
Liebe Brüder und Schwestern,
blicken wir in der heutigen Katechese auf den Dekalog als Ganzes: Begreifen wir ihn immer im Licht der Verkündigung Christi. Jesus führt in der Bergpredigt die Zehn Gebote zur Vollendung.
Er lädt uns ein, die rechte Beziehung zu Gott und zu den Menschen in Treue, Großmut und Aufrichtigkeit zu leben. Dazu bedarf es des erneuerten Gehorsams gegenüber Gott, der von den Trugbildern unserer Ich-Bezogenheit befreit. Die Gnade Gottes erweckt dann eine neue „geistliche Sehnsucht“ (vgl. Röm 8,6), die zum Leben und Frieden führt. Es vollzieht sich eine „Herzverpflanzung“, das Entstehen eines neuen Herzens, in dem der Heilige Geist wohnt. So erblicken wir, wenn wir das Leben betrachten, das die Zehn Gebote zeichnen, letztlich Christus selbst. Sie sind gleichsam sein Röntgenbild, sie lassen sein Antlitz wie in einem fotografischen Negativ erscheinen. Dieser Blick auf Christus erweckt in uns die Sehnsucht, ihm gemäß zu leben. So ist das Gesetz nicht mehr eine Liste von Geboten und Verboten, sondern im Geist wird es zum Fleisch Christi selbst, das für uns die durch den Ungehorsam der Sünde verlorengegangen Gemeinschaft mit dem Vater wiederherstellt.
Einen herzlichen Gruß richte ich an die Pilger deutscher Sprache. Die Sehnsucht nach Gott lässt uns unsere wahre Identität finden. Prüfen wir uns, was das tiefste Streben unseres Herzens ist und ob wir die Freude des Heiligen Geistes wirklich zu unseren Nächsten bringen. Der Herr geleite euch auf euren Wegen.