Wie der Islam den Alltag und die Berufswelt in Frankreich verändert

Der Jahresbericht des Institut Montaigne zeigt den fortgeschrittenen Grad der Islamisierung auf


Eine neue Studie, deren Autoren Frankreichs Staatspräsident Macron nahestehen, offenbart die Islamisierung der französischen Gesellschaft. Der Schriftsteller Michel Houellebecq hatte diese Entwicklung bereits 2015 in seinem Roman "Unterwerfung" beschrieben.
Eine neue Studie, deren Autoren Frankreichs Staatspräsident Macron nahestehen, offenbart die Islamisierung der französischen Gesellschaft. Der Schriftsteller Michel Houellebecq hatte diese Entwicklung bereits 2015 in seinem Roman "Unterwerfung" beschrieben.

Der neue­ste Jah­res­be­richt des Insti­tut Mon­tai­gne über den Ein­fluß der Reli­gio­nen auf das Arbeits­le­ben der Fran­zo­sen. In sie­ben von zehn Fäl­len beein­flußt die Reli­gi­on das Manage­ment. Fast immer ist es der Islam. Frank­reich ver­än­dert sich, wie der Schrift­stel­ler Michel Hou­el­le­becq vor­aus­ge­sagt hat.

Wie jedes Jahr seit 2013 hat das Insti­tut Mon­tai­gne – ein libe­ral ori­en­tier­ter Think Tank, der Prä­si­dent Emma­nu­el Macron nahe­steht – sei­nen Bericht ver­öf­fent­licht, um das Gewicht der Reli­gi­on in der fran­zö­si­schen Arbeits­welt zu ermit­teln. Die von Lio­nel Hono­ré, Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor für Manage­m­ent­wis­sen­schaf­ten am Insti­tut d’Ad­mi­ni­stra­ti­on des Ent­re­pri­ses in Brest, unter­zeich­ne­te Stu­die zeigt, daß der Raum, der Ein­fluß und die Umstän­de, die vom Glau­ben am Arbeits­platz geprägt sind, im Ver­gleich zu 2022 deut­lich zuneh­men, wobei der Islam die am stärk­sten ver­tre­te­ne Reli­gi­on ist. Der Bericht geht ins Detail und ver­wen­det für den Islam den Begriff „Über­re­prä­sen­ta­ti­on“.

Hono­ré kon­zen­trier­te sich in sei­ner For­schungs­ar­beit auf die Funk­ti­ons­wei­se von Unter­neh­men und das Ver­hal­ten von Mana­gern und Arbeit­neh­mern, wenn Reli­gi­on im Spiel ist. Das paßt wie­der­um zu einem Land, in dem der Athe­is­mus auf dem Vor­marsch ist – etwa 40 Pro­zent der Bevöl­ke­rung –, knapp 50 Pro­zent sich noch als Chri­sten bezeich­nen und der Anteil der erklär­ten Mus­li­me zwi­schen 8 und 10 Pro­zent liegt.

Nach Anga­ben des Insti­tut Mon­tai­gne haben 71 Pro­zent der Befrag­ten ange­ge­ben, daß sie schon ein­mal Zeu­ge eines Vor­falls waren, bei dem die Reli­gi­on die Arbeits­wei­se beein­flußt hat. Vor zwei Jah­ren waren es 66,7 Pro­zent. Das bedeu­tet, daß sie­ben von zehn Unter­neh­men in ihrem Arbeits­all­tag Situa­tio­nen fest­stel­len, die von der Reli­gi­on beein­flußt wer­den, der höch­ste Wert seit Ver­öf­fent­li­chung des Berichts. Der Islam ist in 81 Pro­zent der Fäl­le invol­viert, gegen­über 73 Pro­zent im Jahr 2022. Der Katho­li­zis­mus ist rück­läu­fig und kommt in 19 Pro­zent der Fäl­le vor, evan­ge­li­ka­le Grup­pen in 16 Pro­zent der Fälle.

Die umfas­sen­de Stu­die, die auf den Ant­wor­ten von 1.348 Füh­rungs­kräf­ten und 1.401 Arbeit­neh­mern beruht, soll einen aus­sa­ge­kräf­ti­gen Indi­ka­tor für die Ent­wick­lung der Reli­gi­on im Unter­neh­men lie­fern. Wenn „in den mei­sten Unter­neh­men die Prä­senz der Reli­gi­on ohne gro­ße Schwie­rig­kei­ten gere­gelt und ver­wal­tet wird, neh­men die fest­ge­stell­ten Span­nun­gen und Kon­flik­te erheb­lich zu“, so Lio­nel Hono­ré, der Autor des Berichts.

