Von einer Katholikin
Heute will ich euch erklären, was die Christa mit dem Kreuz zu tun hat. Aber fangen wir langsam an: Ihr seht auf dem Foto vom 21. Juni drei Frauen, die gut gelaunt aussehen und in die Kamera lachen. Warum, werdet ihr euch fragen? Und wer ist die Christa? Dazu kommen wir später. Achtet zunächst einmal auf das, was die Frauen in den Händen halten. Drei Kreuze, genau. (Erklärungen zur Dreizahl kann man den Kindern in diesem Kontext nicht zumuten.) Vielleicht kennen manche von euch das aus der Kirche. Jesus Christus starb für uns am Kreuz als Opfer für unsere Sünden und um uns zu erlösen. Aber keine Angst, die Sache mit dem Opfer nimmt man heute nicht mehr so ernst.
Die Farbe der Kreuze erinnert euch sicher an Pink. Eigentlich soll es Purpur sein, was in der Kirche wichtige Würdenträger, die Kardinäle, tragen, auch wenn das eher rot aussieht. Die Kreuze auf dem Foto sehen dagegen schon ziemlich pink aus. Aber ist auch egal, denn heute kommt sowieso keiner mehr auf den Gedanken mit der Mädchenfarbe, die ist schon etwas out, weil man nicht mehr so recht davon ausgeht, daß es wirklich Frauen und Männer gibt, wie ihr das im Biologieunterricht noch lernt, wenn ihr altmodische Lehrer habt. Man nutzt nun immer öfter ein regenbogenfarbiges Design. Das erkläre ich euch aber ein anderes Mal.
Es ist nicht schlimm, wenn ihr das nicht alles versteht, auch die meisten Erwachsenen haben da ihre Schwierigkeiten. Aber wenn sie etwas cool finden und viele mitmachen, geht alles, und sie lassen sich nichts mehr sagen. Wer von euch jetzt aufgepaßt hat, wird fragen, warum die Kreuze für Frauen dann purpurfarben sein sollen. Die Frauen von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) haben sich gerade offiziell für die Priesterweihe von Frauen in der katholischen Kirche ausgesprochen. Sie fordern damit, genau wie Männer Priester werden zu können. Sie wollen also eine altera Christa werden können, denn das gehöre zur Gleichberechtigung. Nein, da ist kein R zuviel, sie wollen keine alte Christa. Die Frauen wollen ein alter Christus werden. Das kommt aus dem Lateinischen, das man früher auch in der heiligen Messe gehört hat, und heißt auch nicht alt, sondern „anderer Christus“. Denn der katholische Priester ist in der Messe als Christus in Person da und vollzieht die Wandlung von Brot und Wein zu Leib und Blut des lebendigen Jesus. Der Priester tut das, wozu Jesus beim letzten Abendmahl die zwölf Jünger in Seine Nachfolge berufen hat. Aber auch das ist viel zu kompliziert für euch und auch die Frauen haben es nicht verstanden. Es ist ihnen wahrscheinlich auch völlig egal. Es gibt für sie einfach kein theologisches Problem mehr. Und dann haben sie noch einen prima Satz: Im Übrigen vertraut sie (die kfd) auf die Geistkraft Gottes. Den Satz müßt ihr euch merken. Damit könnt ihr zuerst andere super unter Druck setzen und später alles dem lieben Gott in die Schuhe schieben. So machen das heute viele Katholiken, auch Bischöfe und andere.
Letztlich könnte das ganze Projekt also an der Sprache scheitern. Das wissen die Lateinschüler unter euch. Man kann aus einem alter Christus halt keine altera Christa machen.
Es ist also nicht gesagt, daß ihr später alle Priester*innen werden könnt. Aber man arbeitet schon mal an einer Einstiegslösung: Die Frauen könnten zweimal im Jahr die Messe für die Priester übernehmen, und zwar am 3. Adventssonntag, Gaudete, und am 4. Fastensonntag, Laetare, in Vorfreude auf Weihnachten bzw. Ostern. Dann trägt der Priester ein rosafarbenes Meßgewand.
Kein Purpur, aber das uncoole Rosa könnten die Frauen den armen Männern dann wenigstens abnehmen. Die werden dann vor Dankbarkeit gesprächsbereiter.
*Hinweis der Verfasserin:
Unterstrichen wird ausdrücklich der satirische Charakter des Textes. Es handelt sich nicht um pädagogisches Material für katholische Religionslehrerverbände.
Bild: kfd/Anne Orthen