Liebe Brüder und Schwestern,
heute befassen wir uns mit der letzten Bitte des Vaterunsers: „Erlöse uns von dem Bösen“. Die zweifache Bitte, dass Gott uns nicht der Versuchung überlassen und uns von dem Bösen retten soll, zeigt ein Wesensmerkmal des christlichen Betens: Jesus lehrt, die Anrufung des Vaters über alles zu stellen, auch und gerade in den Augenblicken, wenn wir die bedrohliche Anwesenheit des Bösen verspüren.
Auch wenn der Glaubende sich beim himmlischen Vater geborgen weiß, ist er vor dem Bösen nicht gefeit. Es gibt das Geheimnis des Bösen, das der Mensch in der Natur, in der Geschichte, ja in seinem eigenen Herzen wahrnimmt. Die letzte Bitte des Vaterunsers greift die Erfahrung des Bösen auf: die Trauer der Menschen, das unschuldige Leiden, Unterdrückung, Ausbeutung und das Weinen der Kinder. Jesus selbst hat das Böse am eigenen Leib erfahren: im Tod am Kreuz, in der Verachtung, in Feindschaft und Grausamkeit. Der Herr zeigt uns, dass der Mensch, auch wenn er stets dem Bösen ausgesetzt ist, für das Leben und die Liebe bestimmt ist. Jesus hat am Kreuz seinen Feinden vergeben. Und Gott hat diese Hingabe seines Sohnes am Ende in Leben verwandelt. Das Gebet, das Jesus uns gelehrt hat, will auch uns diesen Weg des Lebens eröffnen.
Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Pilger und Besucher deutscher Sprache. Jesus lädt uns im Evangelium ein, das Böse durch das Gute zu besiegen. Folgen wir seinem Beispiel, bitten wir den himmlischen Vater um seine Gnade und arbeiten wir gemeinsam für eine bessere Welt. Der Herr segne euch und eure Familien!
Bild: Vatican.va (Screenshot)