
Seit dem 3. Juli tagt am internationalen Priesterseminar Unserer Lieben Frau von Guadalupe in Denton im Staat Texas (USA) das 7. Generalkapitel der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP). Am Dienstag, dem 9. Juli, wurde ein neuer Generaloberer gewählt, der die Priesterbruderschaft in den kommenden sechs Jahren leiten wird.
Die 32 Kapitulanten des Generalkapitels wählten Pater John Berg zum neuen Generaloberen. Der US-Amerikaner ist in dieser Funktion bereits bekannt, da er die Priesterbruderschaft bereits von 2006 bis 2018 als Generaloberer geleitet hatte.
Die Petrusbruderschaft, die 1988 von einer Handvoll Priester gegründet wurde, zählt heute 569 Mitglieder, von denen 368 Priester, 22 Diakone und 179 Seminaristen sind. Das Durchschnittsalter beträgt 39 Jahre. Der englischsprachige Raum (insbesondere die USA) stellt den größten Teil, gefolgt vom französischsprachigen (insbesondere Frankreich) und dem deutschsprachigen Raum. Durch das Pontifikat von Papst Franziskus scheint sich eine Erweiterung auf die südlichen romanischen Staaten Portugal, Spanien und Italien abzuzeichnen, die aufgrund ihres Treueverständnisses zum Stuhl Petri, trotz großer Vorbehalte, die Liturgiereform „geschluckt“ hatten und deren Gebiet auf der Landkarte der Meßorte im überlieferten Ritus noch ziemlich weiß ist.
Insgesamt weist die Petrusbruderschaft seit ihrer Gründung ein anhaltend kontinuierliches Wachstum aus, sowohl bei den Seminaristen als auch bei den Priestern. Sie wirkt in 146 Diözesen, wo sie 249 Meßorte und 48 Personalpfarreien betreut, und verfügt über 138 Niederlassungen und 95 kanonisch errichtete Häuser. Die der Priesterbruderschaft angeschlossene Konfraternität St. Petrus zählt fast 10.000 Mitglieder.
Die Amtszeit von Pater Andrzej Komorowski, der in den vergangenen sechs Jahren Generaloberer war, erweist sich durch die Neuwahl als Zwischenspiel. In einer Pressemitteilung wird die Kontinuität in der bisherigen Arbeit betont, die der neue Generalobere walten lassen werde, personell wurde jedoch eine Rolle rückwärts gemacht. Man wollte die Leitung der Bruderschaft in bewährte Hände legen. Der Rückgriff auf einen US-Amerikaner ist dabei, angesichts der Konfliktlinien des derzeitigen Pontifikats, besonders interessant. Für Pater Berg beginnt damit die dritte Amtszeit an der Spitze der größten und auch ältesten Ecclesia-Dei-Gemeinschaft der katholischen Kirche.
Die Petrusbruderschaft entstand 1988, als einige Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) und ebenso viele Seminaristen den Bruch mit Rom nicht mitmachen wollten, der durch die unerlaubten Bischofsweihen von Erzbischof Marcel Lefebvre entstanden war.
Papst Johannes Paul II. schuf mit dem Motu proprio Ecclesia Dei die Voraussetzungen, diese Priester und Seminaristen in die kanonische Einheit mit Rom zurückzuführen. Die Bischofsweihen durch Msgr. Lefebvre machten möglich, was Rom bis dahin verweigert hatte: Der überlieferte Ritus und die Tradition erhielten nach fast 20 Jahren wieder einen offiziellen Platz in der Kirche. So wie die Petrusbruderschaft sind die meisten im Laufe der Zeit entstandenen Ecclesia-Dei-Gemeinschaften direkt oder indirekt aus der Piusbruderschaft hervorgegangen.
Mit der Wiederwahl von Pater John Berg bleibt es bei den bisherigen vier Generaloberen, die seit 1988 die altrituelle Gemeinschaft geführt haben.
- Pater Josef Bisig (1988–2000), 1. und 2. Generalkapitel
- Pater Arnaud Devillers (2000–2006), 3. Generalkapitel
- Pater John Berg (2006–2018), 4. und 5. Generalkapitel
- Pater Andrzej Komorowski (2018–2024), 6. Generalkapitel
- Pater John Berg (ab 2024), 7. Generalkapitel
In den kommenden Tagen wird das Generalkapitel die Assistenten und Räte des neuen Generalats wählen, die dem Generaloberen zur Seite stehen. Die bisherigen Assistenten waren Pater Daniel Geddes, Pater Arnaud Evrat und Pater Stefan Reiner, die bisherigen Räte waren Pater Paul Girard und Pater William Lawrence.
Seit 1988 hat der überlieferte Ritus, dank der Gründung der Petrusbruderschaft, wieder Heimstatt in der römischen Kirche. Papst Benedikt XVI. hatte seine Rechte 2007 großzügig erweitert, doch wurde die Erneuerung an den Gliedern durch Papst Franziskus 2021 weitgehend zurückgenommen. Das hatte zwar wenige Auswirkungen auf die Petrusbruderschaft, aber dafür um so gravierendere außerhalb der Ecclesia-Dei-Gemeinschaften. Doch auch für die Petrusbruderschaft gilt, daß sie in den bald 36 Jahren ihres Bestehens noch keinen Moment erlebte, in denen sie sich uneingeschränkt entfalten konnte.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: FSSP.org (Screenshot)