Papst Leo XIV. führte Telefonat mit der Pfarrei in Gaza

Ein Akt der Nähe und des Mitgefühls


Papst Leo XIV. kehrte gestern nach einem Kurzaufenthalt in Castel Gandolfo nach Rom zurück. Dabei nahm er zum Nahost-Konflikt Stellung
Papst Leo XIV. kehrte gestern nach einem Kurzaufenthalt in Castel Gandolfo nach Rom zurück. Dabei nahm er zum Nahost-Konflikt Stellung

Papst Leo XIV. zeigt wäh­rend der dra­ma­ti­schen Eska­la­ti­on des Gaza-Kon­flikts Für­sor­ge und Nähe zu den dor­ti­gen Chri­sten und for­dert die untrag­ba­re Situa­ti­on für die gesam­te Zivil­be­völ­ke­rung zu been­den. In einem Tele­fon­ge­spräch nahm das Kir­chen­ober­haupt direk­ten Kon­takt mit dem ein­zi­gen katho­li­schen Pfar­rer im Gaza­strei­fen auf.

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Dies tat bereits sein Vor­gän­ger in einer sei­ner nicht all­zu­reich gesä­ten wert­vol­len Initia­ti­ven. Ab dem 9. Okto­ber 2023, nach dem Beginn des israe­li­schen Gegen­schlags, nahm Papst Fran­zis­kus täg­lich Kon­takt zur ein­zi­gen katho­li­schen Pfar­rei in Gaza, der Pfar­rei zur Hei­li­gen Fami­lie, auf. Die­se regel­mä­ßi­gen Gesprä­che, die jeden Abend bis zum Oster­sonn­tag, dem letz­ten Abend vor sei­nem Tod, statt­fan­den, waren ein bedeu­ten­des Zei­chen sei­ner geist­li­chen Unter­stüt­zung und sei­ner tie­fen Anteil­nah­me an den Lei­den der dor­ti­gen Chri­sten. Sein Nach­fol­ger Leo XIV. tat es ihm nun gleich.

In sei­nem Tele­fo­nat erkun­dig­te sich Papst Leo XIV. gestern nicht nur nach dem Wohl der Pfarr­an­ge­hö­ri­gen, son­dern sprach auch sein Mit­ge­fühl für die schwie­ri­ge Lage aus. Pater Gabri­el Roma­nel­li, der Pfar­rer, berich­te­te in einem Bei­trag auf X: 

„Heu­te konn­te der Hei­li­ge Vater, Papst Leo XIV., end­lich mit uns spre­chen. Er frag­te nach unse­rem Befin­den und der Lage hier in Gaza. Dabei sen­de­te er uns sei­nen Segen und bete­te für uns und den Frieden.“

Pater Roma­nel­li, ein Argen­ti­ni­er, mit dem Fran­zis­kus täg­lich, acht­zehn Mona­te lang, tele­fo­nier­te, gehört – wel­che Iro­nie des Schick­sals – dem Insti­tu­to del Ver­bo Incar­na­do, einer 1983 gegrün­de­ten Ordens­ge­mein­schaft mit dem Schwer­punkt der Prie­ster­aus­bil­dung mit star­kem apo­sto­li­schem und mis­sio­na­ri­schem Impuls, Mari­en­ver­eh­rung und tra­di­tio­nel­ler Leh­re. Der Orden mit zahl­rei­chen Beru­fun­gen nütz­te die Mög­lich­keit, die Bene­dikt XVI. mit dem Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum schuf, dem über­lie­fer­ten Römi­schen Ritus Raum zu geben, der zuneh­mend Bedeu­tung im Orden gewann. Es ist bekannt, daß vie­le Prie­ster der Gemein­schaft eine star­ke Vor­lie­be für den tra­di­tio­nel­len Ritus haben und ihn regel­mä­ßig zele­brie­ren. 2015 stell­te Fran­zis­kus den Orden unter kom­mis­sa­ri­sche Auf­sicht. Ein Zustand, der noch andauert.

