Ist das Opus Dei auf dem Weg, ausgelöscht zu werden?

Drei dringende Bitten an Papst Leo XIV.


Das Opus Dei und die von Papst Franziskus initiierte Intervention
Das Opus Dei und die von Papst Franziskus initiierte Intervention

Von Alma­dé­bil*

Anzei­ge

Unter Papst Fran­zis­kus begann ein Pro­zeß will­kür­li­cher Ein­grif­fe in zahl­rei­che Insti­tu­tio­nen der katho­li­schen Kir­che. Eini­ge wur­den gezwun­gen, Sat­zungs­än­de­run­gen vor­zu­neh­men, die von nie­man­dem gefor­dert waren, und obwohl sie fried­lich ihr geist­li­ches und apo­sto­li­sches Leben inner­halb der Kir­che gestal­te­ten. Ande­re fie­len der Ernen­nung päpst­li­cher Kom­mis­sa­re zum Opfer – ein bös­ar­ti­ges, inter­ven­tio­ni­sti­sches Phä­no­men, das unter Ken­nern kirch­li­cher Ange­le­gen­hei­ten abwer­tend als „Kom­mis­sa­ri­at“ bezeich­net wird. Wie­der ande­re Insti­tu­tio­nen wur­den direkt auf­ge­löst (d. h. zwangs­wei­se auf­ge­ho­ben), wobei voll­kom­men außer Acht gelas­sen wur­de, wie das Leben hun­der­ter oder tau­sen­der Mit­glie­der von exzel­len­ter Moral und guten Wil­lens künf­tig wei­ter­ge­führt wer­den soll­te. Wir spre­chen von Gläu­bi­gen, die jahr­zehn­te­lang ihre Beru­fung glück­lich leb­ten – bis zum Amts­an­tritt von Papst Franziskus.

Hin­zu kom­men geschlos­se­ne Prie­ster­se­mi­na­re, unter­sag­te Wei­hen, in ihren jahr­hun­der­te­al­ten Cha­ris­men bedroh­te kon­tem­pla­ti­ve Ordens­leu­te (mit will­kür­lich unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung gestell­ten Häu­sern), eine gro­ße Zahl listig abge­setz­ter Prie­ster, die aus dem Amt ent­fernt oder gar exkom­mu­ni­ziert wur­den, sowie nahe­zu hun­dert Bischö­fe, die skan­da­lö­ser­wei­se ohne jeg­li­chen Grund aus ihren Diö­ze­sen ver­trie­ben wur­den. All die­se Opfer will­kür­li­cher Maß­nah­men des vor­he­ri­gen Pon­ti­fi­kats blei­ben bis­her auch unter Leo XIV. von der kirch­li­chen Gerichts­bar­keit aus­ge­schlos­sen, ohne die Mög­lich­keit, sich gerecht zu ver­tei­di­gen und ihre Beru­fung regu­lär aus­zu­üben (als ob die Kir­che auf Prie­ster ver­zich­ten könn­te). Es bleibt zu hof­fen, daß der neue Papst als ober­ster Rich­ter sich die­ser Auf­ga­be annimmt.

Eine der betrof­fe­nen Insti­tu­tio­nen ist das Opus Dei, das, obwohl nicht unmit­tel­bar von Auf­lö­sung oder Aus­lö­schung bedroht, der unmit­tel­bar bevor­ste­hen­den Gefahr aus­ge­setzt ist, in sei­nem geist­li­chen Kern – inspi­riert von Gott in der See­le sei­nes Grün­ders, des hei­li­gen Jose­ma­ría Escri­vá, wie die Katho­li­sche Kir­che fei­er­lich bei der Pro­mul­ga­ti­on der Apo­sto­li­schen Bul­le Ut sit (19. März 1983) bekräf­tigt hat – erheb­lich geschä­digt zu werden.

