Kran­ken­häu­ser besucht, erlebt eine gespen­sti­sche Stil­le. Sind die Men­schen plötz­lich nicht mehr krank? Mit­nich­ten. Um die Kran­ken­häu­ser nicht zu „über­la­sten“, wur­de von den Gesund­heits­mi­ni­stern ver­ord­net, daß ande­re Pati­en­ten, Behand­lun­gen, Ope­ra­tio­nen zurück­ge­stellt wer­den. Für man­che bedeu­tet das den Tod. Ent­spre­chen­de Richt­li­ni­en zur Nicht­ver­sor­gung von Pati­en­ten sind sowohl aus der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, aus Öster­reich wie auch aus Ita­li­en bekannt.

Damit die Kran­ken­häu­ser Bet­ten für Coro­na­vi­rus-Pati­en­ten bereit­stel­len, erhal­ten sie mehr Geld denn je. Die Fol­gen lie­gen auf der Hand und kom­men der Gesund­heits­ver­sor­gung der All­ge­mein­heit wohl kaum zugute. 

Wer zu alt ist oder „zu schwach“ wirkt, hat Pech gehabt. Für man­che ist das ein Todes­ur­teil. Wie läßt sich ein sol­ches Ver­hal­ten durch die Poli­tik recht­fer­ti­gen? Das ist nur eine der zahl­rei­chen Unge­reimt­hei­ten die­ser Corona-Krise.

Der Fall Giusy

Die Sache soll an einem kon­kre­ten und dra­ma­ti­schen Bei­spiel ver­an­schau­licht wer­den. Das Bei­spiel einer Pati­en­tin, die aller Wahr­schein­lich­keit nach heu­te als Coro­na-Tote in der Liste der Johns Hop­kins Health Cor­po­ra­ti­on geführt wür­de. Es ist die Geschich­te von Giu­sy (Giu­sep­pi­na), einer eigent­lich rüsti­gen 79-jäh­ri­gen Frau aus der Lom­bar­dei. Ihren Fall erzähl­te der Arzt Pao­lo Guli­sa­no am heu­ti­gen Grün­don­ners­tag auf La Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na.

Guli­sa­no erhielt am 28. März den Anruf einer Bekann­ten, die mit­teil­te, einen Rat zu brau­chen, weil ihre Mut­ter Giu­sy, die bereits Pro­ble­me mit dem Her­zen hat­te, Schmer­zen in der Brust habe. Die Toch­ter zögert, den Not­arzt zu rufen, weil sie nicht möch­te, daß die Mut­ter im Kran­ken­haus in den Wir­bel zur Bekämp­fung des Coro­na­vi­rus gerät, über den die Medi­en täg­lich berich­ten und des­sen Zen­trum die Lom­bar­dei ist.

Guli­sa­no emp­fiehlt der Anru­fe­rin, ihre Mut­ter per­sön­lich ins Kran­ken­haus zu brin­gen und die alle Befun­de zu frü­he­ren Fach­arzt­vi­si­ten und den bei­den Ein­grif­fen mitzunehmen.

Nach eini­gen Stun­den ruft die Toch­ter den Arzt erneut an, dies­mal direkt von der Not­auf­nah­me des Kran­ken­hau­ses. „Einem der lom­bar­di­schen Kran­ken­häu­ser, die am Rand des Mög­li­chen arbei­ten“, wie Guli­sa­no anmerkt.

„Ihre Stim­me klingt ver­äng­stigt und besorgt“, so der Arzt. Sie schil­dert das Vor­ge­fal­le­ne. Nach­dem sie mit der Mut­ter in der Not­fall­am­bu­lanz war und die Beschwer­den samt Vor­ge­schich­te vor­ge­bracht hat­te, wur­de die Brust der Mut­ter geröntgt und ihr ein gel­ber Code zuge­wie­sen, was eine gewis­se Dring­lich­keit anzeig­te. Der unter­su­chen­de Arzt stell­te weder Fie­ber noch Atem­not fest. Der Befund der Radio­lo­gie dia­gno­sti­zier­te aber den Ver­dacht auf eine intersti­ti­el­le Lun­gen­er­kran­kung. Der Arzt der Not­auf­nah­me erklär­te dar­auf, daß die Situa­ti­on „ernst“ sei. Auf­grund des Alters und des Gesamt­ein­drucks der Pati­en­tin sol­le sich die Toch­ter „auf das Schlimm­ste ein­stel­len“. Gleich­zei­tig beru­hig­te er die Toch­ter mit pro­fes­sio­nel­lem Ton, daß die Mut­ter „nicht lei­den“ wer­de. Sie wer­de „sanft beglei­tet“ werden.

