Asiatische Bischöfe warnen vor Naju und drohen mit Exkommunikation

Dennoch hält der Pilgerstrom an


"Unserer Liebe Frau von Naju" in Südkorea habe von 1985 bis 1992 Bluttränen geweint.
"Unserer Liebe Frau von Naju" in Südkorea habe von 1985 bis 1992

Vor über einem Jahr hat­te die korea­ni­sche Erz­diö­ze­se Gwang­ju ihre Gläu­bi­gen vor der Ver­eh­rung einer angeb­li­chen Mari­en­er­schei­nung im süd­ko­rea­ni­schen Naju gewarnt. Der star­ke Zustrom von Pil­gern zum mut­maß­li­chen Erschei­nungs­ort ver­an­laß­te wei­te­re Bischö­fe Asi­ens, dar­un­ter die Erz­diö­ze­se Sin­ga­pur, eine War­nung aus­zu­spre­chen. Jüng­stes Bei­spiel ist Erz­bi­schof Simon Poh von Kuch­ing in Malay­sia. Er droht den Gläu­bi­gen mit Exkom­mu­ni­ka­ti­on, soll­ten sie den Erschei­nungs­ort von Naju aufsuchen. 

Neue Verbote aus Malaysia

Anzei­ge

Die Zahl der Bischö­fe, die sich gegen den angeb­li­chen Mari­en­wall­fahrts­ort stel­len, nimmt zu. Erz­bi­schof Poh erließ ein Ver­bot, Naju zu besu­chen. Der Erz­bi­schof for­der­te die Katho­li­ken auf, aus­schließ­lich kirch­lich aner­kann­te Wall­fahrts­or­te auf­zu­su­chen und dort zu beten. Msgr. Poh hat­te zuvor direkt mit Msgr. Hygi­nus Kim, dem Erz­bi­schof von Gwang­ju, die Ange­le­gen­heit besprochen. 

„Den Katho­li­ken ist es nicht erlaubt, an Akti­vi­tä­ten oder Wall­fahr­ten nach Naju teil­zu­neh­men, da dies eine auto­ma­ti­sche Exkom­mu­ni­ka­ti­on nach sich zieht“, gab Msgr. Poh in einem Hir­ten­brief an die Diö­ze­se vom 4. Novem­ber bekann, der in der Kir­chen­zei­tung der Erz­diö­ze­se Kuch­ing Today’s Catho­lic ver­öf­fent­licht wurde.

Warnungen aus Singapur

Weni­ge Tage zuvor, noch im Okto­ber, hat­te die Erz­diö­ze­se Sin­ga­pur bereits zum zwei­ten Mal eine War­nung ver­öf­fent­licht, mit der die Gläu­bi­gen ange­hal­ten wer­den, Naju nicht zu besu­chen. „Bit­te beach­ten Sie, daß die jüng­ste Ant­wort des Dik­aste­ri­ums für die Glau­bens­leh­re ein­deu­tig fest­hält, daß Kle­ri­ker, Ordens­leu­te oder Lai­en, die der Fei­er von Sakra­men­ten oder Sakra­men­ta­li­en (…) vor­ste­hen oder dar­an teil­neh­men, die Exkom­mu­ni­ka­ti­on latae sen­ten­tiae auf sich zie­hen“, hieß es in der War­nung vom 3. Oktober.

Am 31. Okto­ber bekräf­tig­te die Erz­diö­ze­se Sin­ga­pur die­ses Ver­bot: „Wer wei­ter­hin das Zen­trum von Naju besucht, wo die angeb­li­che Sehe­rin ihre Akti­vi­tä­ten ent­ge­gen den Wei­sun­gen des Orts­or­di­na­ri­us in Korea fort­setzt, zieht sich auto­ma­tisch die Exkom­mu­ni­ka­ti­on (latae sen­ten­tiae) zu.“

Bischöf­li­che Ver­bo­te und War­nun­gen gibt es inzwi­schen aus Süd­ko­rea, Sin­ga­pur, Malay­sia und den Philippinen.

Der Ursprung der angeblichen Erscheinungen

Das Phä­no­men Naju reicht in die 1980er Jah­re zurück, als Julia Kim, eine vom Pro­te­stan­tis­mus zur katho­li­schen Kir­che kon­ver­tier­te Mut­ter von vier Kin­dern, berich­te­te, sie habe 1982 eine Visi­on des Hei­lig­sten Her­zens Jesu gese­hen, das blu­tend zur Bekeh­rung der Sün­der auf­for­de­re. Kim erklär­te zudem, ihre Mari­en­sta­tue habe begon­nen zu wei­nen und wohl­rie­chen­des Öl abzu­son­dern. Von 1985 bis 1992 wein­te die Sta­tue, laut Aus­sa­ge von Julia Kim, 700 Tage lang Blut­t­rä­nen. Seit Jahr­zehn­te ver­brei­tet Kim auch „Bot­schaf­ten“, die sie von der Got­tes­mut­ter emp­fan­gen habe.

Die wei­nen­de Sta­tue wur­de als „Unse­re Lie­be Frau von Naju“ bekannt und zieht seit den 80er Jah­ren vor allem Pil­ger aus Asi­en an. Kim wird „Mama Julia“ genannt. Trotz der Ver­bo­te des Orts­bi­schofs pil­gern wei­ter­hin Tau­sen­de von Pil­gern in den süd­ko­rea­ni­schen Ort, der inzwi­schen zu Ehren der Got­tes­mut­ter und Jung­frau den Namen „Berg der selig­sten Mut­ter“ trägt.

Das Zen­trum in Naju zieht trotz der kirch­li­chen Ver­bo­te Tau­sen­de von Pil­gern an

Kernaussagen der Botschaften von Naju

Naju zeigt die Got­tes­mut­ter Maria als beschüt­zen­de, müt­ter­li­che Figur, die ihre Kin­der in schwie­ri­gen Zei­ten trägt.

  • Umkehr und Buße

Maria und Jesus for­dern die Men­schen drin­gend auf, ihre Sün­den zu bereu­en und zu Gott zurück­zu­keh­ren. Die Bot­schaf­ten spre­chen dabei von einer „Dun­kel­heit der Welt“, in der vie­le Men­schen geist­lich ver­nach­läs­sigt sind, wes­halb Buße nötig sei.

  • Treue zu Kir­che, Hei­li­ger Schrift und kirch­li­cher Lehre

In der „Glau­bens­er­klä­rung“ durch Julia Kim wird betont, daß die Leh­re der Kir­che, die Bibel und die Tra­di­ti­on all­le zen­tra­le Wahr­hei­ten ent­hal­ten, denen man treu zu sein habe. Laut Naju-Ver­eh­rern die­nen die „Bot­schaf­ten“ als eine Art „Kom­men­tar“ zum bes­se­ren Ver­ständ­nis der Bibel.

  • Lie­be, Ver­söh­nung und Vergebung

Maria beto­ne die Not­wen­dig­keit, ein­an­der zu lie­ben und zu ver­ge­ben. Es gibt eine „Bot­schaft der Lie­be“, die als „erfri­schen­der Regen der Lie­be“ beschrie­ben wird, der auf die „trocke­nen See­len“ der Men­schen fal­le. Die Bot­schaf­ten beto­nen, daß die Lie­be Got­tes und Mari­as nicht nur war­nend ist, son­dern vor allem ret­tend. In den Erschei­nun­gen wür­den Chri­stus und Maria wie­der­holt den Wunsch äußern, wün­schen, daß die Men­schen das über­na­tür­li­che Leben gewinnen.

  • Wert eines jeden Menschenlebens

In einer Bot­schaft vom 29. Juli 1988 beklag­te Maria die gro­ße Zahl unge­bo­re­ner Kin­de, die durch Abtrei­bung getö­tet wer­den: Sie habe ihre Trau­er über die Abtrei­bung aus­ge­drückt und appel­liert, das Lebens­recht ab dem Augen­blick der Emp­fäng­nis zu ach­ten. Die Got­tes­mut­ter bezeich­ne sich im Zusam­men­hang mit dem mas­sen­haf­ten Kin­der­mord selbst als „Zuflucht“ für alle, beson­ders für jene, die in Not sind, beson­ders die Müt­ter, und als jene, die alle „jun­gen See­len … im wei­ten Schoß“ auf­neh­men wolle.

  • Seel­sor­ger­li­che Füh­rung durch Maria

Maria sage, so Julia Kim, sie wol­le „füh­ren“, „trö­sten“ und „lie­be­voll beglei­ten“. Sie beto­ne, daß die Zei­chen (Trä­nen, Blut­t­rä­nen etc.) wich­tig, die Bot­schaf­ten aber noch wich­ti­ger sei­en. Die Zei­chen sei­en nicht Selbst­zweck, son­dern sol­len dazu die­nen, die Bot­schaf­ten zu bekräftigen.

  • Eucha­ri­sti­sche Bedeutung

In den Naju-Quel­len heißt es, daß die „eucha­ri­sti­schen Wun­der“, die sich dort ereig­nen, in kei­ner Wei­se die Wand­lung in Fra­ge stel­len. Die sicht­ba­ren Wun­der sol­len den Gläu­bi­gen aber hel­fen, die Real­prä­senz kla­rer zu begrei­fen. Die­se Zei­chen (z. B. Hosti­en, die sich „sicht­bar“ im Mund von Julia Kim in Fleisch ver­wan­deln) sei­en laut Naju-Ver­eh­rern eine „äuße­re Dar­stel­lung“ des eucha­ri­sti­schen Myste­ri­ums zur Glaubensbestärkung.

