
(Rom) Ein Foto macht in sozialen Netzwerken die Runde. Es zeigt katholische Ordensfrauen, die an der Urwahl der italienischen Linksdemokraten teilnahmen, die gerade einen neuen Parteivorsitzenden suchen.
Das Bild sorgt für Aufsehen. Waren die katholische Kirche und die Kommunistische Partei in den 50er Jahren nicht erbitterte Gegner? Und wurden aus den alten Kommunisten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht die Linksdemokraten, die sich heute in Anlehnung an die US-Linke Demokratische Partei nennen?
Aufgenommen wurde das Foto in der norditalienischen Bischofsstadt Ferrara. Oberhirte war dort bis 2017 Erzbischof Luigi Negri, eine der wenigen Ausnahmegestalten unter Italiens zahlreichen Bischöfen. Papst Franziskus ersetzte ihn mit einem „Straßenpriester“ mit großem Herz und offenen Armen für die tonangebende Linke.
Italiens Linksdemokraten (Partito Democratico, PD) entstanden 2007 aus der in den 90er Jahren sozialdemokratisierten Mehrheitsströmung der ehemaligen Kommunistischen Partei und dem linken Flügel der ehemaligen Christdemokraten. Matteo Renzi war zuletzt ihr bekanntestes Gesicht. Nach den gescheiterten Parlamentswahlen im vergangenen Jahr, seither wird Italien von einer Koalition aus Fünfsternebewegung und Matteo Salvinis Lega regiert, trat er vom Parteivorsitz zurück.
Seit gestern suchen die Linksdemokraten daher in Urwahlen einen neuen Vorsitzenden. An den Urwahlen können nicht nur Parteimitglieder, sondern jeder – auch Nicht-Staatsbürger – teilnehmen, die bereit sind, sich für die Urwahlen bei der Partei registrieren zu lassen.
Das taten am Sonntag die Paulus-Schwestern von Ferrara. Sie ließen sich für eine Partei registrieren, die für die Gender-Ideologie, Abtreibung, Euthanasie, regellose Masseneinwanderung und den neuen Kinderhandel in Form der sogenannten „Leihmutterschaft“ eintritt. Die Linksdemokraten versuchen neuerdings auch das Gesetz zu torpedieren, das es Ärzten und anderem medizinischen Personal garantiert, aus Gewissensgründen eine Beteiligung an der Tötung ungeborener Kinder verweigern zu können.
Die Linksdemokraten sind in Italien die Partei der Globalisten.
In den sozialen Netzwerken werden zahlreiche Fragen zum Foto gestellt. Wissen die Paulus-Schwestern nicht, wofür die Linksdemokraten stehen? Sind sie aus eigener Überzeugung zur Urwahl gegangen, oder hat sie jemand hingeschickt?
Die linkskatholische Strömung ist in Italien seit Kriegsende traditionell stark, auch im Kirchenapparat. Durch die von Papst Franziskus neuernannten Bischöfe und die von ihm eingesetzte, neue Führung der Bischofskonferenz verstärkte sich diese Neigung noch. Die Bischofskonferenz schweigt zunehmend zur Fragen wie Abtreibung, erhebt ihre Stimme aber für die neue Völkerwanderung und poltert gegen die „Gefahr des Populismus“.
„Eine Schande“ lautet die empörte Reaktion gläubiger Katholiken.
Ein Leser schrieb auf der Seite Messa in Latino:
„Die armen Schwestern tun mir echt leid, so verloren wie sind in ihrem klerikalen Pseudo-Feminismus, mit ihrem aufgesetzten ‚barmherzigen‘ Dauerlächeln, verführt und verwirrt vom Geist der Welt. Wirklich nur Allmächtige kann sie aus dem humanistischen Sumpf herausziehen, in dem sie stecken. Ein Gebet für sie.“
Das Phänomen ist auch anderswo nicht unbekannt, in den USA, aber auch im deutschen Sprachraum. In Österreich stimmten 2016 selbst unverdächtige katholische Ordensmänner bei der Bundespräsidentenwahl für den grünen Kandidaten und warben unter braven, älteren Katholiken weitere Wähler. Der freiheitliche Gegenkandidat wurde mit dem Zungenschlag der radikalen Linken als „Nazi“ diskreditiert. Doppeltes Staunen. Die auf diese Weise „angeworbenen“ katholischen Wähler entschieden die Wahl. Die beiden Kandidaten lagen bei der Stichwahl (später aufgehoben), nur 0,35 Prozent auseinander.
Text: Andreas Becker
Bild: Facebook (Screenshot)