Die Toch­ter, im Wech­sel­bad der Gefüh­le, stutz­te den­noch und frag­te nach, was das hei­ßen sol­le. Der Arzt erklär­te ihr, daß die Mut­ter mit Mor­phi­um in den Tod „beglei­tet“ wer­de. Die Toch­ter woll­te wis­sen, ob man denn kei­ne The­ra­pie ver­su­chen wol­le. „Zu spät“, lau­te­te die Ant­wort. Es blei­be nur mehr „die schmerz­lo­se Beglei­tung zum Ende“.

Die Toch­ter will wis­sen, wie das sein kön­ne. Das sei so. Die Erklä­rung lie­fert ihr erst der Arzt Guli­sa­no, den sie sogleich anruft: Das sehen die „Pro­to­kol­le“ für Pati­en­ten vor, die älter als 75 sind – und manch­mal auch für jün­ge­re, wenn man eine schwe­re Patho­lo­gie hat, die zum Tod füh­ren kann. Oder in Coro­na­vi­rus-Zei­ten auch für Behinderte. 

Guli­sa­no hört sich die Schil­de­rung der Frau am Tele­fon an. Sei­ne erste Reaktion: 

„Im Klar­text sagen Sie mir, daß über Ihre Mut­ter ein Todes­ur­teil ver­hängt wurde?“ 

Eutha­na­sie durch die Hin­ter­tür? Ein­fach so?

Guli­sa­no ist über­zeugt, auf­grund der zahl­rei­chen Berich­te, die ihn von Fach­kol­le­gen und Pati­en­ten errei­chen, daß es so prak­ti­ziert wird. Der Fall Giu­sy lie­fert ihm die letz­te Bestätigung.

Die Frau will von ihm wis­sen, was sie nun tun soll.

„Neh­men Sie Ihre Mut­ter mit nach Hau­se. Unter­schrei­ben Sie die Ent­las­sung auf eige­ne Ver­ant­wor­tung und neh­men Sie sie mit nach Hau­se. Ich kann Ihnen nichts ver­spre­chen, wer­de mich aber um sie küm­mern. Und soll­te sie ster­ben, wird sie es zu Hau­se und mit Ihnen an ihrer Sei­te tun können.“

Die Toch­ter folgt dem Rat. Im Kran­ken­haus­pro­to­koll steht, daß die Ange­hö­ri­gen die Auf­nah­me ver­wei­gert haben.

Giu­sy kehrt mit ihrer Toch­ter nach Hau­se zurück, die sich lie­be­voll um die Mut­ter küm­mert. „Ich ver­schrei­be ihr einen Medi­ka­men­ten­mix. Hier geht es dar­um, ein Men­schen­le­ben zu retten.“

Die Tage ver­ge­hen und Giu­sy geht es von Tag zu Tag besser. 

„Wäre sie im Kran­ken­haus geblie­ben, wäre sie nach 48 Stun­den der ‚sanf­ten Beglei­tung‘ tot gewe­sen, und sie wäre allein gestor­ben, da Kran­ken­haus­be­su­che wegen des Coro­na­vi­rus der­zeit ver­bo­ten sind“. 

So ergeht es der­zeit vie­len Men­schen in Ita­li­en. Sie ster­ben allei­ne. Die Toch­ter und der Arzt Guli­sa­no woll­ten das für Giu­sy aber nicht.

„Sicher, in dem so schwie­ri­gen Moment, macht auch das Kran­ken­haus­per­so­nal eine ganz schwie­ri­ge Erfah­rung durch“, so der Arzt. 

„Kann ein Arzt aber wirk­lich nur ein Beglei­ter in den Tod sein?“

Guli­sa­no reagier­te als Arzt auf den Hil­fe­ruf einer Pati­en­tin, der durch deren Toch­ter aus­ge­spro­chen wur­de. Es ging dar­um, Giu­sy vor einem pro­gram­mier­ten Tod zu bewahren.

