(Rom) Es werden immer mehr Details über den jüngsten Krankenhausaufenthalt von Papst Franziskus bekannt, während die offizielle Informationspolitik des Vatikans sehr zu wünschen übrigläßt.
Als Franziskus Ende März ins Krankenhaus gebracht werden mußte, präsentierten die Presseverantwortlichen des Heiligen Stuhls faktisch jeden Tag eine andere Darstellung. Das führte zu Spekulationen, daß der tatsächliche Grund ein ganz anderer war. Insider bestätigten, daß es um den Gesundheitszustand von Franziskus ziemlich schlecht bestellt sei. Solche Gerüchte lassen sich natürlich nicht überprüfen, weshalb sie nur mit Vorbehalt berichtet werden können. Tatsache ist, daß im Vatikan von verschiedener Seite zu hören ist, daß seine Lebenszeit nur mehr mit „Wochen oder Monaten“ angegeben wird.
Die Tageszeitung Il Resto del Carlino brachte es schließlich wie folgt auf den Punkt: Die Informationen des Vatikans, der Krankenhausaufenthalt sei wegen „geplanter Untersuchungen“ erfolgt oder wegen einer „infektiösen Bronchitis“, seien nur für „die Unbedarften“ gedacht gewesen.
Aus dem Krankenhaus entlassen, sagte Franziskus zu Journalisten, die ihn nach seinem Gesundheitszustand befragten, daß sie die Ärzten fragen sollten, weil er „solche Dinge nicht versteht“. Die behandelnden Ärzte sollten dann aber auch zu Wort kommen dürfen und nicht durch eine ihnen vom Vatikan auferlegte Schweigepflicht daran gehindert werden.
Der genannte Resto del Carlino berichtete am Ostermontag über den Michele Ferri, einen 52jährigen Informatiker aus Pesaro und Duzfreund des Papstes. Ferri erzählte der Tageszeitung, am Karsamstag einen Telefonanruf von Franziskus erhalten zu haben.
„Ich habe ihm gesagt: ‚Du hast uns einen schönen Schreck eingejagt‘ “, so Michele Ferri über sein Gespräch mit Franziskus:
„Er erzählte mir, daß er bewußtlos im Krankenhaus angekommen ist. ‚Wenige Stunden mehr, und ich weiß nicht, ob ich es noch erzählen könnte.‘“
Der Papst hatte am Mittwoch, dem 29. März, das Bewußtsein verloren und habe „das Schlimmste befürchtet“, wie er seinem Freund anvertraute. Dieses Mal sei es „knapp“ gewesen, wie seine Worte von italienischen Medien interpretiert werden.
Andrea Ferri, der Bruder von Michele Ferri, hatte eine Tankstelle betrieben, als er 2013 Opfer eines Raubüberfalls durch einen eigenen Angestellten wurde. Die Täter, ein Marokkaner und ein Mazedonier, haben Ferris Bruder dabei kaltblütig erschossen. Die Täter wurden gefaßt und zu lebenslanger Haft bzw. zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Damals kam es zum Kontakt mit Papst Franziskus, der sich zur Freundschaft entwickelte. Seither telefonierten Michele Ferri und Papst Franziskus bereits 90 Mal miteinander.
„Franziskus ruft uns zu allen hohen Festtagen an. Am Karsamstag klingelte das Telefon um 11:20 Uhr.“
Das Telefongespräch dauerte „nur wenige Minuten“.
„‘Ich lebe noch’, hat er mir gesagt.“
Die Stimme des Papstes habe jedoch „besser“ geklungen als beim letzten Anruf davor, so Michele Ferri.
„Ich habe ihm gesagt: Du hast uns einen schönen Schrecken eingejagt!“
90 Telefonanrufe in zehn Jahren des Pontifikats ergeben im Schnitt jedes Jahr neun Telefongespräche. „Ich denke, der nächste Anruf wird zum Jahrestag von Andreas Tod am 4. Juni sein“.
Nach dem Tod seines Bruders schrieb Michele Ferri dem Papst einen Brief, um ihn zu fragen, warum so viel Leid über seine Familie gekommen war. Die Familie Ferri wurde von Franziskus auch einmal in Privataudienz empfangen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia (Screenshot)