Liebe Brüder und Schwestern,
in der zweiten Vaterunserbitte „Dein Reich komme!“ beten wir darum, dass sich das Kommen des Reiches Gottes beschleunige. Schon zu Beginn seines öffentlichen Wirkens verkündete Jesus: »Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!« (Mk 1,15).
Seine Wundertaten und seine Sorge für die Benachteiligten sind Zeichen für die Herrschaft Gottes. Jesus ist gekommen, doch die Welt ist immer noch von der Sünde geprägt, der Sieg Christi ist noch nicht völlig verwirklicht. Eben in dieser Situation bitten wir mit Nachdruck „Dein Reich komme!“, gleichsam um zu sagen: „Jesus, wir brauchen dich, du sollst überall und für immer Herr unter uns sein!“ Auf die Frage, warum Gottes Reich sich so langsam verwirklicht, geben uns die Gleichnisse Jesu Antwort. Der Acker mit dem Unkraut unter dem Weizen besagt, dass Gott geduldig ist und seine Herrschaft nicht mit Gewalt, sondern mit Güte errichtet. Das Reich Gottes ist die größte Kraft überhaupt, aber nicht nach den Kriterien der Welt – davon sprechen die Gleichnisse vom Sauerteig und vom Senfkorn. Das „Geschick“ des Reiches Gottes sehen wir am Leben Jesu selbst: Er ist das Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt, damit es reiche Frucht bringt. Wie der Same keimt und wächst durch Gottes Wirken, so wächst sein Reich unter uns.
Von Herzen grüße ich die Pilger aus den Ländern deutscher Sprache. Besonders heiße ich den Franziskus-Chor aus Limburg und den Minichor der Ministranten aus Bruneck willkommen. Öffnen wir uns immer dem Wirken des Heiligen Geistes. Als seine Werkzeuge wollen wir am Kommen des Reiches Gottes mitarbeiten und die Hoffnung des Evangeliums zu unseren Mitmenschen bringen. Eine gesegnete Fastenzeit euch allen!
Bild: Vatican.va