Beson­ders gra­vie­rend ist die Unsi­cher­heit, die tau­sen­de Lai­en betrifft, die ihre Beru­fung im Opus Dei im apo­sto­li­schen Zöli­bat leben (Numerari­er und Asso­zi­ier­te), auf Grund­la­ge einer frei gewähl­ten Ver­pflich­tung, in Über­ein­stim­mung mit allen kirch­li­chen Geset­zen und seit Jahr­zehn­ten. Dar­un­ter befin­den sich Men­schen, die inzwi­schen über neun­zig Jah­re alt sind, eini­ge sogar über hun­dert, vie­le über acht­zig oder sieb­zig, und zahl­rei­che in den Sech­zi­gern, Fünf­zi­gern oder Vier­zi­gern – das heißt, die dro­hen­de Unsi­cher­heit, wel­che Ent­schei­dun­gen Leo XIV. letzt­lich tref­fen wird, betrifft tau­sen­de Men­schen, die ihr Leben (oder einen gro­ßen Teil davon) dem Dienst an der Kir­che gemäß ihrem Gesetz gewid­met haben, in der Bestre­bung, ihr Tauf­ver­spre­chen in Fül­le zu leben, inmit­ten der Welt.

Die Bul­le Ut sit, mit der das Opus Dei 1983 als Per­so­nal­prä­la­tur aner­kannt wurde

Für den Leser und Erfor­scher kirch­li­cher Nach­rich­ten ist unüber­seh­bar, daß Kar­di­nal Gian­fran­co Ghir­lan­da SJ (von hohem Ein­fluß bei Papst Fran­zis­kus – und es ist noch unklar, in wel­chem Aus­maß er Papst Leo XIV. mani­pu­lie­ren kann) seit Jah­ren die Zer­stö­rung des Opus Dei plant, indem er des­sen Cha­ris­ma kano­nisch ver­fälscht. Sei­ne vor­ge­schla­ge­ne Metho­de besteht dar­in, die Rechts­nor­men des Opus Dei sub­stan­ti­ell zu ver­än­dern, um die Beru­fung der Lai­en in der Prä­la­tur zu einem rein sozio­lo­gi­schen Fak­tum zu machen, ohne recht­li­che Kon­se­quen­zen für das kirch­li­che Leben. Das­sel­be Vor­ge­hen hat er bereits bei ande­ren Insti­tu­tio­nen ange­wandt, bei denen inter­ve­niert wurde.

Ghir­lan­das Metho­de ist von Iro­nie durch­zo­gen, da er Papst Fran­zis­kus dazu brach­te, ein Motu pro­prio spe­zi­ell gegen das Opus Dei zu ver­fas­sen, das er selbst (Ghir­lan­da) zynisch mit dem Titel Ad cha­ris­ma tuen­dum („Zur Wah­rung des Cha­ris­mas“) benann­te – ein Titel, des­sen ein­zi­ges Ziel dar­in besteht, alles, was nur mög­lich ist, vom Cha­ris­ma (dem Geist) des Opus Dei zu ver­zer­ren oder zu zer­stö­ren. Auch wenn es noch nicht umge­setzt ist, bedroht es direkt und unmit­tel­bar den Frie­den und die Ruhe von tau­sen­den Lai­en, die ihre Beru­fung bis­her in Frie­den und Frucht­bar­keit leb­ten, bevor das Tan­dem Fran­zis­kus-Ghir­lan­da die Lei­tung der Kir­che übernahm.

Vor 75 Jah­ren (am 16. Juni 1950, damals das Fest des Hei­lig­sten Her­zens Jesu) erhielt das Opus Dei die end­gül­ti­ge Aner­ken­nung sei­nes Cha­ris­mas, fest­ge­hal­ten in den ent­spre­chen­den Sta­tu­ten, die über drei Jah­re vom Hei­li­gen Stuhl umfas­send geprüft wurden.