  • War­nun­gen vor geist­li­chen Gefahren

In einer „dring­li­chen“ Bot­schaft vom 10. März 2011 spricht Julia Kim davon, daß es einen geistl­ci­hen Kampf gebe: Der Teu­fel bie­te ihr Kom­pro­mis­se an im Tausch gegen Macht oder Aner­ken­nung. Wei­ter heißt es: Eini­ge Hir­ten sei­en „ver­dor­ben“ und wür­den mit den bösen Mäch­ten zusam­men­ar­bei­ten. Die Gläu­bi­gen soll­ten beten, Buße tun und Opfer brin­gen, um die­se Angrif­fe zu ver­hin­dern und für die Rei­ni­gung der „ver­bor­be­nen“ Hirten.

  • Fünf Spi­ri­tua­li­tä­ten

Auf der offi­zi­el­len Sei­te von Naju wird ein Kon­zept der „Fünf Spi­ri­tua­li­tä­ten“ her­vor­ge­ho­ben. Die­se Spi­ri­tua­li­tä­ten sol­len hel­fen, das geist­li­che Leben der Gläu­bi­gen zu struk­tu­rie­ren und kon­kret umzusetzen.

Untersuchung und offizielle Ablehnung

Die Erz­diö­ze­se Gwang­ju, in deren Gebiet Naju liegt, lei­te­te bald nach­dem Kim das Phä­no­men bekannt­mach­te, eine Unter­su­chung der ver­meint­li­chen Erschei­nun­gen ein. 1998 wies der dama­li­ge Erz­bi­schof Vic­to­rinus Youn Kong-hi die Behaup­tun­gen Kims zurück und erklär­te, daß die Phä­no­me­ne nicht über­na­tür­li­chen Ursprungs sei­en. Msgr. Youn erklär­te damals: Wer trotz des Ver­bot Naju besu­che und die Echt­heit der dor­ti­gen Ereig­nis­se behaup­te, mache sich eines Aktes schul­dig, „der die Ein­heit des Glau­bens und der Kir­che verletzt“.

Erz­bi­schof Youn, inzwi­schen über hun­dert Jah­re alt, gilt als letz­ter noch leben­der Teil­neh­mer des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils. Damals war er Bischof der Diö­ze­se Suwon.

Vor allem der apo­ka­lyp­ti­sche und ermah­nen­de Inhalt der pri­va­ten Bot­schaf­ten stie­ßen bei der kirch­li­chen Hier­ar­chie auf Skepsis.

Trotz der kirch­li­chen Zurück­hal­tung zunächst, dann der Ableh­nung, ver­brei­te­ten sich die Nach­rich­ten von den Ereig­nis­ses und Bot­schaft schnell nicht nur in Süd­ko­rea, son­dern auch in ande­ren asia­ti­schen Ländern.

Julia Kim wur­de fak­tisch exkom­mu­ni­ziert, da ihr der Kom­mu­nion­emp­fang unter­sagt ist, solan­ge ihrer­seits nicht „auf­rich­tig Buße und Gehor­sam gegen­über der Kir­che erfolgt“. Die Ableh­nung durch Erz­bi­schof von 1998 wur­de 2005 von des­sen Nach­fol­ger Msgr. Andre­as Choi Chang-mou bekräf­tigt. Der seit 2022 amtie­ren­de Erz­bi­schof Simon Ok Hyun-jjn ist bereits der vier­te Ordi­na­ri­us, der die Ereig­nis­se von Naju ablehnt.

Jüngste Verwicklungen

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren ver­schärf­te sich die Lage, da seit 2022 ein ehe­ma­li­ger Sale­sia­ner­pa­ter, Alex­an­der Kim Dae-sik, die Ver­eh­rung „Unse­rer Lie­ben Frau von Naju“ för­dert. Er fei­ert im Hei­lig­tum die Mes­se und spen­det die Sakra­men­te ohne Zustim­mung des Bischofs. Aus die­sem Grund wur­de er aus dem Sale­sia­ner­or­den aus­ge­schlos­sen. Dei­ne Akti­vi­tä­ten führ­ten 2024 dazu, daß die Erz­diö­ze­se Gwang­ju erneut vor Naju warn­te und auch vor den Akti­vi­tä­ten von Pater Kim Daek-sik.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: naju​ma​ry​.or​.kr (Screen­shots)

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