Besucht Papst Leo XIV. den Geburts- und Sterbeort des heiligen Augustinus?

Erste Auslandsreise soll den neuen Papst nach Algerien führen


Die 1881 begonnene Basilika Saint Augustine inmitten der Ruinen der alten Bischofsstadt Hippo Regius, in der der heilige Kirchenvater Augustinus als Bischof gewirkt hatte
Die 1881 begonnene Basilika Saint Augustine inmitten der Ruinen der alten Bischofsstadt Hippo Regius, in der der heilige Kirchenvater Augustinus als Bischof gewirkt hatte

Rom ist wie immer reich an Gerüch­ten. Eines der jüng­sten besagt, daß Papst Leo XIV. sei­ne erste Aus­lands­rei­se pla­ne, die ihn ver­mut­lich nach Alge­ri­en füh­ren soll, an den Geburts- und Ster­be­ort des hei­li­gen Augu­sti­nus, eines der vier latei­ni­schen Kir­chen­vä­ter, des­sen Regel dem Augu­sti­ner­or­den zugrun­de liegt, dem Leo XIV. bis zu sei­ner Wahl angehörte.

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Bekannt ist, daß der neue Papst anläß­lich des 1700-Jahr-Geden­kens an das Kon­zil von Nicäa den Aus­tra­gungs­ort jenes denk­wür­di­gen ersten öku­me­ni­schen Kon­zils der Kir­chen­ge­schich­te besu­chen möch­te, das sich in der heu­ti­gen Tür­kei befin­det. Der Novem­ber war dafür anvi­siert wor­den, doch ein genau­er Ter­min wur­de noch nicht bestätigt.

Allein aus zeit­li­chen Grün­den erscheint es daher eher unwahr­schein­lich, daß Leo XIV. sei­ne „erste Aus­lands­rei­se“ nach Alge­ri­en unter­neh­men könn­te. Den­noch wäre es ein Pau­ken­schlag, denn Augu­sti­nus und sei­ne Diö­ze­se Hip­po erin­nern an eine Zeit, als der Nor­den Afri­kas noch christ­lich war. Der Besuch in einem heu­te mehr­heit­lich isla­mi­schen Land wür­de an die Bemü­hun­gen sei­ner Vor­gän­ger anknüp­fen, in einen Dia­log mit die­ser nach­christ­li­chen Reli­gi­on zu treten.

Augu­sti­nus bleibt bis heu­te ein mäch­ti­ger Glau­bens­zeu­ge, wäh­rend die Rui­nen sei­ner Bischofs­kir­che in Hip­po Regi­us, nahe dem heu­ti­gen Anna­ba, ein stum­mer Zeu­ge der christ­li­chen Ver­gan­gen­heit Nord­afri­kas sind. Die­se wür­de durch einen Papst­be­such wie­der in den Fokus gerückt. Selbst vie­le Chri­sten wis­sen nicht, daß Ägyp­ten, Liby­en und der Maghreb, ins­ge­samt gro­ße Tei­le des ber­be­ri­schen und ara­bi­schen Raums, einst christ­lich waren. Augu­sti­nus’ Bischofs­stadt wur­de in der Spät­an­ti­ke von den ger­ma­ni­schen Van­da­len erobert, die ein Mit­tel­meer­reich errich­te­ten. Wäh­rend die­ser Bela­ge­rung im Jah­re 430 ver­starb der Kir­chen­va­ter. Sei­ne Stadt blieb erhal­ten und wur­de spä­ter Teil des Byzan­ti­ni­schen Rei­ches. Im Zuge der isla­mi­schen Erobe­rung wur­de sie jedoch 647 von mus­li­mi­schen Trup­pen völ­lig zer­stört und nicht wie­der aufgebaut.

Die nahe­ge­le­ge­ne Hafen­stadt Anna­ba ist eine erst im 11. Jahr­hun­dert erfolg­te Neu­grün­dung, die in kei­ner Kon­ti­nui­tät mit Hip­po steht. Erst im Zuge der fran­zö­si­schen Kolo­ni­al­po­li­tik wur­de Anna­ba, von den Fran­zo­sen Bône genannt, zur Stadt und hat­te um 1900 eine euro­päi­sche Bevölkerungsmehrheit.

Die Gebei­ne des hei­li­gen Augu­sti­nus wur­den nach der isla­mi­schen Erobe­rung nach Sar­di­ni­en in Sicher­heit gebracht und von dort im Auf­trag des Lan­go­bar­den­kö­nigs Liut­prand nach Pavia über­ge­führt. In der ab 1881 inmit­ten der Rui­nen von Hip­po errich­te­ten katho­li­schen Basi­li­ka Saint Augu­sti­ne wird eine Reli­quie des Kir­chen­va­ters auf­be­wahrt, die bereits 1842 aus Pavia nach Anna­ba gebracht wor­den war. Archäo­lo­gen konn­ten Rui­nen der Bischofs­kir­che und des Bischofs­pa­la­stes der Stadt frei­le­gen, die auch dem hei­li­gen Augu­sti­nus gedient hatten.

Die seit Johan­nes Paul II. unter­nom­me­nen Ver­su­che, mit dem Islam in einen Dia­log zu tre­ten, waren von sehr unter­schied­li­cher Qua­li­tät und auch von eini­gen Pan­nen beglei­tet, wie etwa dem Korankuß des pol­ni­schen Pap­stes oder den Fuß­wa­schun­gen und mög­li­cher­wei­se auch Kom­mu­ni­ons­pen­dun­gen an mus­li­mi­sche Gefan­ge­ne bei den berüch­tig­ten Grün­don­ners­tags­be­su­chen von Fran­zis­kus. Der argen­ti­ni­sche Papst unter­zeich­ne­te sogar zusam­men mit dem Groß­i­mam der Al-Azhar-Moschee in Kai­ro das im Vati­kan for­mu­lier­te Doku­ment über die Brü­der­lich­keit aller Men­schen, auch als Abu-Dha­bi-Doku­ment bekannt, das eine ein­deu­tig häre­ti­sche Pas­sa­ge ent­hält. Dahin­ter steht das zwei­fel­haf­te Pro­jekt einer Zusam­men­füh­rung der soge­nann­ten abra­ha­mi­ti­schen Reli­gio­nen (Juden­tum, Chri­sten­tum, Islam), ein sehr neu­er Begriff, der zwar schon im 19. Jahr­hun­dert im wis­sen­schaft­li­chen Dis­kurs auf­tauch­te, aber erst lang­sam ein­ge­führt wur­de und erst in den letz­ten Jah­ren im öffent­li­chen Dis­kurs an Bedeu­tung gewann.

Bene­dikt XVI. hin­ter­ließ hin­ge­gen mit sei­ner histo­ri­schen Regens­bur­ger Rede klar for­mu­lier­te Koor­di­na­ten, die im Wider­spruch zur Gesten­po­li­tik sei­nes Vor­gän­gers und Nach­fol­gers stan­den – und dem deut­schen Papst gro­ße Anfein­dun­gen einbrachten.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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