
Die Lektion der letzten Tage ist eindeutig: Man darf Haß über Charlie Kirk ausschütten – jenem Mann, der Opfer politischer Gewalt wurde –, solange das Opfer rechts steht. Dann darf er bedenkenlos verunglimpft werden; Proteste oder Bitten um Respekt verhallen ungehört. Erschreckend ist vor allem, daß die Verunglimpfung selbst aus unerwarteten Richtungen kommt, wie Francesco Borgonovo in seinem Kommentar für die Tageszeitung La Verità aufzeigt.
Charlie Kirk, kein Politiker, sondern ein engagierter Christ, der sich für Ehe und Familie einsetzte, wurde in den USA heimtückisch ermordet. Seither entlarven sich seine Gegner – und die Gegner seiner Ideen – als menschenverachtende Gewaltversteher, bis hin zur klammheimlichen Billigung des Mordes. Eine ganze politische Galaxie legt derzeit einen erschütternden Offenbarungseid ab.
Borgonovo legt den Finger in eine besonders schmerzhafte Wunde – eine katholische. Er zeigt, daß diese Komplizen brutaler Grausamkeit auch unter Katholiken zu finden sind, ja, sogar innerhalb der Kirche selbst. Der Mord wird relativiert und entschuldigt, indem das Opfer zum vermeintlichen „Täter“ uminterpretiert wird – einer, der den Tod gewissermaßen „verdient“ habe. So grausam kann sich die gepredigte „Menschlichkeit“ erweisen, wenn ihr die ideologische Maske vom Gesicht gerissen wird. Was bleibt, ist ein ideologisch motiviertes Konstrukt, eine bloße Tarnung – ein aufgesetztes Spiel.
Und es besteht kein Zweifel: Unter dem Pontifikat von Franziskus hat diese groteske Verzerrung der christlichen Lehre offen Eingang in die Kirche gefunden. Franziskus selbst ging mit schlechtem Beispiel voran. Daß seine Gefolgsleute die Richtung in noch radikalere Extreme treiben würden, war absehbar – es liegt in der Logik solcher Dynamiken.
Wenn linke Politmagazine gezwungen sind, über Charlie Kirk zu berichten, weil seine spektakuläre Ermordung nicht totgeschwiegen werden kann, dabei aber eine Täter-Opfer-Umkehr inszenieren und das Klima der Gewalt, dem Kirk zum Opfer fiel, perfide den sogenannten „rechten Influencern“ anlasten – ganz nach dem Motto: Er hat nur geerntet, was er gesät hat –, dann sollte sich darüber niemand ernsthaft wundern.
„Etwas mehr überrascht der Haß, mit dem Famiglia Cristiana Kirks Beerdigung kommentiert hat“, so Borgonovo.
„Von einem Blatt mit einem solchen Namen wäre es nicht abwegig, zumindest einen Hauch von Mitgefühl zu erwarten – angesichts der brutalen Ermordung eines Christen, der gerade in dem Moment, als er getötet wurde, über seinen Glauben sprach. Doch stattdessen widmete das katholische Wochenmagazin Kirks Begräbnis einen giftigen Artikel.“
Famiglia Cristiana (Christliche Familie), die auflagenstärkste katholischen Wochenzeitschrift Italiens, wurde 1931 vom seligen Giacomo Alberione (1884–1971) gegründet. Alberione, gründete insgesamt sechs religiöse Orden, die in der Paulusfamilie zusammengefaßt sind. Alle sind auf unterschiedliche Weise im Medienbereich tätig, um – so die Absicht des Gründers – das Evangelium zu verbreiten. Das einst konservative Blatt war nach dem Zweiten Weltkrieg eng mit den italienischen Christdemokraten (DC) verbunden.
Seit den 1980er Jahren begann sich kirchlich wie politisch eine Verschiebung nach links abzuzeichnen, die sich in den 90er Jahren mit dem Ende der DC (1994) beschleunigte. Unter dem Pontifikat von Papst Franziskus radikalisierte sich dieser Linksruck weiter: Vertreter und Parteien der politischen Rechten wurden zunehmend offen angegriffen, während die schrankenlose Migrationsagenda zur conditio sine qua non erhoben wurde.
Zur Ermordung von Charlie Kirk, einem jungen Familienvater, der sich, was heute selten genug ist, öffentlich zu seinem Glauben bekannte und für ihn eintrat, schrieb Famiglia Cristiana herablassend „Charlie Kirks Beerdigung war eine politische Liturgie, getarnt als religiöse Feier, bei der Fahnen die liturgischen Gewänder ersetzten und Trumps MAGA-Rhetorik eine umstrittene Figur zum Märtyrer stilisierte. Eine inszenierte Aktion, die versucht, dem tragischen und abscheulichen Mord – wie er in der amerikanischen Gesellschaft leider nicht selten ist – einen politischen Anstrich zu verleihen, der laut bisherigen Ermittlungen nicht gegeben ist.“
„Wir erfahren also, daß die Tat keinen politischen Hintergrund habe – jedenfalls weil Famiglia Cristiana das so entschieden hat“, so Borgonovo.