„Ich habe der Toch­ter gleich gesagt, daß es nicht ein Kampf ist, auch kei­ne Schlacht. In die­sen Tagen habe ich zuviel von sol­chem Kriegs­vo­ka­bu­lar gehört: ‚vor­der­ste Front‘, ‚Schüt­zen­gra­ben‘, ‚der Feind‘ … Alles lee­re Rhe­to­rik.
Mei­ne Auf­ga­be als Arzt ist es nicht, ein Virus zu bekämp­fen, son­dern mich der Men­schen anzu­neh­men, damit sie wie­der zu Kräf­ten kom­men, wie­der nor­mal atmen kön­nen, sich die vira­le Ver­meh­rung ver­lang­samt, das Fie­ber nicht steigt… Es geht nicht um Krieg und um Waf­fen. Es geht um Medi­zin und Medikamente.“

Giu­sy bekommt von Dr. Guli­sa­no Sau­er­stoff. Schon nach weni­gen Tagen kann sie dar­auf ver­zich­ten. „Was sie jetzt braucht, ist nur die Nähe und Auf­merk­sam­keit ihrer Toch­ter, die ihr das Bett macht …“

Inzwi­schen sind zehn Tage ver­gan­gen und Giu­sy kann schon wie­der das Bett ver­las­sen. Das Foto bestä­tigt es. Sie möch­te ger­ne einen Spa­zier­gang an der Son­ne machen. Die Toch­ter erklärt ihr aber, daß das noch immer ver­bo­ten ist.

Die Toch­ter ist glück­lich. Ihre Mut­ter lebt noch. Das Todes­ur­teil konn­te nicht voll­streckt wer­den, weil sie reagier­te. Der behan­deln­de Arzt, Pao­lo Guli­sa­no, schließt sei­nen Bericht mit den Worten:

„Ich atme erleich­tert auf und den­ke, daß die Medi­zin immer die­se Auf­ga­be hat­te: Ein Arzt kann oft hei­len, er kann auch Zeu­ge eines Schei­terns wer­den, aber er muß immer hei­lend helfen.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: NBQ

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7 Kommentare

  1. Ist es denn beleg­bar, dass in Spa­ni­en und Ita­li­en Tau­sen­de von alten Men­schen getö­tet wur­den? Euthanasiert? 

    Soll­te es so sein: Was für Kräf­te sind hier am Werk?

    Und war­um machen die Ärz­te alle mit?

  2. Tau­sen­de, ist über­trie­ben, aber belegt ist es: Es gab Anwei­sun­gen, Debat­te und Bericht­erstat­tung, auch in deut­schen Medi­en. Es hieß, wie im Krieg sind Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Hel­fe ich Mensch A oder Mensch B. Grausam.

