(Paris) Die Coronavirus-Pandemie offenbart das Denken mancher Politiker. Das gilt vor allem für jene, die in dieser Krise, die in manchen Bereichen erst von der Politik provoziert wurde, vor allem daran denken, das Tötungswerk der Abtreibungsindustrie fortzusetzen. Manche mißbrauchen sogar den ausgerufenen Notstand, um die Tötung ungeborener Kinder noch leichter zu ermöglichen.
Während in den USA bereits mehrere Staaten die Abtreibung als nicht lebensnotwendigen Eingriff einstuften und die Tötungen untersagten, geht Frankreichs Linksregierung in die entgegengesetzte Richtung.
„Grundsätzlich spricht nichts dagegen, daß die Frist für die Durchführung einer freiwilligen pharmakologischen Unterbrechung der Schwangerschaft zu Hause wegen der Covid-19-Epidemie um zwei Wochen verlängert werden könnte.“
Diese Aussage stammt vom französischen Gesundheitsminister Olivier Véran, der damit auf eine Petition der sozialistischen Abgeordneten Laurence Rossignol reagierte.
In Frankeich gilt eine Fristenlösung. Die Tötung ungeborener Kinder ist bis zum Ende der 12. Schwangerschaftswoche erlaubt. Für den zuständigen Minister spricht aber „nichts dagegen“, wegen der Coronavirus-Epidemie, diese Frist bis zum Ende der 14. Schwangerschaftswoche zu verlängern. Und das einfach auf dem Verordnungsweg.
Rossignol hatte diese Verlängerung verlangt, damit abtreibungsentschlossene Frauen wegen der Ausgangsbeschränkungen und der herrschenden Unsicherheit die Abtreibung ihres Kindes nicht verpassen. Die Abgeordnete hatte nicht nur eine zweiwöchige Verlängerung für die chemische Abtreibung, sondern auch für die chirurgischen Abtreibungen gefordert.
Gesundheitsminister Olivier Véran hat den Weg von Staatspräsident Emmanuel Macron hinter sich. Er gehörte wie dieser bis 2017 der Sozialistischen Partei (PS) an, für die er bereits bis 2015 als Abgeordneter der französischen Nationalversammlung angehörte. Vor den Präsidentschaftswahlen 2017 wechselte er zusammen mit Macron in dessen neugegründete Partei La République en Marche (LaREM) und wurde Macrons Berater in Gesundheitsfragen. Im vergangenen Februar ernannte ihn dieser als Nachfolger von Agnès Buzyn zum Gesundheitsminister. Buzyn kandidierte erfolglos als Bürgermeisterin von Paris.
Das erklärt die Gesinnungsübereinstimmung zwischen den beiden Sozialisten Rossignol und Véran.
Es erklärt auch, warum der Minister zugleich den Rückgang der Abtreibungen in den vergangenen Wochen beklagte und als „besorgniserregend“ bezeichnete.
Er habe noch einige „technischen Fragen“ zu klären, ehe er handeln könne, doch stehe es „absolut außer Frage, daß die Coronavirus-Epidemie das Recht auf Abtreibung einschränkt“.
Selbst in Zeiten der Coronavirus-Pandemie setzt die Kultur des Todes unerbittlich, unbeeindruckt und ungerührt ihren Weg fort. Minister wie Véran halten die Tötung ungeborener Kinder für eine Priorität. In der EU ist er kein Einzelfall. Dasselbe geschieht in Großbritannien, wo eine Partei regiert, die sich „konservativ“ nennt, und in Belgien, wo nach über einem Jahr nur geschäftsführender Regierungen Mitte März wegen der Coronavirus-Krise eine „Notfallregierung“ aus wallonischen und flämischen Liberalen und flämischen Christdemokraten gebildet wurde, die aber im Parlament über keine Mehrheit verfügt. Im Amt bestätigt werden konnte sie nur durch die Zustimmung der Sozialisten. Und es geschieht in Italien, wo ebenfalls eine Linksregierung an der Macht ist. Obwohl alle diese Länder inmitten einer Gesundheitskrise stecken, die Menschenleben kostet, sorgen sie dafür, daß weitere Menschen getötet werden.
In der Petition der Abgeordneten Rossignol, die von Abtreibern unter den Gynäkologen unterstützt wird, heißt es ausdrücklich:
„Während der Epidemie müssen freiwillige pharmakologische Schwangerschaftsunterbrechungen gefördert und erleichtert werden, um die freie Entscheidung der Frauen zu gewährleisten.“
Das ungeborene Kind und dessen Tötung wird weder von den Abtreibern noch der Abgeordneten Rossignol oder dem Gesundheitsminister erwähnt. Stattdessen wird der verlogene Begriff Schwangerschaftsunterbrechung gebraucht, als könne man eine Schwangerschaft unterbrechen und dann irgendwann wieder fortsetzen. Jede Abtreibung bedeutet den sicheren Tod eines ungeborenen Kindes.
Deshalb sagte Minister Véran in seiner Beantwortung, daß er sein Ministerium angewiesen habe, die Nutzung der Telefon- und Internetauskunft zu stärken, damit schwangere Frauen vor der Einnahme der Abtreibungspille sich schnell und unkompliziert „medizinischen Rat“ holen könnten.
Den Abtreibungsideologen ist jeder Vorwand recht, den Tötungsalptraum fortzusetzen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana