(Paris) Die diesjährige internationale Pfingstwallfahrt der Tradition von Paris nach Chartres wurde wie gewohnt in der Kathedrale mit einer Heiligen Messe in der überlieferten Form des Römischen Ritus abgeschlossen. Dabei hielt Kardinal Robert Sarah, der Präfekt der römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, die Predigt. Ein kurzer Auszug aus seiner Homilie:
„Habt ihr wirklich der Finsternis entsagt und euch dafür entschieden, dem Weg Jesu zu folgen, der das Licht der Welt ist? Erlaubt mir, euch diese radikale Frage zu stellen, denn wenn Gott nicht unser Licht ist, ist alles andere nutzlos. Ohne Gott ist alles Finsternis. Gott ist bis zu uns herabgestiegen, ist Mensch geworden, hat uns die einzige Wahrheit geoffenbart, die erlöst, und ist gestorben, um uns von der Sünde loszukaufen.
Zu Pfingsten hat er uns den Heiligen Geist geschenkt und das Licht des Glaubens angeboten, aber wir bevorzugen die Finsternis. Sehen wir uns um: Die westliche Gesellschaft hat sich dafür entschieden, sich ohne Gott zu organisieren, und siehe da: Sie ist den glitzernden und betrügerischen Lichtern der Konsumgesellschaft, des Gewinns um jeden Preis und des rasenden Individualismus ausgeliefert. Eine Welt ohne Gott ist eine Welt der Finsternis, der Lüge und des Egoismus.
Ohne Gottes Licht ist die westliche Gesellschaft wie ein ziellos treibendes Schiff in der Nacht. Es gibt nicht mehr genug Liebe, um die Kinder anzunehmen, sie in ihrem Mutterschoß zu behüten, sie vor der Aggression der Pornographie zu beschützen.
Ohne das Licht Gottes versteht die westliche Gesellschaft nicht mehr seine alten Menschen zu achten, die Kranken bis zum Tod zu begleiten, den Ärmsten und Schwächsten einen Platz zu gewähren. Sie hat sich dem Dunkel der Angst, der Traurigkeit und der Isolierung ausgeliefert. Sie hat nichts zu bieten außer die Leere und das Nichts.
Sie läßt die verrücktesten Ideologien gewähren. Eine westliche Gesellschaft ohne Gott kann zum Schoß eines ethischen und moralischen Terrorismus werden, der gewalttätiger und zerstörerischer sein kann als der islamische Terrorismus. Denkt daran, was Jesus uns gesagt hat:
‚Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann‘ (MKardinal Sarah: „Widersetzt euch jedem Gesetz gegen die Familiet 10,28).
Verzeiht mir diese Schilderung, aber es ist notwendig, nüchtern und realistisch zu sein. Wenn ich so zu euch spreche, dann deshalb, weil ich in meinem Herzen als Priester und Hirte Mitleid mit den vielen verlorenen Seelen habe, und mit jenen, die traurig, unruhig und allein sind.
Wer wird sie ins Licht führen? Wer wird ihnen den Weg der Wahrheit zeigen, den einzigen Weg der Freiheit, der jener des Kreuzes ist? Werden wir sie dem Irrtum, dem hoffnungslosen Nihilismus oder dem aggressiven Islam überlassen, ohne etwas zu unternehmen?
Wir müssen der Welt zurufen, daß unsere Hoffnung einen Namen hat: Jesus Christus, einziger Erlöser der Welt und der Menschheit.
Liebe Pilger Frankreichs, schaut diese Kathedrale an, die eure Ahnen erbaut haben, um ihren Glauben zu verkünden. Alles in ihrer Architektur, ihrer Struktur, ihren Glasfenstern verkündet die Freude, von Gott erlöst und geliebt zu sein. Eure Vorfahren waren nicht vollkommen, sie waren nicht ohne Sünde, aber sie wollten das Licht des Glaubens in der Finsternis erstrahlen lassen.
Auch heute: Erwache, du Volk Frankreichs, wähle das Licht, entsage der Finsternis!
Wie soll das geschehen? Das Evangelium gibt uns die Antwort: Wer nach dem Evangelium handelt, kommt zum Licht. Lassen wir es zu, daß das Licht des Heiligen Geistes konkret und einfach unser Leben erleuchtet bis in die innersten Winkel unseres Seins. Gemäß der Wahrheit handeln heißt in erster Linie, Gott zum Mittelpunkt unseres Lebens machen, so wie das Kreuz der Mittelpunkt dieser Kathedrale ist.
Liebe Brüder im Herrn, wenden wir uns jeden Tag Ihm zu […].“
Die vollständige Predigt von Kardinal Sarah:
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Catholic Sat/Youtube (Screenshot)
Er, Kardinal Sarah, hätte die Papstwürde verdient.
Alle, die so sprechen wie er, verdienen es Papst genannt zu werden. Nur diese verdienen es.