(Brüssel) Nach einem gekreuzigten Frosch und einem gekreuzigten Huhn gibt es nun auch eine gekreuzigte Kuh. Und alles läuft unter dem wohlklingenden, durch solche Aktionen aber schweren Schaden nehmenden Stichwort namens „Kunst“.
„Aus Belgien kommen immer neue Überraschungen, die normalerweise wenig erfreulich sind für jene, die die katholische Kirche lieben“, schrieb der Vatikanist Marco Tosatti. Doch wenn es um die Christenfeindlichkeit geht, stehen mehrere Länder Belgien um nichts nach. Den drei genannten Beispielen gemeinsam ist, daß sie alle im weiteren Sinn des Begriffes im deutschen Sprachraum entstanden sind, und zwar in jenem Teil, der historisch katholisch und österreichisch geprägt ist.
In der aufgelassenen, aber nicht entweihten Kirche von Kuttekoven in der Gemeinde Borgloon wird das „Werk“ des Installationskünstlers Tom Kerck gezeigt. Das „Werk“ nennt sich „Die heilige Kuh“. An einem großen Kreuz, das in einem Milchsee steht, hängt eine Kuh.
Das Dorf Kuttekoven (entstanden aus dem Hof eines fränkischen Bauern namens Cutto) hat heute nur mehr 80 Einwohner. Der Ort war einmal bedeutender, da er Anfang des 13. Jahrhunderts Sitz eines Pfarrers war. Aus jener Zeit stammt noch der Kirchturm. 1797–1802 war die Kirche durch die jakobinischen Revolutionäre geschlossen worden. Seit 1935 steht sie unter Denkmalschutz und seit 2013 mit dem Friedhof unter Ensembleschutz. Inzwischen scheint sie die Entchristlichung überflüssig gemacht zu haben.
Katholiek Forum rief zum Sühnegebet
Am vergangenen Sonntag versammelten sich Katholiken aus Flandern mit dem Rosenkranz in der Hand zum Sühnegebet in der Kirche. Gerufen hatte sie das Katholiek Forum.
Wie das Bild erkennen läßt, befindet sich die Kirche von Kuttekoven in einem erbärmlichen Zustand und wird offenbar schon längere Zeit nicht mehr für die heilige Liturgie genützt. Dabei war sie zuletzt 1956 renoviert worden. Die Kirche ist aber noch geweiht. Von einer Profanierung durch den zuständigen Bischof ist nichts bekannt. Geschändet wurde sie nun allerdings durch eine als „Kunst“ verbrämte Blasphemie.
In Belgien und den benachbarten Niederlanden wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Kirchen offiziell entweiht und verkauft. Sie wurden neuen Zwecken zugeführt: sie wurden zum Supermarkt, zur Turnhalle, zur Gaststätte, usw. Die Kirche von Kuttekoven wurde zwar vernachlässigt, ist aber immer noch eine Kirche. Das war ein weiterer Grund, weshalb sich Gläubige empörten und die Notwendigkeit zur Sühne sahen.
Das Katholiek Forum spricht von einer „geschmacklosen Beleidigung Gottes und der Katholizität“ und nennt die Installation eine „satanische Darstellung“. Die Doppelblasphemie betrifft die Beleidigung Gottes, durch die Lästerung des Gekreuzigten, und die Entweihung einer Kirche, so das Katholische Forum.
Die Beter versammelten sich und hatten in ihren Händen nur einen Rosenkranz. Eine Spruchtafel brachten sie mit, mit der sie sich an den „Künstler“ und an den für Limburg zuständigen Bischof Patrick Hoogmartens wandten. Darauf stand:
„Stopp der Gotteslästerung und der entarteten Kunst. Betet für die Wiedergutmachung.“
„Wir sind von Bischof Hoogmartens enttäuscht“, sagte, der Vorsitzende des Katholiek Forum. „Er hat nichts gegen dieses angebliche Kunstwerk unternommen, weil er den Konflikt scheut. Er ist von den Medien terrorisiert. Deshalb sind wir hergekommen, um hier zu beten, weil die Katholizität entehrt wurde.“
Sich wiederholendes Ritual
Tom Kerck war anwesend und meinte: „Ich finde es gut, daß sie gekommen sind. Jeder hat ein Recht auf seine Meinung“. Gleichzeitig betonte er, mit seiner Installation den katholischen Glauben nicht beleidigen zu wollen. Es gehe ihm um die Verschwendung in der Gesellschaft.
Die Dinge wiederholen sich und klingen überall gleich. Künstler suchen Aufmerksamkeit durch Provokation, ob Martin Kippenberger, Deborah Sengl oder Tom Kerck. Das scheint im Rahmen des politisch korrekten Kontextes nur mehr gegen die katholische Kirche möglich zu sein. Jede andere Religion ist Tabu. Erst recht Tabu sind die heute Mächtigen (und ihre Vorlieben), zu denen die Kirche jedenfalls nicht mehr gehört. Zur Rede gestellt, läßt jeder Künstler vor den Medien den Standardsatz herunter, nichts und niemanden beleidigt haben zu wollen. So einfach ist das? Ein bloßes Ritual, das es erlaubt, jede Grenze zu überschreiten?
So sind auch in Borgloon das Christentum und Jesus am Kreuz Zielscheibe und Opfer. Ein Grund dafür ist, daß die Künstler keinen persönlichen Bezug zum christlichen Glauben haben. Wer könnte eine vergleichbare Installation schaffen, dem der lebendige Christus begegnet ist?
Der Hauptgrund ist wohl mehr, daß die Christen keinen Widerstand leisten. Sie wehren sich nicht. Die Provokation ist somit in Wirklichkeit kalkuliert. Die christliche Symbolik ist lediglich ein Instrument ungläubiger Künstler, die sich an ein ungläubiges Publikum wenden, das sich daran ergötzen kann. Schließlich geht es auch um Profit im Kunstbetrieb. Tatsächliche Kunst wird kaum noch beachtet.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Nuova Bussola Quotidiana/Wikicommons