(Amman) Archäologen haben in den Ruinen von Machärus eine enorme Mikwe entdeckt. Machärus, eigentlich Machairous, war eine Festung von König Herodes dem Großen (73 – 4 v. Chr). In ihr wurde Johannes der Täufer gefangengehalten und hingerichtet.
Die Festung Machärus liegt heute in Jordanien, mehr als 30 Kilometer südwestlich von Madaba. Links des Jordans, auf der Hochebene östlich des Toten Meeres, hatte sie zur Zeit Jesu den Grenzraum zwischen dem Herrschaftsgebiet der Idumäer, zu denen Herodes gehörte, und den Nabatäern zu sichern.
Große Königsmikwe entdeckt
Eine Mikwe ist ein Wasserbecken, das im Judentum der rituellen Reinigung durch Untertauchen dient. Wie es scheint, wurden einige solche Mikwen für den ausschließlichen Gebrauch der Königsfamilie errichtet. Die bisher größte ihrer Art wurde nun in Machärus gefunden. Abgesehen von der beachtlichen Dimension, ähnelt sie sehr jenen von Qumran auf der anderen Seite des Toten Meeres (heute Israel), die bisher als einzigartig galten.
Die Mikwe von Machärus wurde in einer Tiefe von drei Metern unter dem königlichen Garten des Herodespalastes entdeckt. Ursprünglich war sie von einem Gewölbe überragt, das im Jahr 71 nach Christus zerstört wurde, als die Legio X Fretensis die Festung belagerte und einnahm. Die Legio X war mit drei weiteren Legionen an der Niederschlagung des jüdischen Aufstandes beteiligt. Ihr kam dabei die Hauptaufgabe zu. Nach der Einnahme Jerusalems wurden die anderen Legionen abgezogen, während die Legio X als Garnison in der Stadt blieb. Einige Monate später belagerte und erstürmte sie das Herodium, dann Machärus und schließlich Masada.
Die Archäologen konnten auch vier römische Steingeschosse sicherstellen, mit denen die Burg von den Legionären unter dem Kommando von Sextus Lucilius Bassus beschossen wurde.
Jerusalemer Brandopfer war bis Machärus zu sehen
Die 1968 begonnenen Ausgrabungen, an denen die Franziskanerkustodie des Heiligen Landes beteiligt ist, werden derzeit von einer ungarisch-jordanischen Archäologengruppe fortgeführt. Sie konnten intaktes Mauerwerk von neun Metern Höhe entdecken, die einen Eindruck von der einstigen Größe vermitteln.
In 18 Metern Tiefe wurde eine Zisterne gefunden, die während der Herodianischen Zeit in Betrieb war. Mit dem Wasser wurden Gärten und Bäder im römischen Stil versorgt. Mehrere Dutzend römische und aramäische Münzen wurden geborgen.
Die Festung Machärus wurde nicht von Herodes dem Großen erbaut, der ihr bekanntester Bewohner war, sondern bereits von den Hasmonäern, und zwar von Alexander Jannäus um 90 vor Christus. Als Bauplatz suchte er die Hochfläche namens Mukawir aus, die, strategisch günstig, rund 800 Meter über dem Toten Meer liegt, auf das sich ein prächtiger Ausblick bietet. Im Zuge der römischen Eroberung des Nahen Ostens wurde Machärus in Mitleidenschaft gezogen. Herodes setzte die Burg wieder instand und baute sie prachtvoll aus. als vorgeschobener Grenzposten sicherte sie Jerusalem gegen Osten. Ein Heer, das von Osten auf Jerusalem vorrücken wollte, konnte von Machärus aus leicht erspäht werden.
Rabbinische Schriften behaupten, daß der Rauch der Brandopfer, die auf dem Altar des Jerusalemer Tempels dargebracht wurden, noch in Machärus zu sehen war. Umgekehrt konnte die Festung mit Feuerzeichen Jerusalem schnell vor Gefahr warnen. Für die Römer war Machärus eine stärkere Festung als Masada und das Herodium.
Prachtvoller Palast – Gefangenschaft von Johannes dem Täufer
Herodes ließ in der Festung einen Garten anlegen und schuf einen Innenhof, er ringsum von einem überdachten Gang umgeben war. Zwei vier Meter hohe dorische Säulen dieses Ganges konnten rekonstruiert werden. Eine fünf Meter hohe, ionische Säule wurde im Bereich des Balneums (Bades) gefunden. Der Festsaal hatte eine Apsis, in der sich der Thron befand.
Nach dem Tod des Herodes, im Jahr 4 vor Christus, wurde sein Sohn Herodes Antipas als Tetrach von Galiläa und Peräa auch Herr auf Machärus. Herodes Antipas war es, der sich in seine Nichte und Schwägerin Herodias verliebte. Sie verließ wegen ihm seinen Halbbruder. Der bereits verheiratete Tetrach verstieß seine Frau, eine nabatäische Königstochter, und heiratete Herodias. Dieser doppelte Ehebruch erregte unter den Juden großes Ärgernis. Johannes der Täufer wurde zum Ankläger gegen den König, den er öffentlich des Ehebruches bezichtigte.
Herodes Antipas, der Respekt vor Johannes hatte oder ihn fürchtete, ließ den Vetter Jesu um 28 n. Chr. verhaften und auf Machärus einkerkern. In der Burg tanzte Salome, die Tochter der Herodias, für Herodes Antipas. Zum Lohn forderte sie vom zaudernden Tetrarchen den Kopf des Johannes, der auf Machärus enthauptet wurde. Er gilt als Archetypus des Märtyrers für die Ehe.
Dem Herodes Antipas wurde auch Jesus vorgeführt, als der Hohe Rat der Juden seine Hinrichtung verlangte. Herodes verspottete Jesus, schickte ihn aber zu Pontius Pilatus zurück. Hinrichten lassen wollte er ihn nicht.
Nach er Absetzung von Herodes Agrippa, ging der Besitz an seinen Neffen Herodes Agrippa über. Nach dessen Tod übernahmen die Römer 44 n.Chr. die Festung. Im Ersten Jüdischen Krieg brachten die jüdischen Aufständischen 66 die Burg in ihre Kontrolle und konnten sie bis 72 halten, als die Legio X sie belagerte und zerstörte. Die dazu von den Römern aufgeschüttete Belagerungsrampe ist noch zu sehen. Sie mußte nicht vollendet werden, da sich die jüdische Rebellen – im Gegensatz zu jenen in Masada – ergaben. Die Römer richteten 1.700 Männer hin und verschleppten die Frauen und Kinder nach Rom.
Text: Martha Burger-Weinzl
Bild: Nebbie del Tempo/Wikicommons