
Liebe Brüder und Schwestern,
heute beschließen wir unsere Katechesen über das Vaterunser. Man kann sagen, dass das christliche Gebet aus dem Wagemut entsteht, Gott als „Vater“ anzusprechen. Hierbei geht es nicht um das Aufsagen einer bloßen Formel, sondern um eine Familiarität mit dem Vater, den Jesus uns offenbart; um eine Gotteskindschaft, an der wir durch die Gnade teilnehmen dürfen.
In den Evangelien stößt man auf verschiedene Gebete, die Jesus an den Vater richtet und in denen er das Vaterunser anklingen lässt, so beispielsweise im Garten Getsemani oder wenn er die Jünger zur Vergebung aufruft, bevor sie zum Vater beten. Bei der Betrachtung des Neuen Testaments als Ganzes wird deutlich, dass der Hauptakteur des christlichen Gebets der im Herzen der Jünger wehende Heilige Geist ist. Er macht uns fähig, als Kinder Gottes zu beten, die wir durch die Taufe wahrhaft geworden sind. So kann der Christ ausgehend von dieser Beziehung mit dem Vater in jeder Situation beten und dabei besonders auf die Psalmen zurückgreifen, aber auch auf die zahlreichen Gebete, die das menschliche Herz über die Jahrhunderte hervorgebracht hat. Erzählen wir dem Vater alles über uns, aber auch über unsere Brüder und Schwestern, besonders die Notleidenden, auf dass niemand ohne Trost und ohne Liebe bleibe und wir im Vertrauen zum Vater wachsen.
Von Herzen grüße ich die Pilger deutscher Sprache, insbesondere die Theologiestudierenden der Universitäten Innsbruck und Salzburg. Bitten wir den Heiligen Geist, uns in unserer Beziehung zum himmlischen Vater zu führen und zu stärken, indem wir seinem göttlichen Sohn Jesus, dem Herrn, treu folgen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va