Das Jahr 2022 endete schlecht, aber 2023 könnte noch schlimmer werden. Dies geht aus den von der Presseagentur Fides zusammengestellten Daten über die Verfolgung von Christen in der Welt hervor.
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 18 Missionare getötet, genauer gesagt zwölf Priester, drei Nonnen, ein Seminarist, ein Mönch und ein Laie. Was die geografische Verteilung betrifft, so kamen neun Menschen in Afrika ums Leben (vier in Nigeria, drei in der Demokratischen Republik Kongo, einer in Tansania und einer in Mosambik), acht in Nord- und Südamerika (vier in Mexiko, zwei in Honduras, einer in Bolivien und einer in Haiti) und einer in Asien, konkret in Vietnam.
Dem jüngsten Bericht von Release International vom 28. Dezember mit dem Titel „Persecution Trends 2023“ zufolge wird sich die Situation in Asien im laufenden Jahr aufgrund der Eskalation politischer Spannungen und des Extremismus weiter verschlechtern, insbesondere in China, Nordkorea, Indien, Pakistan, Afghanistan, Malaysia und Iran, wie Radio Free Asia am 4. Januar berichtete.
Besorgniserregend sind die Zwangsmaßnahmen, die Peking auf Geheiß von Präsident Xi-Jinping gegenüber Katholiken ausübt, die als „unpatriotisch“ bezeichnet werden. Das Christentum wird nicht nur als der Glaube einer Minderheit betrachtet, sondern auch als ein inakzeptables Glaubensbekenntnis in einem atheistischen und kommunistischen Land, denn – so die Behörden – „Religion schadet der Erziehung der Kinder“. Aus diesem Grund werden, mal unter dem Vorwand illegaler kultischer Aktivitäten, mal wegen illegaler finanzieller Aktivitäten, viele Gläubige verhaftet oder zumindest vorgeladen und verhört. Eltern und Lehrer werden aufgefordert, jeden, der an christlichen Aktivitäten beteiligt ist, den Behörden zu melden, während Unternehmen Bewerbern, die „christliche Überzeugungen“ äußern, keine Arbeitsplätze anzubieten haben.
In Nordkorea hingegen wird das Christentum als ein Instrument betrachtet, das von den westlichen Mächten zur „Kolonalisierung“ anderer Länder eingesetzt wird: Deshalb wird die Bevölkerung vor den Gefahren gewarnt, die von Priestern, Missionaren und der Bibel ausgehen. Nicht weniger gefährlich sind die Gruppen von Hindu-Nationalisten, die seit 2014, seit der Machtübernahme der Bhartiya Janata Partei, und in mehreren Bundesstaaten (wie Chhattisgarh, Gujarat, Haryana, Himachal Pradesh, Jharkhand, Kamataka, Madhya Pradesh, Odisha, Uttarakhand und Uttar Pradesh) zugenommen haben. Es wurden sogenannte „Antikonversionsgesetze“ erlassen, die in Wirklichkeit freiheitsfeindlich sind und zu politischen Zwecken und als Instrument der Repression und der Verfolgung eingesetzt wurden mit Verhaftungen, Razzien, Plünderungen und Hinrichtungen im Schnellverfahren.
Dem Bericht von Release International zufolge kommt es in Pakistan immer wieder zu Angriffen und Drohungen, einschließlich Blasphemievorwürfen, gezielten Tötungen, Gewalt durch den Mob, Zwangskonvertierungen und der Zerstörung von Gebetsstätten und Gräbern.
In Afghanistan hingegen ist die Lage so schwierig und gefährlich geworden, daß viele Christen geflohen sind oder „vorübergehend in den Nachbarländern leben, während die Verbliebenen untergetaucht sind“.
Die Religionsausübung ist auch in mehrheitlich muslimischen Staaten wie Malaysia und Iran faktisch verboten, wo Christen strengen Einschränkungen und ernsthaften Schwierigkeiten ausgesetzt sind.
Die World Watch List, die in zwei Tagen präsentiert wird, das sei vorweggenommen, bestätigt diesen Trend. Dies ist ein weiteres wichtiges Instrument, das von den Forschern der gemeinnützigen Organisation Open Doors entwickelt wurde und eine Liste der 50 Länder ist, in denen im Zeitraum zwischen dem 1. Oktober 2021 und dem 30. September 2022 weltweit die meisten Christen verfolgt wurden. Der Bericht wurde von einem unabhängigen internationalen Gremium, dem International Institute for Religious Freedom (IIRF), einer sorgfältigen Analyse unterzogen, das die Methodik, die Analyseverfahren und die Fragebögen, die bei der Erstellung des Berichts verwendet wurden, eingehend überwachte und bewertete. Wenn die Christenverfolgung weitergeht oder sogar zunimmt, dann ist das auch auf die Komplizenschaft eines schweigenden Westens zurückzuführen, der bereit ist, wegzuschauen, um so zu tun, als ob er die Brutalitäten, die von Ländern verübt werden, gegen die keine Sanktionen, keine Resolutionen und keine Beschränkungen verhängt werden, gar nicht sieht. Gute Wirtschaftsbeziehungen auf internationaler Ebene werden als wichtiger angesehen als der Schutz der Menschenrechte, die gnadenlos mit Füßen getreten werden. Das zeugt nicht nur von einer Perspektivenlosigkeit, sondern auch von einer großen Portion Heuchelei: Denn was heute in diesen Ländern mit den Christen geschieht, kann morgen woanders geschehen. Und dann wäre das Schweigen nicht länger ein Komplize, sondern selbst Opfer. Ungarn ist unter Viktor Orbán eine wirkliche Ausnahme.
Das Jahr 2023 zeigt, daß die Christenverfolgung fortgesetzt wird. Am gestrigen Sonntag haben Bewaffnete in Nigeria ein Pfarrhaus niedergebrannt. Darin befand sich Pfarrer Isaac Achi, der in den Flammen ums Leben kam. Sein Kooperator, Father Collins, weiterer Priester, der sich auch im Haus befand, konnte zwar aus dem brennenden Haus flüchten, wurde dann aber von den Angreifern vor dem Haus angeschossen.
Während Father Collins verletzt ins Krankenhaus gebracht wurde, konnte Father Achi nur mehr tot geborgen werden.
Text: Andreas Becker
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