Liebe Brüder und Schwestern,
die Zehn Gebote beginnen mit einer Verkündigung Gottes und seines befreienden Handelns: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus“ (Ex 20,2). Der Dekalog nimmt also seinen Ausgang von der Großherzigkeit Gottes, der seinem Volk zuerst Rettung schafft, ehe er um Vertrauen bittet.
Es besteht eine Beziehung, eine Zugehörigkeit, die durch das Fürwort „dein“ zum Ausdruck kommt. So ist das christliche Leben vor allem dankbare Antwort an einen großzügigen Vater und gründet in der Annahme des geschenkten Heils. Die Dankbarkeit ist ein Wesenszug dessen, der vom Heiligen Geist berührt wurde. Um Gott zu gehorchen, muss man vor allem seiner großen Taten gedenken. Wer noch keine echte Erfahrung der Befreiung durch Gott gemacht hat, soll wie das Volk Israel zum Herrn rufen. Wir können uns nicht von allein retten, aber wir können Gott um Hilfe rufen. Es liegt an uns, um Befreiung zu bitten. Dieser Ruf zum Herrn ist wichtig, ja ist Gebet und macht bewusst, was in uns noch unterdrückt und unfrei ist. Gott wartet auf diesen Hilferuf, um uns von unseren Fesseln zu befreien. Denn Gott will, dass wir frei und in Dankbarkeit leben und mit Freude ihm gehorchen, der uns unendlich mehr gibt, als wir ihm je geben könnten.
Gerne heiße ich die Brüder und Schwestern deutscher Sprache willkommen. Besonders grüße ich die verschiedenen Schulgruppen, die an dieser Audienz teilnehmen. Der Anfang des Dekalogs erinnert uns daran, dass Gott uns zuerst geliebt hat. Unser Leben nach den Geboten ist Antwort auf das liebende Handeln Gottes und Ausdruck unserer Dankbarkeit. Der Heilige Geist schenke uns stets seine Gnade.
Am Berg Sinai hat uns Gott schriftlich gegeben, was er in unserer Natur vorgegeben hat.