Papst Franziskus: „Einige Stunden mehr und ich wäre wohl nicht mehr hier“

"Ich wurde bewußtlos ins Krankenhaus eingeliefert"


Papst Franziskus mit der Familie Ferri, als er sie seinerzeit in Privataudienz empfing. Michele Ferri im Rollstuhl.
Papst Franziskus mit der Familie Ferri, als er sie seinerzeit in Privataudienz empfing. Michele Ferri im Rollstuhl.

(Rom) Es wer­den immer mehr Details über den jüng­sten Kran­ken­haus­auf­ent­halt von Papst Fran­zis­kus bekannt, wäh­rend die offi­zi­el­le Infor­ma­ti­ons­po­li­tik des Vati­kans sehr zu wün­schen übrigläßt.

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Als Fran­zis­kus Ende März ins Kran­ken­haus gebracht wer­den muß­te, prä­sen­tier­ten die Pres­se­ver­ant­wort­li­chen des Hei­li­gen Stuhls fak­tisch jeden Tag eine ande­re Dar­stel­lung. Das führ­te zu Spe­ku­la­tio­nen, daß der tat­säch­li­che Grund ein ganz ande­rer war. Insi­der bestä­tig­ten, daß es um den Gesund­heits­zu­stand von Fran­zis­kus ziem­lich schlecht bestellt sei. Sol­che Gerüch­te las­sen sich natür­lich nicht über­prü­fen, wes­halb sie nur mit Vor­be­halt berich­tet wer­den kön­nen. Tat­sa­che ist, daß im Vati­kan von ver­schie­de­ner Sei­te zu hören ist, daß sei­ne Lebens­zeit nur mehr mit „Wochen oder Mona­ten“ ange­ge­ben wird.

Die Tages­zei­tung Il Resto del Car­li­no brach­te es schließ­lich wie folgt auf den Punkt: Die Infor­ma­tio­nen des Vati­kans, der Kran­ken­haus­auf­ent­halt sei wegen „geplan­ter Unter­su­chun­gen“ erfolgt oder wegen einer „infek­tiö­sen Bron­chi­tis“, sei­en nur für „die Unbe­darf­ten“ gedacht gewesen.

Aus dem Kran­ken­haus ent­las­sen, sag­te Fran­zis­kus zu Jour­na­li­sten, die ihn nach sei­nem Gesund­heits­zu­stand befrag­ten, daß sie die Ärz­ten fra­gen soll­ten, weil er „sol­che Din­ge nicht ver­steht“. Die behan­deln­den Ärz­te soll­ten dann aber auch zu Wort kom­men dür­fen und nicht durch eine ihnen vom Vati­kan auf­er­leg­te Schwei­ge­pflicht dar­an gehin­dert werden.

Der genann­te Resto del Car­li­no berich­te­te am Oster­mon­tag über den Miche­le Fer­ri, einen 52jährigen Infor­ma­ti­ker aus Pesa­ro und Duz­freund des Pap­stes. Fer­ri erzähl­te der Tages­zei­tung, am Kar­sams­tag einen Tele­fon­an­ruf von Fran­zis­kus erhal­ten zu haben.

„Ich habe ihm gesagt: ‚Du hast uns einen schö­nen Schreck ein­ge­jagt‘ “, so Miche­le Fer­ri über sein Gespräch mit Franziskus:

„Er erzähl­te mir, daß er bewußt­los im Kran­ken­haus ange­kom­men ist. ‚Weni­ge Stun­den mehr, und ich weiß nicht, ob ich es noch erzäh­len könnte.‘“

Der Papst hat­te am Mitt­woch, dem 29. März, das Bewußt­sein ver­lo­ren und habe „das Schlimm­ste befürch­tet“, wie er sei­nem Freund anver­trau­te. Die­ses Mal sei es „knapp“ gewe­sen, wie sei­ne Wor­te von ita­lie­ni­schen Medi­en inter­pre­tiert werden.

Andrea Fer­ri, der Bru­der von Miche­le Fer­ri, hat­te eine Tank­stel­le betrie­ben, als er 2013 Opfer eines Raub­über­falls durch einen eige­nen Ange­stell­ten wur­de. Die Täter, ein Marok­ka­ner und ein Maze­do­ni­er, haben Fer­ris Bru­der dabei kalt­blü­tig erschos­sen. Die Täter wur­den gefaßt und zu lebens­lan­ger Haft bzw. zu 20 Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt. Damals kam es zum Kon­takt mit Papst Fran­zis­kus, der sich zur Freund­schaft ent­wickel­te. Seit­her tele­fo­nier­ten Miche­le Fer­ri und Papst Fran­zis­kus bereits 90 Mal miteinander.

„Fran­zis­kus ruft uns zu allen hohen Fest­ta­gen an. Am Kar­sams­tag klin­gel­te das Tele­fon um 11:20 Uhr.“

Das Tele­fon­ge­spräch dau­er­te „nur weni­ge Minuten“.

„‘Ich lebe noch’, hat er mir gesagt.“

Die Stim­me des Pap­stes habe jedoch „bes­ser“ geklun­gen als beim letz­ten Anruf davor, so Miche­le Ferri.

„Ich habe ihm gesagt: Du hast uns einen schö­nen Schrecken eingejagt!“

90 Tele­fon­an­ru­fe in zehn Jah­ren des Pon­ti­fi­kats erge­ben im Schnitt jedes Jahr neun Tele­fon­ge­sprä­che. „Ich den­ke, der näch­ste Anruf wird zum Jah­res­tag von Andre­as Tod am 4. Juni sein“.

Nach dem Tod sei­nes Bru­ders schrieb Miche­le Fer­ri dem Papst einen Brief, um ihn zu fra­gen, war­um so viel Leid über sei­ne Fami­lie gekom­men war. Die Fami­lie Fer­ri wur­de von Fran­zis­kus auch ein­mal in Pri­vat­au­di­enz empfangen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shot)

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