
Von Ludovicus*
Scott Bessent, Trumps Finanzminister, ist ein seltsamer Typ. „Verheiratet“ mit einem anderen Mann und mit zwei adoptierten Kindern, von der Religion her ein Hugenotte, paßt er nicht in das Profil des heutigen republikanischen Hyperkonservatismus. Ebenso wenig wie seine langjährigen, umfangreichen Dienste für Soros. Die größte Merkwürdigkeit ist jedoch, daß er der Vordenker von Donald Trumps aktueller Tariff-Operation ist, die nicht mehr und nicht weniger als der erste Kriegszug im soeben erklärten chinesisch-amerikanischen Krieg ist. Das zweite Kriegsmanöver bestand darin, die Zölle für die ganze Welt auf 10 Prozent zu senken, während sie allein für China auf einem astronomischen Niveau bleiben. Die allgemeine Zollerhöhung war eine Nebelkerze, ein strategisches Ablenkungsmanöver. Der Kriegsschauplatz ist bereits festgelegt.
Bessent hat es klar und deutlich gesagt: Die Situation der USA war unhaltbar, mit einem Handelsbilanzdefizit, hauptsächlich mit China, das Trump nach seinen Angaben auf mehr als eine Billion Dollar schätzte, und einer Verschuldung von fast 36 Billionen. Ein aus dem Ruder gelaufener Zug, den die Demokraten, genau wie die Nationalsozialisten mit ihrer bizarren Wirtschaft in den 1930er Jahren, mit Kriegen wieder auf die Schiene setzen wollten, die wider Willen zu einer globalen wurde. Jetzt geht es darum, die Wirtschaft mit einem Wettbewerbsschock zu reaktivieren und exogene Energien auf amerikanisches Territorium zu lenken, die strategische Abhängigkeit vom Ausland zu verringern. Kurzum: die Globalisierung neu zu gestalten und die Pax Americana wiederherzustellen. Der Beginn der Operation war politisch: Trump hat den Weltkrieg auf der Kippe gestoppt und ist dann dazu übergegangen, Rußland von China abzukoppeln und den Konflikt in der Ukraine abzuwürgen. Europa steht im Abseits, neutralisiert und zunehmend entwaffnet gegenüber Rußland, während es von den USA diszipliniert wird. Über kurz oder lang wird hier ein politischer Rechtsruck erzwungen werden.
Jetzt stehen sich die beiden Kontrahenten gegenüber. Beide haben den Rückgriff auf Zölle ausgeschöpft, was auf ein drôle de guerre hinausläuft. Die Initiative liegt bei China, das auf eine Atomwaffe zurückgreifen kann: die amerikanischen Schulden in seinem Besitz. Aber jede unbedachte Entscheidung könnte den Schuldner selbst schädigen, ihm schweren Schaden zufügen und sich selbst in den Fuß schießen. Eine andere mögliche Aktion wäre Xi Jinpings Flucht nach vorn: die Invasion Taiwans, die den Konflikt in eine direkte kriegerische Konfrontation verwandeln würde. Ich würde das nicht leichtfertig abtun.
Schließlich bleibt noch der Stellvertreterkrieg, bei dem es um Verbündete und Territorien, d. h. um Märkte geht, mit undenkbaren Ableitungen, bei denen es nicht verwunderlich wäre, wenn ein Auslöser zu einem direkten Krieg führen würde. Es ist keineswegs ermutigend, daß Argentinien an einem der Reibungspunkte steht, wie Trumps Lateinamerika-Berater Mauricio Claver-Carone treffend feststellte, als er etwas Unmögliches verlangte, nämlich den berühmten Swap mit China1 rückgängig zu machen, der fast die Hälfte der Reserven der Zentralbank ausmacht. Wir sind zu einer Kriegsfront geworden, zu Mileis sicherer Bestürzung.
Obwohl es eine ausgesprochen weltliche Angelegenheit zu sein scheint, wird die Kirche davon betroffen sein. In China sicherlich, in Europa angesichts des Rechtsrucks und in der ganzen Welt. Die Ausrichtung des Heiligen Stuhls auf die EU, d. h. seine mangelnde Relevanz für die Hauptakteure, ist offensichtlich. Auch der de facto vakante Sitz ist nicht hilfreich. Aber der Vatikan wird sich entscheiden müssen, das ist sicher, trotz seiner Verpflichtungen gegenüber dem einen oder dem anderen. Der nächste Papst wird in einem Kriegsszenario gewählt werden, so wie Pius XII. Der Einsatz, die Herausforderung, ist sehr hoch, und es gibt keinen Raum für exotische Experimente.
*Pseudonym, Autor des Blogs Caminante Wanderer
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons
1 Dabei handelt es sich um ein Abkommen zwischen der argentinischen und der chinesischen Zentralbank, das mehrfach verlängert wurde und es Argentinien und China ermöglicht, bilateralen Handel zu betreiben, ohne auf den US-Dollar zurückgreifen zu müssen. Damit wurden die knappen Dollar-Reserven des Landes geschont und der Handel erleichtert, indem Argentinien 2023 Importe aus China direkt mit Yuan zu bezahlen begann. Der neue argentinische Präsident Javier Milei unterzeichnete im Sommer 2024 eine Ergänzung, laut der das Währungs-Swap-Abkommen mit China 2026 auslaufen soll. Dennoch kritisierte Carone das Abkommen und sprach von chinesischer Erpressung, was China zurückwies.
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