It’s China, stupid!


Der Holzkragen war eine Bestrafungsmethode im Kaiserreich China (Schanghai 1870)
Der Holzkragen war eine Bestrafungsmethode im Kaiserreich China (Schanghai 1870)

Von Ludo­vicus*

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Scott Bes­sent, Trumps Finanz­mi­ni­ster, ist ein selt­sa­mer Typ. „Ver­hei­ra­tet“ mit einem ande­ren Mann und mit zwei adop­tier­ten Kin­dern, von der Reli­gi­on her ein Huge­not­te, paßt er nicht in das Pro­fil des heu­ti­gen repu­bli­ka­ni­schen Hyper­kon­ser­va­tis­mus. Eben­so wenig wie sei­ne lang­jäh­ri­gen, umfang­rei­chen Dien­ste für Sor­os. Die größ­te Merk­wür­dig­keit ist jedoch, daß er der Vor­den­ker von Donald Trumps aktu­el­ler Tariff-Ope­ra­ti­on ist, die nicht mehr und nicht weni­ger als der erste Kriegs­zug im soeben erklär­ten chi­ne­sisch-ame­ri­ka­ni­schen Krieg ist. Das zwei­te Kriegs­ma­nö­ver bestand dar­in, die Zöl­le für die gan­ze Welt auf 10 Pro­zent zu sen­ken, wäh­rend sie allein für Chi­na auf einem astro­no­mi­schen Niveau blei­ben. Die all­ge­mei­ne Zoll­erhö­hung war eine Nebel­ker­ze, ein stra­te­gi­sches Ablen­kungs­ma­nö­ver. Der Kriegs­schau­platz ist bereits festgelegt.

Bes­sent hat es klar und deut­lich gesagt: Die Situa­ti­on der USA war unhalt­bar, mit einem Han­dels­bi­lanz­de­fi­zit, haupt­säch­lich mit Chi­na, das Trump nach sei­nen Anga­ben auf mehr als eine Bil­li­on Dol­lar schätz­te, und einer Ver­schul­dung von fast 36 Bil­lio­nen. Ein aus dem Ruder gelau­fe­ner Zug, den die Demo­kra­ten, genau wie die Natio­nal­so­zia­li­sten mit ihrer bizar­ren Wirt­schaft in den 1930er Jah­ren, mit Krie­gen wie­der auf die Schie­ne set­zen woll­ten, die wider Wil­len zu einer glo­ba­len wur­de. Jetzt geht es dar­um, die Wirt­schaft mit einem Wett­be­werbs­schock zu reak­ti­vie­ren und exo­ge­ne Ener­gien auf ame­ri­ka­ni­sches Ter­ri­to­ri­um zu len­ken, die stra­te­gi­sche Abhän­gig­keit vom Aus­land zu ver­rin­gern. Kurz­um: die Glo­ba­li­sie­rung neu zu gestal­ten und die Pax Ame­ri­ca­na wie­der­her­zu­stel­len. Der Beginn der Ope­ra­ti­on war poli­tisch: Trump hat den Welt­krieg auf der Kip­pe gestoppt und ist dann dazu über­ge­gan­gen, Ruß­land von Chi­na abzu­kop­peln und den Kon­flikt in der Ukrai­ne abzu­wür­gen. Euro­pa steht im Abseits, neu­tra­li­siert und zuneh­mend ent­waff­net gegen­über Ruß­land, wäh­rend es von den USA dis­zi­pli­niert wird. Über kurz oder lang wird hier ein poli­ti­scher Rechts­ruck erzwun­gen werden.

Jetzt ste­hen sich die bei­den Kon­tra­hen­ten gegen­über. Bei­de haben den Rück­griff auf Zöl­le aus­ge­schöpft, was auf ein drô­le de guer­re hin­aus­läuft. Die Initia­ti­ve liegt bei Chi­na, das auf eine Atom­waf­fe zurück­grei­fen kann: die ame­ri­ka­ni­schen Schul­den in sei­nem Besitz. Aber jede unbe­dach­te Ent­schei­dung könn­te den Schuld­ner selbst schä­di­gen, ihm schwe­ren Scha­den zufü­gen und sich selbst in den Fuß schie­ßen. Eine ande­re mög­li­che Akti­on wäre Xi Jin­pings Flucht nach vorn: die Inva­si­on Tai­wans, die den Kon­flikt in eine direk­te krie­ge­ri­sche Kon­fron­ta­ti­on ver­wan­deln wür­de. Ich wür­de das nicht leicht­fer­tig abtun.

Schließ­lich bleibt noch der Stell­ver­tre­ter­krieg, bei dem es um Ver­bün­de­te und Ter­ri­to­ri­en, d. h. um Märk­te geht, mit undenk­ba­ren Ablei­tun­gen, bei denen es nicht ver­wun­der­lich wäre, wenn ein Aus­lö­ser zu einem direk­ten Krieg füh­ren wür­de. Es ist kei­nes­wegs ermu­ti­gend, daß Argen­ti­ni­en an einem der Rei­bungs­punk­te steht, wie Trumps Latein­ame­ri­ka-Bera­ter Mau­ricio Cla­ver-Caro­ne tref­fend fest­stell­te, als er etwas Unmög­li­ches ver­lang­te, näm­lich den berühm­ten Swap mit Chi­na1 rück­gän­gig zu machen, der fast die Hälf­te der Reser­ven der Zen­tral­bank aus­macht. Wir sind zu einer Kriegs­front gewor­den, zu Mileis siche­rer Bestürzung.

Obwohl es eine aus­ge­spro­chen welt­li­che Ange­le­gen­heit zu sein scheint, wird die Kir­che davon betrof­fen sein. In Chi­na sicher­lich, in Euro­pa ange­sichts des Rechts­rucks und in der gan­zen Welt. Die Aus­rich­tung des Hei­li­gen Stuhls auf die EU, d. h. sei­ne man­geln­de Rele­vanz für die Haupt­ak­teu­re, ist offen­sicht­lich. Auch der de fac­to vakan­te Sitz ist nicht hilf­reich. Aber der Vati­kan wird sich ent­schei­den müs­sen, das ist sicher, trotz sei­ner Ver­pflich­tun­gen gegen­über dem einen oder dem ande­ren. Der näch­ste Papst wird in einem Kriegs­sze­na­rio gewählt wer­den, so wie Pius XII. Der Ein­satz, die Her­aus­for­de­rung, ist sehr hoch, und es gibt kei­nen Raum für exo­ti­sche Experimente.

*Pseud­onym, Autor des Blogs Cami­nan­te Wanderer

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons


1 Dabei han­delt es sich um ein Abkom­men zwi­schen der argen­ti­ni­schen und der chi­ne­si­schen Zen­tral­bank, das mehr­fach ver­län­gert wur­de und es Argen­ti­ni­en und Chi­na ermög­licht, bila­te­ra­len Han­del zu betrei­ben, ohne auf den US-Dol­lar zurück­grei­fen zu müs­sen. Damit wur­den die knap­pen Dol­lar-Reser­ven des Lan­des geschont und der Han­del erleich­tert, indem Argen­ti­ni­en 2023 Impor­te aus Chi­na direkt mit Yuan zu bezah­len begann. Der neue argen­ti­ni­sche Prä­si­dent Javier Milei unter­zeich­ne­te im Som­mer 2024 eine Ergän­zung, laut der das Wäh­rungs-Swap-Abkom­men mit Chi­na 2026 aus­lau­fen soll. Den­noch kri­ti­sier­te Caro­ne das Abkom­men und sprach von chi­ne­si­scher Erpres­sung, was Chi­na zurückwies.

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