Man beach­te, daß die end­gül­ti­ge Geneh­mi­gung der Sta­tu­ten einer Insti­tu­ti­on der Welt­kir­che (wie 1950 beim Opus Dei) für die klas­si­sche Fun­da­men­tal­theo­lo­gie einen dog­ma­ti­schen Akt dar­stellt (wie bei Hei­lig­spre­chun­gen), der die päpst­li­che Unfehl­bar­keit berührt. Zwar bezieht sich die­se dog­ma­ti­sche Qua­li­fi­ka­ti­on aus­schließ­lich auf das geist­li­che Wesen der Insti­tu­ti­on (Cha­ris­ma), nicht auf die orga­ni­sa­to­ri­sche Ebe­ne, doch sagt ein bekann­tes Sprich­wort: „Die Rei­hen­fol­ge der Fak­to­ren ändert das Ergeb­nis nicht, aber alles übri­ge wird davon auf ent­schei­den­de Wei­se beein­flußt.“ Daher muß die orga­ni­sa­to­ri­sche Ebe­ne genau geprüft wer­den, um das Cha­ris­ma nicht zu beschädigen.

Es ist bedau­er­lich, daß heu­te der Geist des Opus Dei infra­ge gestellt wird – ohne daß dies von jeman­dem mit berech­tig­tem recht­li­chem Inter­es­se bean­tragt wur­de –, und zwar ein Geist, der einst die expli­zi­te und unfehl­ba­re Unter­stüt­zung von Pius XII. (1950) erhielt, sowie den unab­läs­si­gen Segen von Papst Johan­nes XXIII., die bedin­gungs­lo­se Unter­stüt­zung von Paul VI., Johan­nes Paul I. (als Kar­di­nal von Vene­dig ver­faß­te er einen wun­der­ba­ren Arti­kel über das Cha­ris­ma des Opus Dei, den Leo XIV. vor einer Ent­schei­dung unbe­dingt lesen soll­te), Johan­nes Paul II. und dem dama­li­gen Kar­di­nal Ratz­in­ger, der den gesam­ten Pro­zeß sorg­fäl­tig ver­folg­te. Noch trau­ri­ger ist die Erkennt­nis, daß die heu­ti­ge Bedro­hung des Gei­stes des Opus Dei ein­zig auf den intel­lek­tu­el­len Lau­nen und Ver­dau­ungs­pro­ble­men Kar­di­nal Ghir­lan­das sowie sei­ner dia­bo­li­schen Mani­pu­la­ti­ons­fä­hig­keit im Hei­li­gen Stuhl beruht.

Die Numerari­er, Asso­zi­ier­ten und ihre weib­li­chen Pen­dants, die das apo­sto­li­sche Zöli­bat im Opus Dei leben, haben ent­schie­den, kei­ne mensch­li­che, leib­li­che Fami­lie zu grün­den, aus frei­er Ent­schei­dung und aus Lie­be zum Him­mel­reich. Gegen­wär­tig wer­den die­se Per­so­nen von Fami­lie und Freun­den wie­der­holt befragt, ob eine mög­li­che päpst­li­che Bedro­hung (durch Leo XIV.) bestehe, die auf die ein­sei­ti­ge Auf­he­bung der insti­tu­tio­nel­len Rech­te und Pflich­ten abzielt, die sie vor Jah­ren erwor­ben haben. Dies darf nicht gesche­hen! Die Mis­si­on eines Pap­stes ist es, Sicher­heit zu geben, nicht Unsi­cher­heit zu schaf­fen; sei­ne Auf­ga­be ist es, Rech­te zu bestä­ti­gen und Ver­ein­ba­run­gen zu respek­tie­ren, nicht sie zu verletzen.

