
(New York) Am 30. Juli 1968, heute vor 51 Jahren, berichtete die New York Times über die Enzyklika Humanae vitae von Papst Paul VI. Die Nachricht war die Hauptschlagzeile der Titelseite. Um eine objektive Berichterstattung handelte es sich allerdings nicht. Das linksliberale Medienflaggschiff legte den Akzent sofort auf die „Opposition“ und den „Widerspruch“ von Teilen der Katholiken, besonders der „liberalen“.
Die New Yorker Tageszeitung, damals wie heute, das einflußreichste Sprachrohr des linksliberalen Mainstream, machte sich damit zum Fahnenträger der Kirchenkritik. Die Zeitung mischte sich direkt in innerkirchliche Angelegenheiten ein und forderte die Katholiken implizit zum Ungehorsam gegen die kirchliche Autorität auf.
Der dem katholischen „Widerspruch“ gewidmete Artikel wurde ausführlich auf Seite 21 fortgesetzt.

Die Wunde, die vom Ungehorsam vieler Katholiken im Jahr 1968 geschlagen wurde, ist bis heute nicht verheilt. Die Bischofskonferenz der Bundesrepublik Deutschland, von Österreich und der Schweiz traten mit den Erklärungen von Königstein, Maria Trost und Solothurn an die Spitze des Ungehorsams. Er war kein Aufbegehren von „unten“ gegen „oben“, wie es seither vielfach dargestellt wurde, sondern von einem Teil von „oben“ aus Kirche und Welt gewollt. In der Tat ging auch chronologisch der Umbruch in der kirchlichen Hierarchie (Zweites Vatikanisches Konzil von 1963–1965) dem Aufbegehren an der „Basis“ (1968) voraus.
Keine der drei genannten Erklärungen wurde bisher korrigiert.
Im Gegenteil, der Geist des Ungehorsams scheint heute aktiver denn je. Vieles spricht dafür, daß die „liberalen“ Kreise, von denen die New York Times 1968 schrieb, seit 2013 auf das Gaspedal drücken und das Tempo erhöhen. Sie verspüren Aufwind und haben einen Drang, „nachzuholen“, was sie in dem langen Pontifikat von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. „versäumt“ haben.
Die Signale, die zu Humanae vitae aus Rom kommen, sind von ambivalenter Natur, sodaß sie nicht erkennen lassen, ob die seit 51 Jahren von „liberalen“ Kirchenkreisen geforderte und angestrebte „Korrektur“ dieser Enzyklika in Vorbereitung ist.
Die Geheimnistuerei um eine von Papst Franziskus eingesetzte „Studienkommission“ ist für zahlreiche, gläubige Beobachter Grund zur Sorge. Insider sprechen davon, daß noch keine Einigung über den „geeigneten“ Weg herrsche, wie eine „Neuinterpretation“ der Enzyklika erfolgen könnte, ohne direkt Hand an das Dokument zu legen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: New York Times (Screenshots)