Papst Leo XIV. ist sich der dra­ma­ti­schen Situa­ti­on in Gaza sehr bewußt und bemüht sich, trotz der schwie­ri­gen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­din­gun­gen, immer wie­der den direk­ten Kon­takt zu hal­ten. Die­se Bemü­hun­gen ste­hen im Kon­text der eska­lie­ren­den mili­tä­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen, bei denen zehn­tau­sen­de Zivi­li­sten getö­tet und hun­dert­tau­sen­de durch Obdach­lo­sig­keit und Ver­sor­gungs­eng­päs­se, ein­schließ­lich Hun­ger, betrof­fen sind. Der Papst äußer­te in den ver­gan­ge­nen Wochen wie­der­holt sei­ne Besorg­nis über die anhal­ten­den Bom­bar­die­run­gen und die Gefahr, daß der Kon­flikt wei­ter außer Kon­trol­le gera­ten könnte.

Über allem liegt die Sor­ge einer Mas­sen­ver­trei­bung der Palä­sti­nen­ser aus dem Gaza­strei­fen in Form einer eth­ni­schen Säuberung.

Die Für­sor­ge und der Kon­takt zur Pfar­rei in Gaza spie­geln die tie­fe Ver­ant­wor­tung wider, die Papst Leo XIV. für das geist­li­che und mensch­li­che Wohl der Men­schen in Kri­sen­re­gio­nen emp­fin­det. Er will den Betrof­fe­nen das Gefühl geben, daß sie nicht ver­ges­sen wur­den, auch wenn sie inmit­ten eines der gefähr­lich­sten Kon­flik­te der Welt leben.

Bereits zuvor hat­te Papst Leo XIV. die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft zu einem sofor­ti­gen Waf­fen­still­stand und zu Frie­dens­ge­sprä­chen auf­ge­ru­fen. Dabei beton­te er, wie wich­tig es sei, die Stim­men der Schwäch­sten zu hören und den Weg zu einem gerech­ten Frie­den zu ebnen.

Papst Leo XIV. bezeich­ne­te am Diens­tag den israe­li­schen Angriff auf Wohn­ge­bäu­de in Doha, in denen sich Hamas-Füh­rer auf­hiel­ten, sowie die Ver­trei­bungs­plä­ne für die Stadt Gaza als „wirk­lich gra­vie­rend“. Dies äußer­te er bei einer Anspra­che nach sei­ner Abrei­se aus Castel Gan­dol­fo, bevor er in den Vati­kan zurückkehrte.

„In die­sen Momen­ten gibt es wirk­lich ern­ste Nach­rich­ten, der Angriff Isra­els auf eini­ge Hamas-Füh­rer in Katar. Die gesam­te Situa­ti­on ist sehr ernst. Wir wis­sen nicht, wohin die Din­ge gehen, wir müs­sen viel beten.“

Das israe­li­sche Mili­tär berich­te­te am Diens­tag, daß es einen „prä­zi­sen Angriff auf das Füh­rungs­per­so­nal von Hamas“ durch­ge­führt habe. Ein israe­li­scher Offi­zier bestä­tig­te spä­ter gegen­über EFE, daß der Bom­ben­an­griff in Doha, der Haupt­stadt von Katar, statt­fand, wo sich meh­re­re Füh­rer der isla­mi­sti­schen Grup­pe aufhielten.

Auch auf die Situa­ti­on in Gaza ange­spro­chen, äußer­te der Papst, daß „die Situa­ti­on wirk­lich ernst ist“.

„Die gesam­te Situa­ti­on ist wirk­lich gra­vie­rend, die Eva­ku­ie­rung der Stadt, wir wis­sen nicht, wohin die Din­ge gehen. Es ist ernst.“

Am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag emp­fing der Papst im Vati­kan den israe­li­schen Prä­si­den­ten Isaac Her­zog, mit dem er die Not­wen­dig­keit erör­ter­te, „eine Zukunft für das palä­sti­nen­si­sche Volk zu gewähr­lei­sten“, und äußer­te sei­ne Hoff­nung, daß „drin­gend ein dau­er­haf­ter Waf­fen­still­stand“ erreicht wer­den könne.

Die­ses Tref­fen fand im Kon­text eines Ver­suchs statt, die Bezie­hun­gen zwi­schen dem Vati­kan und Isra­el nach der diplo­ma­ti­schen Kri­se zu ent­span­nen, die durch den Bom­ben­an­griff im Juli auf die ein­zi­ge katho­li­sche Pfar­rei in Gaza aus­ge­löst wor­den war, in der mehr als 400 Men­schen Zuflucht gesucht hat­ten, dar­un­ter Kin­der und Men­schen mit beson­de­ren Bedürf­nis­sen. Drei Men­schen waren damals getö­tet worden.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Youtube/​X (Screen­shots)

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