  3. Die Linie von Katho­li­sches Info in Sachen Coro­na ist nicht ganz kon­si­stent. Klar ist, dass Zustän­de wie in die­sem Arti­kel beschrie­ben uner­träg­lich sind. Dazu ist jedoch anzu­mer­ken, dass die hier des Öfte­ren unter Ver­weis auf theo­lo­gisch frag­wür­di­ge „Grund­rech­te“ kri­ti­sier­ten Gegen­maß­nah­men genau die­se Zustän­de ver­hin­dern sol­len. Man kann und soll in die­sem Zusam­men­hang die österr. Bun­des­re­gie­rung kri­ti­sie­ren, weil sie die­se Maß­nah­men nicht kon­se­quent durch­zieht und ihrer­seits nicht bereit ist, auf ihre hei­li­gen Kühe zu ver­zich­ten, die da wären: a) offe­ne Gren­zen und b) Asyl. Die Gren­zen zu Ita­li­en sind näm­lich sperr­an­gel­weit offen, ita­lie­ni­sche Tou­ri­sten rei­sen offen­bar unge­hin­dert nach Öster­reich, was natur­ge­mäß den Unwil­len der Bevöl­ke­rung zB im Salz­bur­gi­schen erregt. Der Innen­mi­ni­ster hat die Frech­heit, dar­auf zu ver­wei­sen, dass dzt NUR 12 Asy­lan­ten pro Tag auf­ge­nom­men wer­den. Das auf ein Jahr hoch­ge­rech­net und unter Berück­sich­ti­gung des Umstan­des, dass dies einen situa­ti­ons­be­ding­ten Min­dest­wert dar­stel­len soll, zeigt das gna­den­lo­se Wei­ter­lau­fen einer gewis­sen Agen­da. DIES ist zu kri­ti­sie­ren, nicht jedoch gewis­sen Ein­schrän­kun­gen der „Bewe­gungs­frei­heit“ der Bevöl­ke­rung. Es ist näm­lich kei­nes­wegs nur Pri­vat­sa­che, inwie­weit man sich selbst einem gewis­sen Ansteckungs­ri­si­ko aus­set­zen will. Die­se – wie dar­ge­legt lei­der nur halb­her­zi­gen – Maß­nah­men haben in unse­rem Lan­de bewirkt, dass Zustän­de wie im Arti­kel geschil­dert, bis­lang noch nicht ein­ge­tre­ten sind und hof­fent­lich auch nicht wer­den, wenn­gleich eine wirk­li­che struk­tu­rel­le Bes­se­rung nur bei bedin­gungs­lo­ser Grenz­schlie­ßung wie es zB Tsche­chi­en betreibt, nach­hal­tig erzielt wer­den kann. Lei­der steht es zu befürch­ten, dass der Maso­nis­mus sei­ne hei­li­gen Kühe nicht so leicht preis­ge­ben wird wie unse­re Bischö­fe den Besuch der Hei­li­gen Mes­se, wobei Letz­te­res selbst­ver­ständ­lich zu kri­ti­sie­ren ist. Es ist klar, dass kei­ne Hoch­äm­ter mit hun­der­ten Besu­chern zuzu­las­sen sind, aber dazwi­schen wäre sehr wohl ein ver­nünf­ti­ger und ver­ant­wor­tungs­vol­ler Hand­lungs­spiel­raum bestan­den. Das ist aber ein ande­res Thema.
    Zu die­sem kon­kre­ten ita­lie­ni­schen Fall wäre anzumerken:
    Die Lage ist nicht ganz so ein­fach wie dar­ge­stellt. Offen­bar konn­te sie nur auf­grund der Hil­fe eines der Fami­lie bekann­ten Arz­tes über­le­ben, ob das Spi­tal über die betrof­fe­nen Kapa­zi­tä­ten ver­fügt hät­te, ist zumin­dest frag­lich. Die vom Spi­tal vor­ge­schla­ge­nen Maß­nah­men waren grund­sätz­lich eher pal­lia­tiv = (Eutha­na­sia medi­cina­lis) als aktiv den Tod Her­bei­füh­rend. Die­se Gren­ze ist indes ohne­hin nicht leicht zu zie­hen, und ein gewis­ses Miss­trau­en ist sicher nicht unbe­rech­tigt. Grund­sätz­lich ist jedoch dar­auf zu ver­wei­sen, dass das Spi­tal lt Arti­kel „am Ran­de des Mög­li­chen arbei­te­te“, wes­halb man nicht auto­ma­tisch von schlech­tem Wil­len aus­ge­hen soll­te. Die Über­sterb­lich­keit in der Lom­bar­dei für den März 2020 spricht eine ein­deu­ti­ge Spra­che, und sie über­steigt die Anzahl der offi­zi­el­len Coro­na­to­ten gewal­tig. https://​www​.hei​se​.de/​t​p​/​f​e​a​t​u​r​e​s​/​I​n​-​d​e​r​-​L​o​m​b​a​r​d​e​i​-​g​i​b​t​-​e​s​-​v​i​e​l​-​m​e​h​r​-​m​i​t​-​C​o​r​o​n​a​-​v​e​r​b​u​n​d​e​n​e​-​T​o​t​e​-​a​l​s​-​o​f​f​i​z​i​e​l​l​-​g​e​m​e​l​d​e​t​-​4​6​9​5​9​1​0​.​h​tml
    Übri­gens waren bzw sind der­ar­ti­ge Tria­ge-Maß­nah­men auch für Öster­reich „ange­dacht“, wie es so neu­deutsch heißt: https://​www​.oega​ri​.at/​w​e​b​_​f​i​l​e​s​/​c​m​s​_​d​a​t​e​n​/​g​a​r​i​_​s​o​p​_​t​r​i​a​g​e​_​c​o​v​i​d​-​1​9​_​a​r​g​e​_​e​t​h​i​k​_​f​i​n​a​l​_​2​6​.​3​.​2​0​2​0​.​pdf
    Wer die damit ver­bun­de­nen Doku­men­te kri­tisch liest, wird bemer­ken, dass die Gren­ze zu akti­ver Ster­be­hil­fe zumin­dest andeu­tungs­wei­se nicht ein­ge­hal­ten wird. Es han­delt sich „nur“ um Vor­schlä­ge der österr. Gesell­schaft für Inten­siv­me­di­zin, aber an ihrer Umset­zung im Fal­le eines Fal­les hät­te ich nicht viel Zweifel.
    Somit zur Fra­ge von B. Wag­ner. Es ist schlimm genug, dass auf­grund von Über­for­de­rung der Spi­tä­ler in sicher­lich unzäh­li­gen Fäl­len auf wirk­li­che an sich rea­li­sti­sche Heil­maß­nah­men ver­zich­tet wer­den muss. Über das Aus­maß von wirk­lich akti­ver Ster­be­hil­fe kann man wohl nur spe­ku­lie­ren. Grund­sätz­lich tut in den arg betrof­fe­nen Län­dern – D. wird wohl bald dazu­ge­hö­ren, wenn es so wei­ter­geht – jeder dem Pati­en­ten nur Gutes, in zuhau­se zu behal­ten. Dazu ist wie­der­um anzu­mer­ken, dass Pati­en­ten im fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um hoch und dazu gefähr­lich infek­ti­ös sind. Zu den jün­ge­ren der Ver­stor­be­nen in Ita­li­en zäh­len auch Ärzte.
    Man soll­te daher dank­bar sein, dass die mei­sten Staa­ten auf das zyni­sche Durch­seu­chungs­pro­gramm ver­zich­tet haben. Dabei ist nicht zu über­se­hen, dass vor allem lin­ke Regie­run­gen wie Schwe­den, anfangs auch Mer­kel-BRD, zu die­ser „Lösung“ tendieren.
    Grund zum Kri­ti­sie­ren der tür­kis-grü­nen Bun­des­re­gie­rung besteht alle­mal. Mit für Asy­lan­ten und ital. Tou­ri­sten geöff­ne­ten Gren­zen wird eine Rück­kehr zur (ein­ge­schränk­ten) Nor­ma­li­tät nicht mög­lich sein. Jeder Ein­rei­sen­de kann ein neu­er „Pati­ent Null“ sein und stellt für das Qua­ran­tä­ne­we­sen eine gro­ße Bela­stung dar.

