(Hong Kong) Heute morgen verstarb der Bischof von Hong Kong, Msgr. Michael Yeung Ming-Cheung im Alter von 73 Jahren. Am 27. Dezember mußte er wegen Leberzirrhose ins Krankenhaus eingeliefert werden. Gestern wurde er auf die Intensivstation verlegt.
Bischof Yeung war erst im August 2017 von Papst Franziskus ernannt worden, als Kardinal John Tong Hon, 79 Jahre, wegen Erreichens der Altersgrenze seinen Rücktritt anbieten mußte. Auch Tong-Vorgänger, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, der bis 2009 Bischof von Hong Kong, lebt noch. Der Purpurträger, der in wenigen Tagen sein 87. Lebensjahr vollendet, gilt als graue Eminenz der chinesischen Untergrundkirche, die derzeit eine neue Phase der Not erleidet.
Da die Verfolgung für den Kardinal mit stillschweigender Billigung des Vatikans geschieht, gab er jüngst bekannt, künftig zu Schweigen, weil er sich „nicht gegen den Papst“ stellen könne.
Beide Kardinäle besuchten gestern Bischof Yeung, der seit Jahren gegen einen Tumor kämpfte, ein letztes Mal. 2014 hatte ihn Papst Franziskus zum Weihbischof von Hong Kong ernannt und damit eine Nachfolgeregelung getroffen.
Geboren wurde Bischof Yeung am 1. Dezember 1945 als Sohn einer katholischen Familie in Shanghai. Im Alter von vier Jahren kam er wegen der kommunistischen Machtergreifung in China in das damals noch britische Hong Kong. Bevor er im Alter von 26 Jahren in das dortige Priesterseminar eintrat, war er in einer Import-Export-Firma beschäftigt. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1978 studierte er in den USA. Ab 2003 war er Direktor der Caritas von Hong Kong und ab 2009 Generalvikar des Bistums.
Was die Beziehungen zur Volksrepublik China betrifft, besonders auch die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Peking, war Bischof Yeung – im Gegensatz zu Kardinal Zen – „ziemlich phlegmatisch“, so AsiaNews. Dabei ist Hong Kong der einzige kontinentale Teil Chinas, in dem die Kirche sich frei entfalten kann. Die einstige britische Kronkolonie spielt daher für die ganze Kirche in China eine zentrale Rolle. „Er hörte aber nie auf, für Hong Kong die Respektierung des Grundsatzes ‚Eine Nation, zwei Systeme‘ einzufordern, die dem Gebiet eine umfangreiche Autonomie garantiert.“
Im vergangenen Juni hatte er bei seinem Ad-limina-Besuch Papst Franziskus gebeten, so bald als möglich zurücktreten zu dürfen, um sich wieder ganz der Caritas zu widmen.
Das Bistum Hong Kong verfügt über einen Weihbischof. 2014 ernannte Papst Franziskus den Franziskaner, P. Joseph Ha Chi-shing, in dieses Amt. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob Franziskus ihn auch zum Nachfolger von Bischof Yeung als Oberhirte des Bistums ernennt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: AsiaNews