Und die Über­re­prä­sen­ta­ti­on der mus­li­mi­schen Reli­gi­on spie­gelt sich ins­be­son­de­re in der star­ken Zunah­me der Ver­wen­dung reli­giö­ser Sym­bo­le wider – mit 36 Pro­zent im Jahr 2024 gegen­über 19 Pro­zent im Jahr 2022 –, aber auch in den Fehl­zei­ten und den Anträ­gen auf Ände­rung der Arbeits­zeit: 52 Pro­zent der Anträ­ge stam­men aus dem Islam. Auf der ande­ren Sei­te geben 44 Pro­zent der Befrag­ten an, daß bestimm­te reli­giö­se Sym­bo­le Anlaß zur Sor­ge geben und den Frie­den am Arbeits­platz stören.

Nega­ti­ves Ver­hal­ten gegen­über Frau­en wird eben­falls als eine wich­ti­ge Fol­ge der am Arbeits­platz beob­ach­te­ten „reli­giö­sen Fak­ten“ genannt. Im Jahr 2024 erleb­ten 15 Pro­zent der befrag­ten Arbeit­neh­mer unan­ge­neh­me Ver­hal­tens­wei­sen, im Jahr 2022 waren es 13 Pro­zent. Dem Bericht zufol­ge wer­den „nega­ti­ve Tat­sa­chen und Ver­hal­tens­wei­sen gegen­über Frau­en aus­schließ­lich im Zusam­men­hang mit dem Islam fest­ge­stellt“. All­ge­mei­ner aus­ge­drückt: „Jeder grenz­über­schrei­ten­de Vor­fall am Arbeits­platz hat mit dem Islam zu tun“: in 91 Pro­zent der Fäl­le, ver­gli­chen mit 89 Pro­zent im Jahr 2022.

Kon­kret bedeu­te das zum Bei­spiel: Sechs Pro­zent geben an, daß sie ihr Ver­hal­ten gegen­über weib­li­chen Kol­le­gen aus reli­giö­sen Grün­den ändern, und wei­te­re sechs Pro­zent haben bereits dar­um gebe­ten, nicht direkt mit einer Frau oder unter deren Auf­sicht zu arbeiten.

Der Indi­ka­tor des Insti­tut Mon­tai­gne zeigt auch, daß die Mani­fe­sta­ti­on aktu­el­ler reli­giö­ser Ereig­nis­se haupt­säch­lich eine Fra­ge des Alters ist. So sind in der über­wie­gen­den Mehr­heit der Fäl­le (79 Pro­zent) Per­so­nen unter 40 Jah­ren betrof­fen. Fäl­le von nega­ti­vem Ver­hal­ten gegen­über Frau­en, die in dem Bericht aus­schließ­lich mus­li­mi­schen Arbeit­neh­mern zuge­schrie­ben wer­den, tre­ten deut­lich bei jenen auf, die jün­ger als 35 Jah­re sind, und wer­den ab 40 Jah­ren seltener.

Die Stu­die unter­streicht somit, wie der wach­sen­de Ein­fluß bestimm­ter reli­giö­ser Über­zeu­gun­gen in der Berufs­welt Ver­hal­ten, Gewohn­hei­ten und Kon­sum beein­flus­sen kann. Die Stu­die der Pari­ser Denk­fa­brik ist also kein Bericht sui gene­ris. Aber sie soll eine sta­ti­sti­sche Moment­auf­nah­me eines Lan­des sein, das unter sei­nem Ver­hält­nis zum Islam im öffent­li­chen Raum lei­det. Man muß nur etwa zehn Jah­re zurück­ge­hen, denn zu die­ser Zeit hat das Insti­tut Mon­tai­gne sei­ne jähr­li­che Unter­su­chung begonnen.