  4. Wie­so recher­chiert das kein Repor­ter? Inter­es­siert das nie­man­den, wie wir mit alten und kran­ken Men­schen umge­hen? Wir kön­nen doch nie­man­den ein­fach so mit Mor­phi­um umbrin­gen. Stimmt das überhaupt?

  5. Bele­gen kann ich die­sen Bericht nicht, aber auf ein Buch auf­merk­sam machen, das im Jah­re 2001 im Gemi­ni Ver­lag Ber­lin erschie­nen ist: „DER MODERNE TOD“ von Carl-Hen­ning Wijkmark

    Zu einem skur­ri­len Sym­po­si­um in Süd­schwe­den ver­sam­meln sich meh­re­re Exper­ten. Dis­ku­tiert wer­den die letz­ten Fra­gen: Eine mög­lichst öko­no­mi­sche Besei­ti­gung alter Men­schen. Der moder­ne Tod ist eine ern­ste Sati­re, wel­che die Lini­en wei­ter­zu­zie­hen ver­sucht, die in der Alten­pfle­ge- und Todes­hil­fe­de­bat­ten der letz­ten Jah­re vor­ka­men, um dem Zukunfts­schock vor­zu­grei­fen, der uns viel­leicht bald erwartet.Zugleich wird hier ein Bild unse­rer Gesell­schaft gege­ben: die Vor­stel­lung über den Tod und die Men­schen­wür­de sind ein siche­rer Indi­ka­tor der Weg­rich­tung einer Gesellschaft.
    Ein sehr lesens­wer­tes Buch!
    Wie Gott die unend­li­che Lie­be ist, so ist auch das Böse unbe­greif­lich tief…
    Ich glau­be unse­re Gott­lo­sig­keit ist die Wur­zel allen Übels.

    • Wenn man alten Men­schen die Tötung (durch Eutha­na­sie) in Aus­sicht stellt, braucht man sich nicht zu wun­dern, dass jun­ge Men­schen vor allem Spass haben wollen.

      War­um soll­ten die sich auch anstren­gen, wenn am Ende die­ser Anstren­gung die Tötung auf­grund des Alters steht?

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