Polen: Als Christen regieren und Wahlen gewinnen

Das Ergebnis der Parlamentswahlen


Polens Parlamentswahlen brachten der christlich-nationalkonservativen Regierung ein Plus von sechs Prozent und eine deutliche Absicherung der absoluten Mehrheit.
Polens Parlamentswahlen brachten der christlich-nationalkonservativen Regierung ein Plus von sechs Prozent und eine Absicherung der absoluten Mehrheit.

(War­schau) Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag fan­den in Polen Par­la­ments­wah­len statt. An der Spit­ze des Lan­des steht eine christ­lich-natio­nal­kon­ser­va­ti­ve Regie­rung, die von der EU-Nomen­kla­tur und lin­ken Medi­en ange­fein­det wird. Auf­fal­lend spät und mit wenig sicht­ba­rer Pla­zie­rung wur­de in deut­schen Medi­en über den Wahl­aus­gang berich­tet. Der Grund ist schnell erra­ten: „PiS bleibt stärk­ste Par­tei“ hieß es auf der Inter­net­sei­te eines öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk­sen­ders an beschei­de­ner Stel­le. Das Bedau­ern der Redak­teu­re schien fast hörbar. 

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Die Über­schrift gibt nicht ein­mal die hal­be Wahr­heit wie­der. Die christ­lich-natio­nal­kon­ser­va­ti­ve Regie­rungs­par­tei Recht und Gerech­tig­keit (PiS) gewann gan­ze sechs Pro­zent hin­zu und konn­te die abso­lu­te Man­dats­mehr­heit kom­for­ta­bel absi­chern. Die Land­kar­te Polens färb­te sich noch deut­li­cher dun­kel­blau, der PiS-Par­tei­far­be. Kern­po­len ist das Kern­ge­biet der Par­tei von Staats­prä­si­dent Andrzej Duda und ihres Vor­sit­zen­den Jaros­law Kac­zyn­ski. (Die poli­ti­sche Land­kar­te zeigt, 2019 gerin­ger als 2015, aber noch erkenn­bar, eine Zwei­tei­lung in Kern­po­len und in die bis 1918 zum Deut­schen Reich gehö­ren­den Gebiete.) 

Die von den EU-Büro­kra­ten und lin­ken Medi­en erhoff­te und unter­stütz­te „Revo­lu­ti­on“ an der Weich­sel blieb aus. Die wei­te­re Stär­kung der PiS durch das Wahl­volk ist ein her­ber Schlag für Brüs­sel. Die in deut­schen Medi­en ver­brei­te­te Ein­sei­tig­keit, ja sogar Het­ze gegen die pol­ni­sche Regie­rung konn­te die poli­ti­schen Ver­hält­nis­se in Polen nicht ver­än­dern, trug aber zur Ver­schlech­te­rung der nach­bar­schaft­li­chen Bezie­hun­gen bei. Die maß­lo­sen, pol­ni­schen Repa­ra­ti­ons­for­de­run­gen sind nicht aus hei­te­rem Him­mel gefallen.

Das wich­tig­ste Signal der Polen-Wahl ist eine Bot­schaft, die an alle ande­ren EU-Mit­glieds­staa­ten ergeht: Es ist mög­lich, gut zu regie­ren, die bür­ger­li­chen Tugen­den und christ­li­chen Wer­te zu för­dern, das All­ge­mein­wohl und die Wirt­schaft zu sichern und die Gren­zen und den Rechts­staat zu ver­tei­di­gen, ohne sich der Erpres­sung und den Dro­hun­gen von Insti­tu­tio­nen und Inter­es­sen­grup­pen zu beugen.

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren ließ die von Jun­cker geführ­te EU-Kom­mis­si­on kaum etwas unver­sucht, um Polen unter Druck zu set­zen. Vor allem der sozia­li­sti­sche Vize-Kom­mis­si­ons­prä­si­dent Tim­mermans und lin­ke EU-Abge­ord­ne­te bean­stan­de­ten Ver­let­zun­gen der Men­schen­rech­te und der Rechts­staat­lich­keit, wo es gar kei­ne gab. Die Abnei­gung ist poli­tisch moti­viert. Es gibt der­zeit wenig Grund anzu­neh­men, daß sich das ändern könnte.

Par­al­lel zu EU-Insti­tu­tio­nen führ­ten Abtreibungs‑, Gen­der- und Homo-Lob­by – eng mit­ein­an­der ver­netzt – einen eige­nen Pro­pa­gan­da­krieg gegen Polen, der von den mit ihnen sym­pa­thi­sie­ren­den Medi­en unter­stützt wur­de. Ziel war es, das Anse­hen und die Popu­la­ri­tät der pol­ni­schen PiS wie jene der unga­ri­schen Fidesz von Vik­tor Orban zu schwä­chen. Dabei wird vor Dif­fa­mie­rungs­pa­ro­len und Nega­tiv­vo­ka­beln nicht zurück­ge­schreckt. Bei­de Par­tei­en und ihre Ver­tre­ter wer­den als „Popu­li­sten“, „Anti-Euro­pä­er“ und noch ande­res mehr beschimpft. 

Sowohl Polen als auch Ungarn legen beson­de­ren Wert auf eine akti­ve Fami­li­en­po­li­tik, die die­se Bezeich­nung wirk­lich ver­dient. Sie leh­nen die Kom­pen­sa­ti­on feh­len­der Gebur­ten durch Mas­sen­ein­wan­de­rung ab, vor allem eine lan­des- und kul­tur­frem­de Isla­mi­sie­rung. Statt­des­sen kön­nen bei­de auf beacht­li­che Erfol­ge bei der Stei­ge­rung der Gebur­ten­ra­te ver­wei­sen. Par­al­lel för­dert der Staat in Polen und Ungarn die Ehe als sta­bi­le Gemein­schaft und siche­re Vor­aus­set­zung zur Zeu­gung von Kin­dern und deren gesun­der Erziehung. 

Die posi­ti­ven Zah­len bei Gebur­ten­ra­te und Wirt­schaft haben der PiS den erneu­ten Wahl­sieg gebracht. Die EU-freund­li­che, bür­ger­lich-libe­ra­le Kon­kur­renz ver­lor mehr als vier Pro­zent. Das Links­bünd­nis aus der kom­mu­ni­sti­schen Nach­fol­ge­par­tei SLD und wei­te­ren sozia­li­sti­schen, grü­nen und anti­kle­ri­ka­len Par­tei­en blieb bei mage­ren 12,5 Pro­zent ste­hen. Den Sprung ins neue Par­la­ment schaff­ten auch das christ­lich­kon­ser­va­ti­ve und rechts­kon­ser­va­ti­ve Bünd­nis KP mit 8,5 Pro­zent und das christ­lich-mon­ar­chi­sti­sche und rechts­na­tio­na­le Bünd­nis KON mit 6,8 Pro­zent. Bei­de sind ent­schie­den EU-kritisch. 

Einen Sitz konn­te auch wie­der­um die deut­sche Min­der­heit in Ober­schle­si­en erringen.

Polen lehrt: Es ist mög­lich, als Staats- und Regie­rungs­ver­tre­ter das Christ­sein nicht zu ver­stecken und im Ein­klang mit den „nicht ver­han­del­ba­ren Wer­ten“ zu regie­ren und Wah­len zu gewinnen. 

Text: Andre­as Becker
Bild: Pix­a­bay

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