(Rom) Auch die Kirchen Italiens leeren sich: Im Jahr 2022 belief sich die Zahl der wöchentlichen Meßbesucher bei 18,8 Prozent und sank damit auf einen historischen Tiefstand. Vor zwei Tagen veröffentlichte Katholisches.info Zahlen aus einer Erhebung von Euromedia Research. Nun liegen auch die aktuellen Zahlen des staatlichen italienischen Statistischen Instituts ISTAT vor, die einer Stichprobenerhebung entstammen.
Das entspricht, da die Gesamtbevölkerung zugrunde liegt, fast dem Zwanzigfachen in der Bundesrepublik Deutschland, was den Rückgang in Italien nicht besser macht, sondern die Lage nördlich der Alpen verdeutlicht. Darum ein weiterer Vergleich zur besseren Darstellung der Relation: Bezieht man die Zahlen nur auf die Katholiken, dann ist der Meßbesuch in Italien immerhin noch dreimal so hoch wie in der Bundesrepublik Deutschland.
Allerdings wächst auch in Italien die Zahl derer, die im vergangenen Jahr nie einen Fuß für einen Meßbesuch in eine Kirche gesetzt haben, ausgenommen ein bestimmtes Ereignis wie eine Hochzeit oder eine Beerdigung. 2022 waren das 31 Prozent der Bevölkerung (im Land wohnhafte Ausländer und eingebürgerte Ausländer mit nicht-christlichem Religionsbekenntnis eingerechnet).
Interessant: In Südtirol, dem deutschsprachigen Anteil Italiens, ist die religiöse Praxis am geringsten. Die kulturelle und kirchenpolitische Ausstrahlung aus dem übrigen deutschen Sprachraum ist offensichtlich.
Und noch ein Vergleich: Als Papst Franziskus 2013 gewählt wurde, lag der wöchentliche Meßbesuch noch bei 31 Prozent. Er ist in den zehn Jahren seither um 40 Prozent zurückgegangen.
Der Rückgang wurde bereits vorher registriert, war allerdings deutlich schwächer. In den dreizehn Jahren von 2000 bis 2013 war er von 36 Prozent auf 31 Prozent gesunken.
Die Zahl derer, die nie eine Kirche aufsuchen, hat unter Franziskus um 50 Prozent zugenommen.
Der massivste Rückgang erfolgte während der sogenannten Corona-Pandemie aufgrund der 2020 von den Bischöfen mit Zustimmung von Papst Franziskus verhängten Aussetzung aller öffentlichen Messen.
Nach der Aufhebung dieser radikalen Corona-Maßnahme hat sich die Situation nicht mehr auf die Werte vor der Pseudopandemie erholt, sondern weiter verschlechtert. Der Papst selbst hatte die Menschen wissen lassen, daß der sonntägliche Meßbesuch nicht so relevant sei, vielmehr Weihwasser und sogar der Kommunionempfang keine Gnaden schenken, sondern eine potentielle Bedrohung darstellen würden.
Der Rückgang zeigt sich auch auf der demographischen Seite durch den Geburtenrückgang bei den Italienern und der höheren Geburtenrate der Migranten. In der Erzdiözese Mailand, einer der größten der Welt (Mailand ist das Wirtschaftszentrum Italiens und auch Hauptzielpunkt der Einwanderung) sank die Zahl der Taufen von 38.000 vor 20 Jahren auf heute 20.000.
Noch dramatischer ist das Bild bei den Hochzeiten, die von 18.000 vor 30 Jahren auf nur mehr 4.000 zurückgegangen sind.
Besonders massiv ist der Rückgang der religiösen Praxis unter den Jugendlichen, denen das elterliche Vorbild und die christliche Erziehung fehlen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL