
Von einer Katholikin
Still ist es geworden bei den Möchtegernpäpstinnen von der kfd [Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands]. Auch der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ziemlich unsichtbar. Maria 2.0. schweigt endlich – zumindest öffentlich. Veranstaltungen mußten abgesagt werden und wir müssen im Mai keine weißlakigen Maria‑2.0‑Jahrtagsdemos oder Frauenaktionen mit pinkfarbenen Kreuzen oder Luftballons gewärtigen.
Aber täuschen wir uns nicht. Laien und Hirten, die bisher lautstark eine Anpassung an die moderne Gesellschaft gefordert und sich auf die „Zeichen der Zeit“ berufen haben, damit Kirche „überlebe“, sind weit entfernt davon, die wahren Zeichen der Zeit zu erkennen und zu begreifen, daß die Seuche zur Geißel Gottes biblischen Ausmaßes in der Welt werden kann, weil diese in gotteslästerlicher Verkehrung der Schöpfungsordnung, in Abtreibung und Sterbehilfe, in Glaubensabfall und moralischem und religiösem Relativismus verharrt und ihr Heil in sich selbst sucht.
Sicher, allerorten wenden sich Bischöfe nun den Gläubigen in Text- und Videobotschaften pastoral zu und bieten Gebets- und Gottesdienststreaming. Doch Ideen, wie man in reduzierter Form den Empfang der Sakramente aufrechterhalten könnte, bieten sie nicht. Und es steht auch nicht zu erwarten, daß Laien Gehör finden, die solche Ideen haben, wie etwa das katholische Mediennetzwerk „Pontifex“, das sich in seinem Brandbrief „Hirten seid ihr“ mit „dringenden Bitten und Anregungen“ an Priester und Bischöfe wendet.

Man schwört die Gläubigen lieber ein auf die Akzeptanz von Meßverboten und Sakramentenentzug aus Gründen des staatlichen Seuchenschutzes, dem sie in vorauseilendem Gehorsam zuvorgekommen waren.
Ein Aufruf zu Buße und Umkehr steht nicht auf der Agenda derer, die ohne Zerknirschung weiter an einer selbstgebastelten „Kirche“ arbeiten und nicht bereit scheinen, sich selbst an die Brust zu klopfen. Im Gegenteil. Das Präsidium des Synodalen Wegs betonte unlängst, daß dieser trotz der Pandemie mit der nächsten Vollversammlung Anfang September fortgesetzt werde. Die synodalen Weggänger – Priester, Laien, Theologen – wähnen sich auf der Zielgeraden zur entsakralisierten modernen Kirche.
Hildesheims Bischof Heiner Wilmer verwirft derweilen den Gedanken an einen strafenden Gott als „unchristlich“ und sieht gar eine Chance für Reformen in einer Kirche, die sich zu sehr auf Messe und Sakramente konzentriert habe. Für praktizierende Katholiken, die sich in Sehnsucht und Liebe nach dem Allerheiligsten Altarsakrament verzehren, klingt das wie Hohn. So spricht ein Priester, der auch jetzt jeden Tag das Meßopfer darbringt und die Eucharistie empfangen kann. Wir, die wir uns danach sehnen, hoffen zumindest, daß jeder einzelne Priester an jedem einzelnen Tag das heilige Opfer um unser aller Heil willen feiert. Wir bekommen allerdings Zweifel angesichts offen geäußerter bischöflicher Luthersympathien:
„Es kommt jetzt die große Frage Martin Luthers neu ins Spiel: Wie kriege ich einen gnädigen Gott? Nicht nur irgendwie vermittelt durch die Kirche, sondern ganz direkt in einem unmittelbaren Kontakt.“
Hier fällt die Maske. Die Protestantisierung der katholischen Kirche geht also weiter.
Buße und Umkehr angesichts göttlicher Heimsuchung sind in diesem Kontext Teil eines rückschrittlichen „Retrokatholizismus“, den die Erfurter Dogmatikprofessorin Prof. Dr. Julia Knop in einem Blogeintrag der katholisch-theologischen Fakultät anprangert. Sie scheint ihn zu fürchten wie der Teufel das Weihwasser. „Nicht wenige Katholik*innen“ seien „ernsthaft verstört“ durch „Einzelkommunionen außerhalb der privatim zelebrierten Messe, priesterliche Sakramentsprozessionen durch leere Straßen, die Weihe ganzer Bistümer an das Herz der Gottesmutter, Generalabsolutionen und Ablässe“ im Jahr 2020.
Wenn Frau Professor das nicht für eine „angemessene und tragfähige kirchliche Reaktion“ hält, muß sie sich ihrerseits fragen lassen, ob sie nicht ein ‚gestörtes‘ Verhältnis zur katholischen Kirche und ihrem Papst hat, der mit dem sakramentalen Segen für Rom und den Erdkreis doch ziemlich ‚retro‘ war. Dieser Kirche gilt nicht ihr Plädoyer für „eine andere, deinstitutionalisierte und überkonfessionelle Weise, Christ*in und Kirche oder einfach ein gottgläubiger Mensch zu sein“.

So weit geht der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Prof. Dr. Thomas Sternberg, nicht. Aber wer von ‚Privatmessen‘ und ‚geistlicher Kommunion‘ als Rückfall in vorkonziliare Zeiten spricht, läßt kaum Rückschlüsse auf ein eucharistisches Leben zu und scheint die gnadenreichen Früchte der geistlichen Kommunion nicht zu genießen.
Unsere Hirten überlassen solch geballten antikatholischen Diskurs den Laien, ohne deren Auswürfen in irgendeiner Weise entgegenzutreten. Qui tacet…
Kann so viel katholische Frömmigkeit eine Protestantisierung durch die ökumenische Hintertür wirklich zurückwerfen? Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, beeilte sich jedenfalls unlängst, sein evangelisches Gegenüber zu dessen sechzigstem Geburtstag als „Garanten für das ökumenische Miteinander“ zu loben und wichtige „interkonfessionelle Entscheidungen“ anzudeuten. Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sieht seinerseits die Hoffnung auf ein gemeinsames Abendmahl durch Bätzing als „Mann der Ökumene“ ein Stück nähergerückt.
Und die Frauen mit dem Purpurkreuz? Die kfd-Frauen springen in die priesterlose und sakramentenfreie Bresche. Mit einer Video-Wortgottesfeier zur Ermutigung –- Aus Anlaß der Corona-Pandemie. Damit sind sie endgültig jenseits von katholisch und auch hier wundert man sich, wie viel Häresie dennoch unter dieser Flagge segeln darf.
Sie beginnen den „Gottesdienst“ im „Namen Gottes, der Lebendigen, die uns hält und trägt, im Namen Jesu Christi, der uns Vorbild ist in Liebe und Solidarität zu den Schwächsten und im Namen der Geistkraft, die uns langen Atem und Geduld schenkt. Amen.“
Die Geduld des dreieinigen Gottes dürfte damit allerdings erschöpft sein. „Gott ist meine Hirtin“ braucht es schon nicht mehr. Und das neue Glaubensbekenntnis für Coronazeiten auch nicht: „Ich glaube an Gott, die Schöpferin und den Ursprung allen Seins. (…) Ich glaube an die Geistkraft Gottes (…).“
An die heilige katholische Kirche glauben sie nicht, auch nicht in Seuchenzeiten. Die „katholischen“ Frauen.
Schaut hin, ihr Hirten, wo eure Schafe sind! Beeilt euch, sie zu retten!
Bild: kfd/KDFB (Screenshots)