Weni­ge Tage nach den isla­mi­sti­schen Anschlä­gen im Bata­clan und nach der Nach­richt, daß Samy Ami­mour, einer der Selbst­mord­at­ten­tä­ter, Bus­fah­rer bei RATP, dem Pari­ser Ver­kehrs­un­ter­neh­men, war, wur­de die Besorg­nis über die isla­mi­sche Ein­mi­schung in die Arbeits­welt immer lau­ter. Der Bom­ben­an­schlag löste in Frank­reich eine gan­ze Rei­he von Ermitt­lun­gen aus, und es stell­te sich her­aus, was bereits bekannt war: In Pavil­lons-sous-Bois, dem Haupt­sitz der Bus- und Stra­ßen­bahn­ab­tei­lung von RATP, war das Manage­ment nicht zustän­dig. Die­ses erzähl­te aber, wie die For­de­run­gen der isla­mi­schen Gemein­schaf­ten schon damals die Dyna­mik am Arbeits­platz bestimm­ten: von der Wei­ge­rung der Fah­rer, Frau­en die Hand zu geben oder hin­ter einem Auto zu fah­ren, das sei­ner­seits von einer Frau gefah­ren wird, bis hin zu den Bus­sen, die mit­ten im Tages­ver­kehr anhal­ten, damit der Fah­rer sei­ne Gebe­te spre­chen kann.

Inmit­ten von isla­mi­schen Fröm­mig­keits­be­kun­dun­gen, den Bezie­hun­gen zwi­schen Män­nern und Frau­en, der Inte­gra­ti­on neu­er Mit­ar­bei­ter und sogar der Angst vor Ter­ro­ris­mus wies die RATP schon vor zehn Jah­ren alle typi­schen Pro­ble­me im Zusam­men­hang mit der Aus­übung von Reli­gi­on am Arbeits­platz auf. Was damals man­chen nur als ein iso­lier­tes Alarm­zei­chen galt, ist heu­te zur all­ge­mei­nen Tat­sa­che geworden.

Es war 2005, als eine Neu­tra­li­täts­klau­sel in Arbeits­ver­trä­ge auf­ge­nom­men wur­de, um die ersten Schwie­rig­kei­ten zu besei­ti­gen. Und 2011 wur­de in Frank­reich sogar ein erster Ver­hal­tens­ko­dex ver­öf­fent­licht. Aber die Initia­ti­ve hat­te mehr sym­bo­li­sche als rea­le Bedeu­tung. Es war die Zeit, in der das histo­ri­sche fran­zö­si­sche Gewerk­schafts­kür­zel Force Ouvriè­re (Arbei­ter­macht) den Spitz­na­men „Force Ori­en­ta­le“ erhielt, weil es für die For­de­run­gen der isla­mi­schen Gemein­schaft so offen war. Im Jahr 2014 sus­pen­dier­te die Force Ouvriè­re dann die Mit­glied­schaft von fast 200 Gewerk­schafts­mit­glie­dern, weil sie die Wer­te des Staa­tes nicht respek­tier­ten. Eine Ent­schei­dung, die ihrer­seits wie­der­um einen hohen Preis for­der­te: Ende 2014 erhielt die Gewerk­schaft nur noch 9,6 Pro­zent der Stim­men und ver­lor ihre Ver­tre­tung in der RATP zugun­sten einer neu­ge­grün­de­ten Gewerk­schaft, der SAP, die unter Insi­dern als „Uni­on der Mus­li­me“ bekannt ist.

Die fran­zö­si­schen Nach­rich­ten des Jah­res 2024 berich­ten von Kurie­ren, die sich wei­gern, Wein- oder Bier­ki­sten aus­zu­lie­fern, oder von ver­schlei­er­ten Haus­halts­hil­fen für pfle­ge­be­dürf­ti­ge älte­re Men­schen, die eigen­mäch­tig Schwei­ne­fleisch von der Ein­kaufs­li­ste strei­chen, weil sie sich wei­gern, sol­ches ein­zu­kau­fen. Und dann ist da noch die gan­ze Fra­ge, wann, wie und ob man wäh­rend des Rama­dan arbei­ten soll, darf, kann.