Die offen­sicht­li­che insti­tu­tio­nel­le Bedro­hung des Opus Dei wür­de, soll­te sie Rea­li­tät wer­den, bedeu­ten, daß Papst Leo XIV. einer 70jährigen Numerarie­rin (dem Alter des römi­schen Pon­ti­fex ent­spre­chend) sagen wür­de: „Du bist nicht mehr das, was wir vor Jah­ren im gegen­sei­ti­gen Ein­ver­neh­men und gemäß dem kano­ni­schen Recht ver­ein­bart haben – und das bist du nicht, weil hier gemacht wird, was mir (rec­te Kar­di­nal Ghir­lan­da) gefällt.“

Die­se respekt­lo­se, ein­sei­ti­ge Ver­än­de­rung insti­tu­tio­nel­ler Ver­pflich­tun­gen stellt eine kla­re Ver­let­zung des ius natu­ra­le dar, die zudem kei­ne mensch­li­che Gewis­sens­bin­dung erzeugt und inter­na­tio­na­le Ver­pflich­tun­gen des Hei­li­gen Stuhls ver­letzt, die den Schutz grund­le­gen­der Rech­te garan­tie­ren. Tau­sen­de Lai­en könn­ten so de fac­to recht­los gemacht wer­den: „Ihr seid nichts mehr für das kano­ni­sche Recht. Ihr wer­det nicht mehr das sein, was wir einst gegen­sei­tig ver­ein­bart haben. Ihr könnt wei­ter­hin leben, wo und wie ihr wollt, aber ohne Rech­te oder Pflich­ten inner­halb der Kirche.“

Die­se Zei­len rich­ten drei drin­gen­de Bit­ten an Leo XIV.:

  1. Die Zwei­fel, die in den Mas­sen­me­di­en über eine mög­li­che Auf­lö­sung oder Zer­schla­gung des Opus Dei ver­brei­tet wer­den, soll­ten umge­hend besei­tigt wer­den – um nicht dem teuf­li­schen Mot­to Kar­di­nal Ghir­lan­das zu fol­gen: Tei­le und herrsche!
  2. Soll­te ernst­haft eine Drei­tei­lung der Insti­tu­ti­on erwo­gen wer­den, sei bewußt, daß dies die cha­ris­ma­ti­sche Sub­stanz des Opus Dei mas­siv beschä­di­gen wür­de, die seit 1950 theo­lo­gisch als dog­ma­tisch aner­kannt gilt. Die Ein­heit der Beru­fung im Opus Dei beruht auf der Tau­fe, nicht auf dem Wei­he­amt; alle Gläu­bi­gen, ein­schließ­lich der Prie­ster, wol­len Teil der­sel­ben Insti­tu­ti­on auf­grund ihrer gemein­sa­men Tau­fe sein – oder wie Augu­sti­nus sag­te: „Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ.“
  3. Soll­te der Hei­li­ge Vater eine orga­ni­sa­to­ri­sche Ände­rung erwä­gen, die das dog­ma­ti­sche Fak­tum nicht berührt, wäre es rat­sam, zuvor eini­ge hun­dert Numerari­er und Asso­zi­ier­te zu befra­gen, die seit Jahr­zehn­ten die­ses Cha­ris­ma leben – eini­ge hat er viel­leicht als Bischof von Chic­layo per­sön­lich ken­nen­ge­lernt. Die Zeug­nis­se wür­den ihn überraschen.

Abschlie­ßend sei zu den Super­nu­merari­ern ange­merkt: Obwohl alle hier ange­spro­che­nen Fra­gen direkt mit ihnen ver­bun­den sind, soll­te hier ins­be­son­de­re auf die Gefahr einer päpst­li­chen Norm hin­ge­wie­sen wer­den, die den histo­ri­schen Lau­nen von Kar­di­nal Ghir­lan­da ent­springt und den Frie­den und die Gelas­sen­heit vie­ler zöli­ba­t­ä­rer Lai­en im Opus Dei bedro­hen könn­te, die heu­te ein frucht­ba­res und fried­li­ches Leben führen.

*Alma­dé­bil, Pseud­onym eines Autors auf der Sei­te von Cami­nan­te Wan­de­rer, das soviel bedeu­tet wie „schwa­che Seele“.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cami­nan­te Wanderer

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