(La Paz) Nach einem Sturz, bei dem er sich drei Rippen gebrochen hat, liegt Kardinal Toribio Ticona Porco im Krankenhaus Arco Iris in La Paz. Laut dem ärztlichen Bericht ist der Gesundheitszustand des Kardinals, der unter ärztlicher Beobachtung steht, stabil.
Offenbar erlitt der Kardinal, ein Parteigänger der marxistischen Befreiungstheologie, zu Hause einen Unfall, als er am Montag nach dem Aufstehen hinfiel und erst am Dienstag feststellte, daß er sich drei seiner linken Rippen gebrochen hatte. Darauf wurde er ins Krankenhaus gebracht.
„Wir haben ihn in das Obrero-Krankenhaus gebracht und dann wurde er in das Arco Iris-Krankenhaus verlegt, wo er jetzt alle vorläufigen Analysen durchlaufen hat und weitere Tests durchgeführt werden müssen; im Moment ist der Kardinal stabil“, erklärte der Sekretär des Kardinals, Don Pablo Ponce, gegenüber einem bolivianischen Fernsehsender.
Der Purpurträger ist wegen seines Kardinalsranges die höchste Autorität der katholischen Kirche in Bolivien. Er weigerte sich nach dem Sturz, ins Krankenhaus zu gehen. Erst als die Schmerzen zunahmen, konnte er zu Untersuchungen bewogen werden.
Papst Franziskus kreierte Ticona Porco am 28. Juni 2018 zum einzigen bolivianischen Kardinal und zugleich ersten indigenen Kardinal des Landes. Die Ernennung Ticonas war heftig umstritten. Kirchliche Kreise bezeichneten ihn als „unwürdig“ wegen seiner politischen und theologischen Positionen, aber auch, weil ihm nachgesagt wird, im Konkubinat zu leben.
Kardinal Ticona unterhält gute Kontakte zu Evo Morales und dessen Bewegung für den Sozialismus (MAS). Morales gehörte auch zu den ersten, die Kardinal Ticona nach der Einlieferung in das Krankenhaus ihrer Solidarität versicherten. Morales, dessen Twitter-Account nicht ganz unbescheiden „Evo ist das Volk“ heißt, schrieb auf Twitter:
„Unsere Solidarität gilt Bruder Kardinal Toribio Ticona, einem wahren religiösen Führer der katholischen Kirche, der sich für die Kämpfe der Arbeiter, der indigenen Völker und der von der kirchlichen Führung ausgeschlossenen Völker einsetzt. Wir schließen uns den Gebeten für seine baldige Genesung an.“
Evo Morales Ayma (@evoespueblo).
Der MAS kontrolliert Bolivien seit 2006. Morales selbst war von 2006 bis 2019 Staats- und Regierungschef. Wegen des Vorwurfs des Wahlbetrugs und der Verfassungsbeugung mußte er zurücktreten, als ihm das Militär die Unterstützung aufkündigte. Für einige Monate ging er ins Exil, konnte aber nach kurzem wieder zurückkehren, da sein MAS bereits 2020 mit einem anderen Kandidaten die nachgeholte Präsidentschaftswahl gewann.
Papst Franziskus reiste 2015 nach Bolivien, um sich dort mit linken „Volksbewegungen“ aus aller Welt zu treffen. Morales, damals noch selbst Präsident, hatte die Ausrichtung des internationalen Treffens übernommen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: cancilleria.gob.bo (Screenshot)