Doch das war noch nicht alles. Laut dem Artikel werde rund um Kirk: „Erinnerung zur Apologie und das Totengedenken zur Propaganda, wobei die wahren Worte Kirks verschwiegen werden – etwa seine antisemitischen Tiraden oder seine Angriffe auf den Civil Rights Act von 1964, der Afroamerikanern das Wahlrecht garantierte. All das findet sich in diesem Krönungsritus nicht wieder. Doch einen Tribun des Hasses zu kanonisieren, droht ein ohnehin zerrissenes Land weiter zu vergiften.“
Dazu schreibt Borgonovo:
„Diese Passage ist wirklich unglaublich. Der Christ Charlie Kirk wird von einem christlichen Magazin als ‚Tribun des Hasses‘ bezeichnet – auf Grundlage falscher Anschuldigungen (der Verfasser des Artikels hat Charlies Aussagen offensichtlich nie gehört oder nicht verstanden). Sein Andenken wird beschmutzt, nur um modern und fortschrittlich zu wirken.“
Wohl auch, um aus jener Defensive herauszukommen, in die der Todesschütze von Orem das linke Lager – insbesondere seinen radikalen Rand – geschossen hat. Eine Rolle, in der sich die ewig empörte Linke noch nie heimisch fühlte. Ihr Terrain ist der Angriff.
Doch hören wir weiter, was Famiglia Cristiana noch an Verachtung für Charlie Kirk aufbrachte:
„Als die Republikaner im Repräsentantenhaus eine Resolution einbrachten, um das Leben und das Vermächtnis von Charlie Kirk zu ehren, sagte die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez: ‚Es ist notwendig, das Grauen eines Mordes zu verurteilen. Aber eine Tragödie ideologisch auszuschlachten, ist verantwortungslos.‘“
Diese Aussage, die sich Famiglia Cristiana offenbar zu eigen macht, sei geradezu „phänomenal“, so Borgonovo. Man müsse sie sich regelrecht auf der Zunge zergehen lassen, um das Ausmaß der Heuchelei zu begreifen.
„Um den Toten zu verunglimpfen, zitiert man ausgerechnet die intoleranteste aller Demokratinnen, zugleich eine der radikalsten Abtreibungsaktivistinnen im linken Spektrum. Offenbar gelten solche Figuren inzwischen als moralischer Maßstab im katholischen Umfeld – was auch durch die Worte von Marco Tarquinio, dem früheren Chefredakteur von Avvenire, bestätigt wird. In einem Interview mit der Zeitung der italienischen Bischofskonferenz erklärte er:
‚Ich empfinde immer Mitleid mit den Toten und mit denen, die zurückbleiben. Aber ich glaube, daß Kirk das Evangelium kaute – und es dann den anderen ins Gesicht spuckte. Solche Dynamiken können in Trumps Amerika und in Orbáns Ungarn funktionieren, aber nicht einmal dort dauerhaft, denn am Ende setzt sich die Realität durch.‘ “
Ein absurder Vorwurf: Kirk, der mit allen sprach und allen zuhörte, wird von jemandem, der ihn vermutlich nie gehört hat, beschuldigt, das Evangelium als Waffe mißbraucht zu haben“, so Borgonovo.
Nur am Rande sei daran erinnert, daß Avvenire die Tageszeitung der Italienischen Bischofskonferenz ist.
Als der Kleinkriminelle George Floyd bei seiner Festnahme auf unverantwortliche und tragische Weise ums Leben kam, lag im Gegensatz zum eiskalten Mord an Charlie Kirk keine Tötungsabsicht vor, dennoch wurde Floyds Tod und seine Beerdigung über alle Maße zur radikalen politischen Agitation mißbraucht
– genau von jenen, die jetzt Mäßigung verlangen.
In der Tat war es fast ein Alleinstellungsmerkmal, das Charlie Kirk auszeichnete: Er ging bevorzugt in die Höhle des Löwen, um die Diskussion mit der Gegenseite zu suchen. Er stellte sich deren Fragen und gab Antwort, wie es noch keiner auf diese Weise tat.
„Offensichtlich vernebeln Vorurteile vielen die Sicht – besonders in katholischen Kreisen. Deshalb muß man Folgendes klarstellen: Niemand hat die Absicht, Kirk heiligzusprechen. Zudem gehört gesagt, daß er evangelikaler Christ war, kein Katholik. Der Ton, den er gelegentlich anschlug, und manche seiner Positionen waren Ausdruck seiner kulturellen Herkunft und seiner kirchlichen Prägung. Es ist daher nicht zu erwarten, daß Katholiken allem zustimmen, was er sagte, oder ihn als eine Art Christusfigur betrachten. Aber zwischen einer kritischen Distanz und einer Beschimpfung auf Basis ideologischer Lügen der Linken liegt ein himmelweiter Unterschied.“
Borgonovo wiederholt daher sein Unverständnis, daß Personen, die in der Öffentlichkeit als Vertreter der katholischen Sache bekannt sind, und katholische Medien sich verhalten wie streng laizistische, linke Kampfblätter, die sich schon immer „durch Schroffheit auszeichneten, wenn es darum geht, ideologische Gegner zu erledigen“.
Es sei „monströs“, daß „Verleumdung und Verachtung inzwischen als normal gelten“, doch:
„So sieht die kulturelle Debatte im Westen aus: Man hat keinerlei Skrupel, Verschwörungstheorien, Fake News und Lügen und verbreiten – solange sie dazu dienen, das Bild des Gegners zu zerstören.“
Dabei, so Borgonovo, hätten gerade Katholiken eigentlich die geistigen Mittel, sich dem Mainstream-Denken, den Gemeinplätzen und der Niedertracht zu entziehen:
„Aber viele von ihnen wählen, selbst in diesen Stunden, einen anderen Weg – einen, der ihnen viel Anerkennung aus der politischen und kulturellen Blase verschafft. Sie verurteilen voller Selbstgerechtigkeit einen Haß, den Kirk gar nicht hatte – um ihrem eigenen freien Lauf zu lassen.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Montage
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