1987 schlug der Sozi­al­wis­sen­schaft­ler Gil­les Kepel vor, von der „Aus­deh­nung der Halal-Domä­ne“ zu spre­chen, um den Wan­del von For­men der Reli­gio­si­tät zu beschrei­ben, die von den Peri­phe­rien mit einer bei­spiel­lo­sen Iden­ti­täts­starr­heit ins Zen­trum gelang­ten und dazu zwan­gen, ihre Exi­stenz und die Welt um sie her­um zu regeln. Im Jahr 1900 tru­gen null Pro­zent der Neu­ge­bo­re­nen in Frank­reich einen ara­bisch-mus­li­mi­schen Namen. Im Jahr 2021 waren es 21,1 Pro­zent. Eine enor­me Dyna­mik, die das gesam­te kul­tu­rel­le Gesicht Frank­reichs bereits tief­grei­fend ver­än­dert hat.

Michel Hou­el­le­becq, der berühm­te fran­zö­si­sche Schrift­stel­ler, sag­te am 11. Dezember:

„Als ich 1999 Frank­reich ver­ließ, war vom Islam über­haupt nicht die Rede. Als ich 12 Jah­re spä­ter zurück­kam, sprach man nur noch darüber.“

Zu der Fra­ge, ob sich Frank­reich seit den Anschlä­gen von 2015 ver­än­dert hat, füg­te er hinzu:

„Das Schlimm­ste ist, daß sich nichts geän­dert hat. Der Isla­mis­mus ist wei­ter auf dem Vormarsch.“

Der Kern des fik­ti­ven poli­ti­schen Romans „Unter­wer­fung“, der Hou­el­le­becq wirk­lich berühmt gemacht hat, ist das Ein­drin­gen des Islam über die Uni­ver­si­tät in die Gesell­schaft. Das hat der Islam bereits getan. Heu­te sagt uns der Bericht des Insti­tut Mon­tai­gne, daß der Islam nicht nur in die fran­zö­si­sche Arbeits­welt und damit in die Gesell­schaft ein­ge­drun­gen ist, son­dern sie prägt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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1 Kommentar

  1. Mehr denn je gilt auch für Deutsch­land der Satz von Peter Scholl-Latour:
    „Ich fürch­te nicht die Stär­ke des Islam, son­dern die Schwä­che des Abend­lan­des. Das Chri­sten­tum hat teil­wei­se schon abgedankt..“

    Was erwar­ten wir, wenn „christ­li­che Wer­te“ sich auf rudi­men­tä­re Reste des „Brauch­tums“ wie St. Mar­tins – Umzü­ge und „Weih­nachts­märk­te“ zurück­ge­zo­gen haben und selbst die­se zu „Later­nen-“ und „Lich­ter­fe­sten“ säku­la­ri­siert werden ?
    Wenn die rück­grat­lo­sen Poli­ti­ker mit dem hohen C kei­ne Hem­mun­gen haben, alle Wer­te der Frei­heit­lich­keit und des Lebens­rechts zur Dis­po­si­ti­on zu stel­len und sich mit ideo­lo­gisch ehe­mals „unver­ein­ba­ren“ Part­nern ins Koali­ti­ons­bett zu legen, nur um an die Macht zu kommen ?
    Den Par­la­men­ta­ris­mus ver­ach­ten mit Hin­ter­zim­mer­ab­spra­chen und Arbeits­ver­wei­ge­rung – dabei aber behaup­ten, DIE (= Ihre!) Demo­kra­tie zu schützen ?

    Wenn die „Hir­ten“ zu all dem und den desa­strö­sen Ergeb­nis­sen die­ser Poli­tik dröh­nend schwei­gen, in ihrer „Bla­se“ beschäf­tigt mit der eige­nen Nabel­schau auf syn­oda­len Holz­we­gen, mit Fra­gen, die im gemei­nen Volk nie­man­den interessieren ? 

    Der Ele­fant im Raum, das gna­den­lo­se Vor­drin­gen des poli­ti­schen Islam wird poli­tisch und kirch­lich wei­ter beschwiegen.
    Tau­sen­de jun­ger Syrer „erobern“ und cra­shen der­weil die „christ­li­chen“ Weih­nachts­märk­te (Essen,Stuttgart), unge­hin­dert Alla­hu-Akbar skandierend. 

    Aber nach Ansicht des Ex – Ver­fas­sungs­schutz­prä­si­den­ten – jet­zi­gen Kan­di­da­ten für den Bun­des­tag der CDU – Hal­den­wang ist es ja durch die Mei­nungs­frei­heit gedeckt, für Deutsch­land das Kali­fat zu for­dern. Ein Alb­traum, wenn er in einem Kabi­nett Merz Innen­mi­ni­ster würde… 

    1. Tim 2,2

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