Charles Kirk – Standhaft bis zum Ende

Was geschieht mit einem Land, in dem Worte mit Gewalt beantwortet werden?


Der junge Familienvater Charles James Kirk kurz vor seiner Ermordung
Der junge Familienvater Charles James Kirk kurz vor seiner Ermordung

Von Andre­as Thiel*

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Der kalt­blü­ti­ge, töd­li­che Schuß auf den kon­ser­va­ti­ven Akti­vi­sten Char­lie Kirk mar­kiert nicht nur einen poli­ti­schen Ein­schnitt – er offen­bart eine tie­fe­re, gei­sti­ge Kri­se unse­rer Zeit. Saman­tha Smith hat in einem ein­dring­li­chen Text für den Catho­lic Herald nicht bloß den Schock und die Trau­er ein­ge­fan­gen, son­dern auch das, was jen­seits der par­tei­po­li­ti­schen Grä­ben auf dem Spiel steht: das mora­li­sche Fun­da­ment. Aber die Sache geht noch dar­über hinaus.

Kirk wur­de wäh­rend einer Ver­an­stal­tung an der Utah Val­ley Uni­ver­si­ty ermor­det – ein Angriff, der nicht nur sei­nen phy­si­schen Tod bedeu­te­te, son­dern auch ein bru­ta­les Zei­chen für die Zer­set­zung des öffent­li­chen Dis­kur­ses ist. Er war kein blo­ßes Sym­bol der Rech­ten. Freun­de beschrie­ben ihn als gläu­bi­gen Chri­sten, als Fami­li­en­men­schen, als jeman­den, der Über­zeu­gun­gen ver­tei­dig­te mit mis­sio­na­ri­scher Ent­schlos­sen­heit, aber ohne jede Wut und erst recht ohne Gewalt. Kirk wur­de 31 Jah­re alt. 2021 hat­te er gehei­ra­tet. 2022 kam sei­ne Toch­ter zur Welt, erst im August des vori­gen Jah­res sein Sohn.

Wer einen sol­chen Men­schen erschießt, trifft nicht nur ein Leben, son­dern erschüt­tert auch das Recht auf fried­li­chen Dis­kurs. Kirk stand für eine kla­re Sicht­wei­se. Er stand aber auch für das Recht, die­se äußern zu dür­fen. Daß die­ses Recht nun durch eine Kugel beant­wor­tet wur­de, offen­bart einen gefähr­li­chen Wan­del in der poli­ti­schen Kul­tur: Wer ande­rer Mei­nung ist, wird nicht mehr wider­legt – er wird ausgelöscht.

Smith bringt es auf den Punkt: Der Mord an Kirk war eine poli­ti­sche Tat, aber sie war vor allem ein Akt der Ent­mensch­li­chung – ein Angriff auf die Vor­stel­lung, daß auch der Geg­ner ein Mensch ist. Die eigent­li­che Gefahr liegt nicht im Schüt­zen allein, son­dern vor allem im Kli­ma, das sol­che Taten mög­lich macht. In der stän­di­gen Her­ab­wür­di­gung Anders­den­ken­der, im mora­li­schen Tota­li­ta­ris­mus, in der Bereit­schaft, Oppo­si­ti­on nicht nur zu kri­ti­sie­ren, son­dern zu dele­gi­ti­mie­ren. Das ist es, was die USA, was die west­li­che Welt, seit eini­gen Jah­ren erle­ben und was ihre Fun­da­men­te untergräbt.

Ein nur kur­zer Moment der Einig­keit folg­te dem Atten­tat. Poli­ti­ker bei­der gro­ßen Lager in den USA – von Gavin News­om bis Mike Lee – ver­ur­teil­ten den Mord als „abscheu­lich“ und „bar­ba­risch“. Doch die Fra­ge bleibt: Reicht das? Und noch mehr: Reicht es, den Täter zu fas­sen, wenn das Den­ken, das zu sol­cher Gewalt führt, unbe­rührt bleibt? Ein Täter übri­gens, der nicht mit blin­dem Fana­tis­mus, son­dern mit größ­ter Prä­zi­si­on und hoch­pro­fes­sio­nell vor­ging. Anders wäre auch sein uner­kann­tes Ver­schwin­den nicht erklär­bar. Das wirft zusätz­li­che Fra­gen auf. 

Gera­de als Chri­sten, mahnt Smith, dür­fen wir den Blick nicht nur auf die Tat rich­ten, son­dern auf ihre gei­sti­ge Wur­zel: eine Kul­tur, die nicht mehr im ande­ren das Eben­bild Got­tes erkennt, son­dern nur noch den Feind. Wo Argu­men­te durch Aus­la­dun­gen, Auf­tritts­ver­bo­te, Sper­run­gen, Löschen von Inter­net-Accounts, Kün­di­gung von Bank­kon­ten und offe­nen Haß ersetzt wer­den, ist der Weg zur phy­si­schen Gewalt kein wei­ter mehr.

Was auf Kirks Tod fol­gen muß, ist mehr als nur poli­zei­li­che Auf­ar­bei­tung. Es braucht eine grund­sätz­li­che Umkehr. Eine Rück­be­sin­nung auf das, was eine freie Gesell­schaft im Inner­sten zusam­men­hält: das unbe­ding­te Bekennt­nis zur Men­schen­wür­de – und zur Frei­heit, auch unbe­que­me Stim­men zu hören. Das gilt erst recht für jene Stim­men, die sich für die natür­li­che Ord­nung, das natür­li­che und das gött­li­che Gesetz ein­set­zen, denn die wah­re und letzt­lich ein­zi­ge wirk­li­che Zivi­li­sa­ti­on ist allein die christ­li­che, die aus einem kako­pho­nen Meer unter­schied­lich­ster Kul­tu­ren, huma­ne­rer und weni­ger huma­ner, her­aus­ragt – und daher wohl auch so bekämpft wird.

Die prä­zi­se abge­feu­er­te Kugel, die Char­lie Kirk töte­te – er hat­te kei­ne Über­le­bens­chan­ce – traf mehr als nur einen Mann. Sie traf das Recht, zu reden. Das Recht, gehört zu wer­den. Und letzt­lich traf sie jeden von uns, der glaubt, daß Wor­te stär­ker sein soll­ten als Waf­fen. Sie traf aber vor allem und noch viel mehr die Ideen, für die er ein­trat, vor allem für das gesun­de christ­li­che Bekennt­nis, für Ehe und Fami­lie. Dafür sei­ne Stim­me zu erhe­ben, ist im Land der Mei­nungs­frei­heit, den USA, zur töd­li­chen Gefahr gewor­den. Ein über­deut­li­ches Signal, daß grau­sa­me Kräf­te am Werk sind.

Erfreu­lich an Kirks Wir­ken war, obwohl evan­ge­li­ka­ler US-Ame­ri­ka­ner, daß er sich zwar als Freund Isra­els sah, aber nicht als „christ­li­cher Zionist“.

Sei­ne Ermor­dung ist kein tra­gi­sches Ein­zel­er­eig­nis. Sie ist ein Weck­ruf. Nicht nur für die Poli­tik, son­dern für unser Gewissen.

*Andre­as Thiel stu­dier­te Geschich­te und Politikwissenschaften 

Bild: You­tube (Screen­shot)

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